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Untersuchung nur zu noch weiterer, sehr gewichtiger Bestâtigung dienen. Denn
selbst wenn wir nicht schon wiissten, womit Pheidias dièse Liicke geMlt hatte.
und selbst wenn sie gross genug fur jene Supplemente gewesen wâre, so wâre we-
nigstens so viel ohnehin gewiss, dass ein solcher Meister niemals daran denken
konnte, dem Pferde-Gespann der einen Seite ein in allem Wesentlichen gleiches
Gespann auf der anderen gegenûber zu stellen. Aucli wiirde dièse Combination
durch die Voraussetzung von Seepferden auf der einen Seite kaum etwas Wesent-
liches von ihrer geistlosen Einformigkeit verlieren. Ja, dièse Voraussetzung wird
dadureh, dass als Ort der Handlung doch nothwendig das Erechtheion gedacht ist
und Seepferde meines Wissens das Land nicht zu betreten pfiegen, noch bedenkli-
cher. Die Gewohnheit der Delphine aber erlaubt nattirlich keinen Schluss auf die
der Seepferde.
Ausserdem wâren offenbar in der wunderlichsten und ungesundesten Weise gar
nicht zusamnien gehôrende Vorstellungen mit einander vermengt, wenn die beiden
im Erechtheion heimischen Gottheiten auf ihren Wagen eben dahin zum Wettstreit
gekommen dargestellt gewesen wâren, da dieser doch nicht im ersten Moment ihrer
Ankunft Statt finden konnte und jedenfalls nicht der Zweck ihrer Ankunft, sondera
nur eine ausserhalb dièses Zwecks liegende nachtragliche Folge derselben war.
Wenn wir die Gottinnen zum Paris-Urtheil auf den Ida zu Wagen kommen sehen
so geschieht dies doch nur, weil eben nicht sie. sondern Paris dort heimisch ist.
und weil ihre Ankunft keinen anderen Zweck hat, als den der Theilnahme an
dem Wettstreit. .
Das Aergste aber ist, dass man in Folge hiervon Amphitrite gar zur Wagenlen-
kerin des Poséidon machte, indem man ihre Stellung mit der, welche der Nike
gegeben war, identificirte und es also fur môglich hielt, dass ein Kiinstler, me Phei-
dias, daran habe denken kônnen, zur Darstellung von zwei einander in derselben
Gruppe entsprechenden Personen wirklich zwei Mal dasselbe Motiv zu verwenden;
dass man dies that, obgleich Amphitrite durch die vôllig senkrechte und nicht im
i Zu dem von mir im Compte-rendu de la Vasengemàlde ist jetzt noch ein zweites im Rhein.
comm. arch. pour l'ann. 18(51. Pl. 3. publicirten Mus. Th. XXIX. p. 309. g-ekommen.
Untersuchung nur zu noch weiterer, sehr gewichtiger Bestâtigung dienen. Denn
selbst wenn wir nicht schon wiissten, womit Pheidias dièse Liicke geMlt hatte.
und selbst wenn sie gross genug fur jene Supplemente gewesen wâre, so wâre we-
nigstens so viel ohnehin gewiss, dass ein solcher Meister niemals daran denken
konnte, dem Pferde-Gespann der einen Seite ein in allem Wesentlichen gleiches
Gespann auf der anderen gegenûber zu stellen. Aucli wiirde dièse Combination
durch die Voraussetzung von Seepferden auf der einen Seite kaum etwas Wesent-
liches von ihrer geistlosen Einformigkeit verlieren. Ja, dièse Voraussetzung wird
dadureh, dass als Ort der Handlung doch nothwendig das Erechtheion gedacht ist
und Seepferde meines Wissens das Land nicht zu betreten pfiegen, noch bedenkli-
cher. Die Gewohnheit der Delphine aber erlaubt nattirlich keinen Schluss auf die
der Seepferde.
Ausserdem wâren offenbar in der wunderlichsten und ungesundesten Weise gar
nicht zusamnien gehôrende Vorstellungen mit einander vermengt, wenn die beiden
im Erechtheion heimischen Gottheiten auf ihren Wagen eben dahin zum Wettstreit
gekommen dargestellt gewesen wâren, da dieser doch nicht im ersten Moment ihrer
Ankunft Statt finden konnte und jedenfalls nicht der Zweck ihrer Ankunft, sondera
nur eine ausserhalb dièses Zwecks liegende nachtragliche Folge derselben war.
Wenn wir die Gottinnen zum Paris-Urtheil auf den Ida zu Wagen kommen sehen
so geschieht dies doch nur, weil eben nicht sie. sondern Paris dort heimisch ist.
und weil ihre Ankunft keinen anderen Zweck hat, als den der Theilnahme an
dem Wettstreit. .
Das Aergste aber ist, dass man in Folge hiervon Amphitrite gar zur Wagenlen-
kerin des Poséidon machte, indem man ihre Stellung mit der, welche der Nike
gegeben war, identificirte und es also fur môglich hielt, dass ein Kiinstler, me Phei-
dias, daran habe denken kônnen, zur Darstellung von zwei einander in derselben
Gruppe entsprechenden Personen wirklich zwei Mal dasselbe Motiv zu verwenden;
dass man dies that, obgleich Amphitrite durch die vôllig senkrechte und nicht im
i Zu dem von mir im Compte-rendu de la Vasengemàlde ist jetzt noch ein zweites im Rhein.
comm. arch. pour l'ann. 18(51. Pl. 3. publicirten Mus. Th. XXIX. p. 309. g-ekommen.