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zu erstïeben, gerneint sein kann. Demi dass wir die Krânze in alten Kunstwerken
den Kampfenden auch als Aufmunterung zu einem erst zu erringenden Sieg, sogar
dann dargeboten selien, wenn dieser Sieg nicht einmal errungen werden wird, weiss
jeder aufmerksame Beobachter1.
Gewiss aber ist das Gemalde N° 131 nach der Analogie der beiden sclion
oben2 besprochenen alterthûmlichen Bilder zu bcurtheilen, welche Hêrakles im
Kampfe mit Nessos und mit der Hydra darstellen. Theseus hat hier den Mara-
thonischen Stier augenscbeinlich bereits bezwungen und fûhrt ihn eben gefangen
nach Athen. Gegenwartig ist sein alter Vater Aegeus und seine Mutter, Aethra.
Allein die letztere hait, wie schon ihrë unthatig herabhangenden Arme und der
Umstand beweist, dass sic ihren Sohn nicht ruhig erwartet, sonderm mit ihm hastig
vorwarts schreitet, Prochas und Schale gewiss nicht desshalb in den Handen, weil
sie beabsichtigt, dem siegreich zurûckkehrenden Sohn zu Hause mit einer cttcovS^
zu empfangen, sondern, wie in den beiden genannten Gcmalden, vielmehr desshalb.
weil sie ihm nach allgemeiner Familien-Sitte vor seinem Auszug zu dem gefahrvollen
Unternehmen in Gegenwart des alten Vaters diesen frommen Dienst geleistet und
ihn dann bei seiner Heldenthat begleitet hat. Demnach sind allerdings auch hier,
wie in jenen beiden Gemâîden, aus einander liegende Zeit-Momente und Oertlich-
keiten nicht mit jener Scharfe und Klarheit unterschieden, welche jede realistische
Kunst-Ptichtung verlangt. Allein Jeder, der die Werke der alten Kunst in hinrei-
chend selbststimdiger und umfassender Weise durchforscht hat, weiss, dass eben
hierin eine ihrer wichtigsten Eigenthtlmlichkeiten besteht und dass claher fiir unser
Verstandniss derselbcn eine methodische Beobachtung und Untersuchung aller Ge~
setze, welche sie sich in dieser Beziehung gegeben hat, wohl fôrderlicher sein
dtirfte, als das fortwahrende Wiederholen von Schuldoctrinen, welches der Wissen-
schaft noch niemals Nutzen gebracht hat3.
1 Es genûgt hier an ein Vasenbild zu erin- 2 Sielie oben p. 119.
nern, welches den Zweikampf zwischen Achilleus 3 Wie im Compte-rendu de la comm. arch.
und Memnon darstellt (Canina: Antich. di Veji pour l'ann. 1872. p. 116., so muss ich mich da-
Tav. 36.) und nicht nurThetis, sondern auch Eos her auch hier begnûgen. auf ein paar kurze Be-
ihrera Sohn einen Kranz darreichend vorfûhrt. merkungen zu verweisen, welche ich in dieser Be-
zu erstïeben, gerneint sein kann. Demi dass wir die Krânze in alten Kunstwerken
den Kampfenden auch als Aufmunterung zu einem erst zu erringenden Sieg, sogar
dann dargeboten selien, wenn dieser Sieg nicht einmal errungen werden wird, weiss
jeder aufmerksame Beobachter1.
Gewiss aber ist das Gemalde N° 131 nach der Analogie der beiden sclion
oben2 besprochenen alterthûmlichen Bilder zu bcurtheilen, welche Hêrakles im
Kampfe mit Nessos und mit der Hydra darstellen. Theseus hat hier den Mara-
thonischen Stier augenscbeinlich bereits bezwungen und fûhrt ihn eben gefangen
nach Athen. Gegenwartig ist sein alter Vater Aegeus und seine Mutter, Aethra.
Allein die letztere hait, wie schon ihrë unthatig herabhangenden Arme und der
Umstand beweist, dass sic ihren Sohn nicht ruhig erwartet, sonderm mit ihm hastig
vorwarts schreitet, Prochas und Schale gewiss nicht desshalb in den Handen, weil
sie beabsichtigt, dem siegreich zurûckkehrenden Sohn zu Hause mit einer cttcovS^
zu empfangen, sondern, wie in den beiden genannten Gcmalden, vielmehr desshalb.
weil sie ihm nach allgemeiner Familien-Sitte vor seinem Auszug zu dem gefahrvollen
Unternehmen in Gegenwart des alten Vaters diesen frommen Dienst geleistet und
ihn dann bei seiner Heldenthat begleitet hat. Demnach sind allerdings auch hier,
wie in jenen beiden Gemâîden, aus einander liegende Zeit-Momente und Oertlich-
keiten nicht mit jener Scharfe und Klarheit unterschieden, welche jede realistische
Kunst-Ptichtung verlangt. Allein Jeder, der die Werke der alten Kunst in hinrei-
chend selbststimdiger und umfassender Weise durchforscht hat, weiss, dass eben
hierin eine ihrer wichtigsten Eigenthtlmlichkeiten besteht und dass claher fiir unser
Verstandniss derselbcn eine methodische Beobachtung und Untersuchung aller Ge~
setze, welche sie sich in dieser Beziehung gegeben hat, wohl fôrderlicher sein
dtirfte, als das fortwahrende Wiederholen von Schuldoctrinen, welches der Wissen-
schaft noch niemals Nutzen gebracht hat3.
1 Es genûgt hier an ein Vasenbild zu erin- 2 Sielie oben p. 119.
nern, welches den Zweikampf zwischen Achilleus 3 Wie im Compte-rendu de la comm. arch.
und Memnon darstellt (Canina: Antich. di Veji pour l'ann. 1872. p. 116., so muss ich mich da-
Tav. 36.) und nicht nurThetis, sondern auch Eos her auch hier begnûgen. auf ein paar kurze Be-
ihrera Sohn einen Kranz darreichend vorfûhrt. merkungen zu verweisen, welche ich in dieser Be-