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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'Année 1862 — 1863

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger Vasengemälde der kaiserlichen Ermitage
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https://doi.org/10.11588/diglit.12432#0103
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fi9

Aber auch wenn einzelne Mà'nner1, einzelne Jiinglinge oder Knaben2 in verschiedener Weise
damit in Verbindung gesetzt sind, oder wenn der Hase zwischen Jiinglingen als Geschenk aus-
getauscht wird3, kann es hiernach nicht zweifelhaft bleiben, dass er da dieselbe Bedeutung liât.

Wenn daher ein Hase bei der Begegnung von Poséidon und Ainymone*, oder bei dem
Angriff des Nessos auf Deianeira3 gegenwartig ; wenn er dem von seinen Miiben ausruhenden
Herakles beigegeben ist6, der sich, wie bekannt7, in diesem Zustand jeder Art materieller Ge-
niisse mit nicht geringerer Energie hinzugeben pflegt, als sonst heroischen Thaten; wenn ein
Hase die von Madchen und Jiinglingen aufgefuhrten orgiastischen Tiinze belauscht8, oder wenn
er der ruliigon Unterhaltung eines Mannes und einer Frau beiwohnt9, so wird in Folge der
gegebcnen Nacbwoise Niemand iin Ungewissen bleiben, was die Kiinstler damit sagen wollten10.

Weniger allgemein kann dieselbe Bedeutung dièses Thiers bei einer anderen Sitte der alten
Kunst vorausgesetzt worden. Dem Bediirfniss, den léeren Raum zu fiillen, welcher unter den
Fiissen grosserer galoppirender Thiere, von denen Wagen gezogen werden oder auf denen Je-
mand reitet, der Natur der Sache nach jeder Zeit vorhanden ist, suchte sie bekanntlich nichl

t Gerhard: Auserl. Vasenb. Taf. 270, 3.

•2 In sieben Vasenbildern bei Gerhard: Auserl.
Vasenb. Taf. 275. Gargiulo: Rec. des mon. To. II.
Pl. 72. Musée étr. du Pr. L. Bonaparte X° 1013.
1425. Jausseu: Monum. van het Mus. le Leyden
p. 177. N° 182-i. Jahn: Vasensamml. Konig Lud-
wigs N° 603. Cataloghi del Mus. Cainpana, Sala J.
N" 297.

3 Auf zwei Vasen, Gerhard: Auserl. Vasenb.
Taf.280. Jahn: Vasensamml. Kijnig Ludwigs N°603.

4 Elite céramogr. To. III. Pl. 27. Allerdings
wird die Frau, in deren Nà'he der Hase auftritt, wahr-
scheinlicb Aphrodiie sein. Allein selbst wenn er dem-
nach zuniichst als Attribut dieser Gottin gedacht
wâre, so wiirde dies doch imnier auf dasselbe hin-
auslaufen.

5 Gerhard: Auserl. Vasenb. Taf. 117. N° 1.

o Dubois Maisonneuve: Introd. à l'étude îles
vas. Pl. 35.

7 Compte-rendu de la connu, arch. pour l'année
1860. p. 22. 37.

s Mon. pubbl. dall' Inst. arch. To. 1. Tav. 32.
Mus. Gregor. To. I. Tav. 102. Wieseler: Denkm.
Th. I. X" 335. Guigniaut: Rel: de Tant. Pl. 155.
N" 593c-f'. Canina: Etruria marittima Tav. SI.
Stephani: Ausruh. Herakles p. 22. X" 3.

<) Jahn: Vasensamml. Konio- Ludwigs X° 73 7.

10 Als Repraesentant aphrodisischen Genusses,
nicht als Speise. wird der Hase auch auf einem ro-
mischen Sarkophag (Garrucei: Mus. Lateran. Tav.
30.) zu einem iippigen Gastmahl herzugebracht. Demi
er ist lebendig und wird nicht, wie die Speisen, auf
einer Schiissel getragen. Dasselbe gilt von dem in
Africa gefundenen Grabstein eines n'imischen Solda-
ten, auf welchem desscn kleiner Sohn einen Hasen
herbeibringt, wahrend die Tochter eine Taube und
eine Weintraube in den Handen hait. Revue arehéol,
1863. Pl. 8.
 
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