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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1873 — 1876

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1872 im südlichen Russland gefundenen Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.11860#0073
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schon mit der ausdrticklichen Angabe des Dichters im entschiedensten Widersprach
stehen wiirde, so wttrde sich noch Hberdîes der, welcher die Anfertigung des Denk-
mals besorgte, einer unglaublichen Treulosigkeit gegen den Todten schuldig gemacht
haben, indem er dann zwar das Bild seiner Anordnung gemàss hâtte anfertigen, die
Erreiehung der damit verbundenen Absicht aber durch das beigefûgte Epigramm
unmôglich rnachen lassen.

Etwas ganz Anderes ist es, wenn der Dichter, nachdem er uns liber die wirk-
liche Bedeutung des Bildes genaue Auskunft gegeben hat, in den beiden letzten
Versen seinen persônlichen Zweifel an der Gilltigkeit des religiosen Glaubens ans-
spricht, auf welchem dieselbe fusst. Dasselbe fmden wir an Hunderten der spateren
Grabdenkmaler, von denen ich eine lrinreichende Answahl in der mehr erwâhnten
Abhandlung zur Sprache gebracht habe, und jedenfalls ist es fur die Bedeutung
eines Bildes vôllig gleichgïïltig, wenn ein Dritter. nachdem er uns dieselbe mitge-
tbeilt hat, seinen eigenen Zweifel nicht an dieser Bedeutung des Bildes, sondern an
der Giiltigkeit der religiosen Anschauung. welche derselben zu Grande liegt, zu
erkennen giebt. Aus diesem Zweifel eines Dritten an der Richtigkeit des religiosen
Glaubens, von welchem nach seinem eigenen Zeugniss ein Yerstorbener bei seinen
Anordnungen in Beti-eff der Ausschmitckung seines Grabdenkmals ausging. den
Schluss ziehen, dass dieser Schmuck gar nicht jene Bedeutung haben konne, was
man, so unglaublich es klingt. wirklich gethan hat1, ist ganz dasselbe, als wenn
wir daraus, dass irgend ein alter Philosoph die Existenz des Zeus bezweifelt hat.
den Schluss ziehen wollten, dass ein Bild dièses Gottes, dem sein Verfertiger selbst
den Namen des Zeus beigeschrieben hat, doch diesen Gott nicht darstellen konne.
Gewiss eine glanzende Probe scholastischer Logik.

Bis jetzt also sind sechs Grabdenkmaler bekannt, welche sich theils durch ein-

i Ann. dell' Inst. areh. To. XXXII. p. 378.

„ Il medesimo errore vien commesso neffl inter-
„pretazione cV uri altra iscrizione, nella quale
„e ddto precisamente, che un avaro si si a fatto
..mffigurare in un tal riposo, quale durante la
„vita egli non si sia concesso mai; e che non

„abbia nessuna speranza d'ottenere un tal ri-
„poso dopo la morte, lo dimostrano assai cliia-
„ranicntc le ultime parole :

„Sed quid defunctisprodest genialis imago?
„hoc pot'ms ritu vivere debuerant."
 
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