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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1872 — 1875

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1871 im südlichenn Russland gefundener Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.11859#0166
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Ihr gegenûber steht, ebenfalls in vollkommen ruhiger Haltung und nach dem
Baum hin gewendet, der bârtige Gott des Meeres. Er setzt nach seiner Gewohn-
heit das linke Bein, auf dessen Schenkel ein kleines Gewandsttick liegt, auf einen
vor ihm befindlichen Stein, wâhrend sein Kôrper auf dem rechten Bein ruht. Die
redite Hand hait den auf den Boden gestemmten Dreizack, dessen Spitzen jedoch
nicht zu sehen sind, und die linke reicht er der Athena hin.

Offenbar haben wir hier nichts Anderes, als eine Verwâsserung der Composi-
tion des Pheidias vor uns, welche jedoch die Praetension erhebt, fur eine neue
Composition zu gelten. Wie bei Pheidias, so ist auch hier der Oelbaum als Haupt-
Element in die Mitte des Ganzen gestellt; die beiden Gôtter aber ebenfalls, wie
dort, an beide Seiten des Baums vertheilt und einander zugewendet. Doch haben
sie. um den Schein der Selbststandigkeit einigermaassen zu bewahren, die Platze
vertauschen mtissen und statt des Moments, in welchem sie, noch von Eifersucht
entbrannt, die heiligen aû^oXa eben hervorbringen, ist ein etwas spâterer Moment
gewahlt. in welchem sie sich, nachdem Athena gesiegt hat, bereits wieder versôh-
nen. Das Pferd aber hat ganz weichen mussen, da es in der auf so wenige Ele-
mente zurûckgefûhrten Composition die Symmetrie des Ganzen gestôrt haben wiirde.

Tn welcher anderen Absicht also hatte wohl Hadrian eine in Rom gepragte
Denk-Munze mit einer Darstellung dieser Art versehen lassen konnen, als in der,
um die Nachricht auf die Nachwelt zu bringen, dass er bei seinen Bemûhungen.
Athen zu seinem alten Glanze zurûckzufûhren, auch eine Gruppe dieser Art habe
aufstellen lassen? Und muss man dann nicht vermuthen, dass dies eben die Gruppe
ist, welche Pausanias auf der Burg von Athen sah1?

Dieselbe Gruppe aber finden wir nun seit jener Zeit nicht seiten auch in anderen
Kunstwerken. bald genauer, bald freier und selbst mit einer gewissen Benutzung des
von Pheidias selbst herruhrenden Originals wiederholt.

Vor Allem ist in dieser Beziehung eine Eeihe spâter attischer Bronze-Miinzen zu
nennen. Tch glaube bis jetzt vier verschiedene Stempel unterscheiden zu konnen, ob-

1 Aus der Fiïlle grosser Bronze-Mûnzen von von ihm in Rom erbauten Tempel der Roma und
ganz âlmlicher Bedeutung will ich nur eine her- der Venus hat pràgen lassen. Siehe Eckhel :
vorheben, welche Hadrian zum Andenken an den Doctr. Numm. To. VI. p. 510.
 
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