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Hand hält, ist jugendlich gebildet; allein sein Kopf ist nach Zoega's Bemerkung modern. Der
andere, dessen Kopf bärtig und antik ist, führt mit der linken Hand ein Pferd und ist von einem
il und begleitet. In der Rechten hält er, wie derselbe Gelehrte bemerkt hat, zwei Jagdspiesse,
nicht wie W inckelmann glaubte, eine Fackel.
Winckelmann vermuthete, dass die gegenwärtig mit einem jugendlichen Gesicht versehene,
männliche Gestalt den herangewachsenen Hippothoon darstelle, welcher, mit einem Begleiter auf
der Jagd begriffen, auf die unterhalb der Quelle sitzende Amme gestossen sei und von dieser
über seine Abkunft und das Schicksal seiner Mutter unterrichtet werde. Hr. \\ eicker hält den
bärtigen Mann für Theseus und meint, es sei dargestellt, wie ihm von der Amme die Abkunft
des Hippothoon bestätigt werde, worauf er diesem, den Hr. Welcker ebenfalls in der jugend-
lichen Figur dargestellt glaubt, die Herrschaft über Eleusis übergeben werde.
Diese Aulfassung Hrn. Welcker's erweist sich, um von vielem Anderen zu schweigen,
sein m dadurch als völlig unmöglich, dass Theseus, abgesehen von den allerällesten Kunstwerken,
namentlich den Vasengemälden mit schwarzen Figuren, nie bärtig dargestellt wurde1 und daher
auch in der zuerst betrachteten Scene dieses Reliefs, wo der Kopf antik ist, ohne Bart ist.
Der Deutung Winckelmann's steht hauptsächlich das Bedenken entgegen, dass auf diese
Weise ein ganz unwesentliches und selbst der Zeit nach von den beiden anderen Scenen zu
weit entferntes Ëreigniss dargestellt wäre.
Wir werden vielmehr annehmen müssen, dass Poseidon, damit sein Sohn nicht fortfahre,
mit seiner eigenen Geliebten Umgang zu pflegen, die Alope, unmittelbar nachdem sie mit Theseus
der Liebe genossen halle, in dessen Abwesenheit m eine Quelle verwandelt hat. Der junge Heros,
den wir in der vorderen männlichen Figur zu erkennen haben, hat daher seine Geliebte, als er
zu ihr zurückkehren wollte, nicht mehr angetroffen, sich desshalb an den als bärtigen .Mann
dargestellten Hirten gewendet, bei welchem der kleine Hippothoon verweilt, und ist nun mit
diesem ausgezogen, um Llope abermals aufzusuchen. Auch hat er die Stute, die ihm schon
ein .Mal denselben Dienst geleistet hat, von Neuem als Führerin mit sich genommen. So ist er
mit seiner Begleitung zu der unterhalb der Quelle sitzenden Amme gelangt, deren Kopf in
besserer üebereinstimmung mit der Sitte der römischen Relief-Darstellungen zu restam iren gewe-
sen wäre, und diese verkündet ihm eben das Schicksal seiner Geliebten.
Wenn nun Hr. Welcker auch von dieser Darstellung der Mope-Sage behauptet, sie sei
l Siehe Stephani: Der Kampf zwischen Theseus und Minotauros p. .'i2. Iii). 73. 77.
Hand hält, ist jugendlich gebildet; allein sein Kopf ist nach Zoega's Bemerkung modern. Der
andere, dessen Kopf bärtig und antik ist, führt mit der linken Hand ein Pferd und ist von einem
il und begleitet. In der Rechten hält er, wie derselbe Gelehrte bemerkt hat, zwei Jagdspiesse,
nicht wie W inckelmann glaubte, eine Fackel.
Winckelmann vermuthete, dass die gegenwärtig mit einem jugendlichen Gesicht versehene,
männliche Gestalt den herangewachsenen Hippothoon darstelle, welcher, mit einem Begleiter auf
der Jagd begriffen, auf die unterhalb der Quelle sitzende Amme gestossen sei und von dieser
über seine Abkunft und das Schicksal seiner Mutter unterrichtet werde. Hr. \\ eicker hält den
bärtigen Mann für Theseus und meint, es sei dargestellt, wie ihm von der Amme die Abkunft
des Hippothoon bestätigt werde, worauf er diesem, den Hr. Welcker ebenfalls in der jugend-
lichen Figur dargestellt glaubt, die Herrschaft über Eleusis übergeben werde.
Diese Aulfassung Hrn. Welcker's erweist sich, um von vielem Anderen zu schweigen,
sein m dadurch als völlig unmöglich, dass Theseus, abgesehen von den allerällesten Kunstwerken,
namentlich den Vasengemälden mit schwarzen Figuren, nie bärtig dargestellt wurde1 und daher
auch in der zuerst betrachteten Scene dieses Reliefs, wo der Kopf antik ist, ohne Bart ist.
Der Deutung Winckelmann's steht hauptsächlich das Bedenken entgegen, dass auf diese
Weise ein ganz unwesentliches und selbst der Zeit nach von den beiden anderen Scenen zu
weit entferntes Ëreigniss dargestellt wäre.
Wir werden vielmehr annehmen müssen, dass Poseidon, damit sein Sohn nicht fortfahre,
mit seiner eigenen Geliebten Umgang zu pflegen, die Alope, unmittelbar nachdem sie mit Theseus
der Liebe genossen halle, in dessen Abwesenheit m eine Quelle verwandelt hat. Der junge Heros,
den wir in der vorderen männlichen Figur zu erkennen haben, hat daher seine Geliebte, als er
zu ihr zurückkehren wollte, nicht mehr angetroffen, sich desshalb an den als bärtigen .Mann
dargestellten Hirten gewendet, bei welchem der kleine Hippothoon verweilt, und ist nun mit
diesem ausgezogen, um Llope abermals aufzusuchen. Auch hat er die Stute, die ihm schon
ein .Mal denselben Dienst geleistet hat, von Neuem als Führerin mit sich genommen. So ist er
mit seiner Begleitung zu der unterhalb der Quelle sitzenden Amme gelangt, deren Kopf in
besserer üebereinstimmung mit der Sitte der römischen Relief-Darstellungen zu restam iren gewe-
sen wäre, und diese verkündet ihm eben das Schicksal seiner Geliebten.
Wenn nun Hr. Welcker auch von dieser Darstellung der Mope-Sage behauptet, sie sei
l Siehe Stephani: Der Kampf zwischen Theseus und Minotauros p. .'i2. Iii). 73. 77.