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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'Année 1866 — 1867

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Stephani, Ludolf: Erklärung einer im Jahre 1865 im südlichen Russland gefundenen Gegenstände
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https://doi.org/10.11588/diglit.11443#0065
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aufbewahrte schwarze etruskische Vase von der Form eines Vogels mit menschlichem, bârtigen
Kopf '.

Die grossie Scb.wierigk.eit jedoch biotet die Sonderung der Scirenen von den Harpyien.
Denn bekanntlich wurde diesen nicht nur sehr hà'ufig eine ganz alinliche Gestalt verliehen, wie
jenen, indein man sic niclit nur als gefliigelte Jungfrauen, sondorn auch als Vô'gel mit weiblichcm
Oberkorper dachte, sondern sie liattcn auch das mit den Scirenen gemein, dass sie, wenn auch
nicht durch siisse Ueberredung, aber doch durch gcwaltthà'tiges Wegràffen dem Menschen e.ben-
i'alJs Tod und Verderben bringen sollten 2.

Zwar fehlt es nicht an Kunstwerkon, in denen man die mit weiblichen Kô'pfen oder Ober-
kôrpern versehenen Vôgel mit voiler Sicherheit oder doch mit iiberwiegender Wahrseheinliehkeit
als Harpyien, nicht als Scirenen bezeichen kann. und namentlich gehort das sogenannte Harpyién-
Denkmal in Xanthos hieher, da die an demselben dargestellten Vogel mit weiblichen Oberkô'rpern
eben menschliche Gestaltcn gewaltsam davon tragen, also gerade das ganz eigentlich den Harpyien
zukommende Geschà'ft verrichten 3.

Nicht weniger gewiss ist es, dass die ganz à'bnliche Gestalt, welche der Verfertiger der
bekannten Vaticanischen Handschrift des Virgil der Schildcrung beigegeben liât4, welche dieser
Dichter von der UnterWelt macht5, eine Harpyie ist; und daraus ergiebt sich weiter, dass auch
auf einem geschnittenen Steine der kon. Sammlung in Berlin, auf welcher Serapis von Kerberos
und von einem mit weiblichcm Kopf und Armen versehenen Vogel umgeben zu sein scheint6,
eben so gut eine Harpyie, als eine Seirene gemeint sein kann.

Auch das kann im Allgemeinen nicht wohl einem Zweifel unterliegen, dass wir, wenn wir

1 Gerhard: Neuerw. Denkm. Heft II. p. 2t.
Nu 1647.

2 Das Wichtigste in BetrefT der Harpyien findet
man zusammengestellt von Voss: Mythol. Briefe Th. I.
p. 223 —2o8. Jahn: Arch. Beitr. p. 101—104.
Preller: Griech. Myth. Th. I. p. 43G. Wieseler:
Mem. dell' Inst. arch. To. II. p. 421. Von Kunstwer-
ken, in denen sie aïs gefliigelte Frauen dargestellt
sind, ist namentlich die im Bull, dell' Inst. arch. 1865.
p. 50. beschriebene Vase nachzutragen.

3 Fellows: Asia minor, 1839. p. 232. Discov.

in Lycia, 1840. p. 170. Arch. Zeit. 1843. Taf. 4.
1855. Taf. 73. Mon. pubbl. dall' Inst. arch. To. IV.
Tav. 3. The mus. of class. ant. To. 1. p. 191. 253.
Ganina: Etrur. marittima Tav. 134. Milman: FIo-
rat. Op. p. 337.

4 Mai: Pict. ant. Virg. Tab. 46.

5 Aen. VI, 289.

Gorgones, Harpyiaeque et forma tricorporis

umbrae.

6 Winckelmann: Pierr gr. du feuStosch p. 43.
N° 64. Tôlken: Verzeichn. p. 21. N° 74.
 
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