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Allein anderer Seils fehlt es (loch auch nicht ganz an Spuren ^on der gewohnlichen Be-
nutzung der Dichter. Ich will hier auf den schon oben ' bespro'chenen Ausdruck olgxcç Sîâap^a-.
keinen Werih legen, da es sich dabei nicht um ein Elément der Composition selbst handelt.
Allein eine nahere Betrachtung verdienen die weinenden Satyrn2. Ich weiss nicht, ob es gelingen
wird, in dem ungeheuern Vorrath von Satyr-Gestalten, den uns die alte- Kunst hinterlassen hat,
auch nur eins dieser Geschopfe, abgesehen von Satyr-Kindern, nachzuweisen, welch.es weint.
Satyrn, welche Entsetzen, Furcht, Betruhniss in verschiedenem Grade durch Geberden und Mienen
ausdriicken, sind in mehr als hinreichendor Zabi auf uns gekommen. Einen Satyr jedoch, der
deutlich weint, .ware ich nicht im Stande nachzuweisen. So vie] wenigstens ist vollkommen
gevviss, dass in keinem der Kunstwerke, welche die in Rede stehende Scène darstellen, ein
solcher auftritt.
Man kô'nnte also vermuthen, es verhalte sich mit diesem keinen der Satyrn, wie mit dem
schon besprochenen Là'cheln des Apollon, wenn nicht ein Zusammentrcfi'en, das man doch nicht
ohne ^eheres fur zufiillig hallen kann, einen anderen Vordacht erweckte.
Wir haben schon oben3 die Sage kennen gelernt, nach welcher der Fluss Marsyas ans den
Thrà'nen der Satyrn cntstandcn sein sollte. Dièse Sage findet sich zuerst bei Ovid und ausser
ihm nur noch bei Lactantius Placidus und einem Vaticanischen Mythographen, deren Worte
den unzweideutigen Beweis liefern, dass sie uninittelbar Ovid ausgeschrieben haben. Ueberdies
trà'gt dieser ganze Zug der Sage so sehr das Geprâge dièses Dichters, dass ich keinen Anstand
nehme, ihn fiir den Erfinder zu erklaren.
Werden wir aber schon hierdurch darauf hingewiesen, dass auch unser Rhetor dièse Thrà'-
nen ans Ovid entlehnt haben môge, so bestârkt er selbst einen solchen Verdacht noch mehr
dadurch, dass sich bei ihm die Erwahnung jener Thranen uninittelbar an die des Elusses Marsyas
anschliesst und so den Gedanken an einen àhnlichen inneren Zusanimenhang beider Elemente,
wie er bei Ovid Statt findet, wenigstens sehr nahe legt.
Sehen wir jedoch von diesen Thranen der Satyrn und einigen iiberschwenglichen Redens-
arten ab, so enthalt dièses Bild des Rhetors in der That Nichts, was sich nicht auch in den
1 Siehe oben p. 84.
2 Imag. 3. aùxcû y.al o TOTa^c? xoû Mapau'a
t7]v èx:«vu^.cav àjj.£t<j)Mv. b'pa jjloc jtal tt]v outu-
pov àye>.ï]v, da -ÇYjvoûvxe; tcv Majcrjav yetfçdi-
cpaTa'., emcpaivcvTsç tc ayéçaycv y.ai avs-
3 Siehe oben p. 113.
Allein anderer Seils fehlt es (loch auch nicht ganz an Spuren ^on der gewohnlichen Be-
nutzung der Dichter. Ich will hier auf den schon oben ' bespro'chenen Ausdruck olgxcç Sîâap^a-.
keinen Werih legen, da es sich dabei nicht um ein Elément der Composition selbst handelt.
Allein eine nahere Betrachtung verdienen die weinenden Satyrn2. Ich weiss nicht, ob es gelingen
wird, in dem ungeheuern Vorrath von Satyr-Gestalten, den uns die alte- Kunst hinterlassen hat,
auch nur eins dieser Geschopfe, abgesehen von Satyr-Kindern, nachzuweisen, welch.es weint.
Satyrn, welche Entsetzen, Furcht, Betruhniss in verschiedenem Grade durch Geberden und Mienen
ausdriicken, sind in mehr als hinreichendor Zabi auf uns gekommen. Einen Satyr jedoch, der
deutlich weint, .ware ich nicht im Stande nachzuweisen. So vie] wenigstens ist vollkommen
gevviss, dass in keinem der Kunstwerke, welche die in Rede stehende Scène darstellen, ein
solcher auftritt.
Man kô'nnte also vermuthen, es verhalte sich mit diesem keinen der Satyrn, wie mit dem
schon besprochenen Là'cheln des Apollon, wenn nicht ein Zusammentrcfi'en, das man doch nicht
ohne ^eheres fur zufiillig hallen kann, einen anderen Vordacht erweckte.
Wir haben schon oben3 die Sage kennen gelernt, nach welcher der Fluss Marsyas ans den
Thrà'nen der Satyrn cntstandcn sein sollte. Dièse Sage findet sich zuerst bei Ovid und ausser
ihm nur noch bei Lactantius Placidus und einem Vaticanischen Mythographen, deren Worte
den unzweideutigen Beweis liefern, dass sie uninittelbar Ovid ausgeschrieben haben. Ueberdies
trà'gt dieser ganze Zug der Sage so sehr das Geprâge dièses Dichters, dass ich keinen Anstand
nehme, ihn fiir den Erfinder zu erklaren.
Werden wir aber schon hierdurch darauf hingewiesen, dass auch unser Rhetor dièse Thrà'-
nen ans Ovid entlehnt haben môge, so bestârkt er selbst einen solchen Verdacht noch mehr
dadurch, dass sich bei ihm die Erwahnung jener Thranen uninittelbar an die des Elusses Marsyas
anschliesst und so den Gedanken an einen àhnlichen inneren Zusanimenhang beider Elemente,
wie er bei Ovid Statt findet, wenigstens sehr nahe legt.
Sehen wir jedoch von diesen Thranen der Satyrn und einigen iiberschwenglichen Redens-
arten ab, so enthalt dièses Bild des Rhetors in der That Nichts, was sich nicht auch in den
1 Siehe oben p. 84.
2 Imag. 3. aùxcû y.al o TOTa^c? xoû Mapau'a
t7]v èx:«vu^.cav àjj.£t<j)Mv. b'pa jjloc jtal tt]v outu-
pov àye>.ï]v, da -ÇYjvoûvxe; tcv Majcrjav yetfçdi-
cpaTa'., emcpaivcvTsç tc ayéçaycv y.ai avs-
3 Siehe oben p. 113.