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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1863 — 1864

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Stephani, Ludolf: Erklärung der im Jahre 1862 bei Kertsch gefundenen Gegenstände
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https://doi.org/10.11588/diglit.12431#0200
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verwenden'. Wenn wir aber dieselben Gedanken auch in lyrischen Stellen des Drama's wieder-
finden, so braucht doch wohl kaum erst hervorgehoben zu werden, dass dies nicht eine Anwen-
dung von Seiten dramatischer Darstellung, sondern nur von Seiten der Lyrik im Drama ist.

Die Satyrn werden bekanntlich von einer gewissen Art des Drama's so wie von gewissen
Gattungen der bildenden und zeichnenden Kunst in der ausgedehntesten Weise auch bei der
Darstellung solcher Sagen verwendet, denen sie, abgesehen von diesen künstlerischen Darstellungen,
fremd waren, während weder die Tragoedie, noch das Epos oder die Lyrik auf diesen Gebrauch
eingegangen sind. Allein dass auch zwischen der Art und Weise, in welcher sie in diesen
Fällen vom Drama verwendet worden sind, und zwischen dem Gebrauch der bildenden und
zeichnenden Kunst sehr bedeutende, principielle Verschiedenheiten Statt finden, glaube ich ander-
wärts2 gezeigt zu haben.

Fast endlos ist der Reichthum an Local-Personificationen, so wie an Personificationen ab-
stracter, namentlich ethischer Begriffe, von denen die Dichtkunst und die bildende und zeich-
nende Kunst, indem sie dieselben eigenmächtig bei der Darstellung von Heroen- oder Götter-
Sagen hinzufügten, bald einen gleichmässigen, bald einen nur ähnlichen, bald einen ganz ver-
schiedenen Gebrauch gemacht haben.

Um aus der ersteren Classe nur ein einzelnes Beispiel hervorzuheben, so spielen bekannt-
lich die Skopiae namentlich in den späteren Wandgemälden eine nicht unbedeutende Rolle, wäh-
rend sie der Dichtkunst vollkommen fremd sind3, und Nike sehen wir, um auch ein dem anderen
Gebiet entnommenes Beispiel hinzuzufügen, in den Werken der bildenden und zeichnenden Kunst
von sehr alter bis in die späteste Zeit bei Ereignissen der verschiedensten Art in einer Weise
als Opferdienerin auftreten, von welcher die Sage so wenig Etwas weiss, als die Dichtkunst4.

Wenn es also Aufgabe der künstlerischen Syntax ist, die Grundsätze aufzusuchen, von
welchen sich die Alten hierbei im Einzelnen haben leiten lassen, so wird diese Aufgabe gewiss
nicht vollständig gelöst werden können, wenn nicht zugleich berücksichtigt wird, in welchem

1 Compte - rendu de la commission arch. pour
l'année 1860. p. 54—79.

2 Bull, hist.-phil. de l'Acad. des scienc To. XII.
p. 257—291. = Mél. gréco-rom. To. I. p. 523 —
566.

3 Siehe meine Bemerkungen im Bull, hist.-phil.
To. XII. p. 300—3 06. = Mél gréeo-rom. To. i.
p. 578—586. Nimbus und Strahlenkranz p. 67.
123. Compte-rendu de la eomm. areh. pour l'année
1862. p. 118. und Heibig: Arch. Zeit. 1863. p. 117.

4 Stephani: Der ausruhende Herakles p. 257.
 
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