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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1874 — 1877

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1873 im südlichen Russland gefundener Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.11861#0078
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aber auch von den inneren Theilen sowohl aller Ornamente, als auch der Figuren
der Rtickseiten, da dièse nicht in bunten Farben ausgefûlirt sind.

Nicht weniger fallt es auf, dass den Verfertigern aller dieser Vasen die Berei-
tung des feinen schwarzen Firnisses, welcher zur Gesammt-Wirkung der Vasen
altérer Technik so Wesentliches beitrâgt, vôllig unbekannt geworden war. Zwar
liaben die Verfertiger der Vasen der zweiten Classe an den Aussenseiten der Vasen
aile nicht von den Figuren urid Ornamenten eingenommenen Stellen nach dem
Beispiel der alteren Vasenmalerei mit schwarzer Farbe ausgefûllt, allein eben dazu
keinen Firniss, sondern nur eine schmutzig-scliwarze vôllig glanzlose Wasserfarbe
verwendet, die eben so vergânglich ist und eben so jedes ausreichenden Bindemit-
tels entbehrt, wie die ûbrigen Farben, und offenbar ist eben dièse schwarze Farbe
auch von den Verfertigern der Vasen der ersten Classe angewendet worden, indem
sie die gesammte Thon-Masse schon vor ihrer Verarbeitung schwarz farbten.

Jedoch auch die ubrigen Farben unterscbeiden sich von den von der alteren
Vasenmalerei verwendeten mit Ausnahme des an N° 11 bemerkbaren zarten Rosen-
roths, welches sich eben so auch an Gefâssen altérer Technik aus dem dritten Jahr-
hundert findet, nicht nur durch ihre eben so grelle, als schmutzige Beschaffenheit.
sondern auch dadurch, dass sie sich, da ihnen jedes ausreichende Bindemittel fehlt,
noch weit leichter verwischen, als die frtiher verwendeten bunten Farben.

Allein gewiss wûrden wir das Wahre verfehlen, wenn wir vermuthen wollten,
dass dièse Unkenntniss der Technik daliei rûhre, dass die in Rede stehenden Vasen
nicht von Griechen, sondern von schlecht unterrichteten Barbaren des sûdlichen
Russlands angefertigt seien. Barbaren wûrden niemals im Stande gewesen sein,
sich die in den letzten Jahrhunderten der vor-christlichen Zeit bei den Griechen
allgemein verbreitete Zeichnung und Formen-Auffassung so vollstândig, wie sie auch
hier vorliegt, anzueignen, sich so ausschliesslich auf rein griechische Gedanken und
Motive ohne jede Einmischimg irgend einer nicht-hellenischen Vorstellung zu be-
schrânken. Gewiss wnrde es fûr sie weit leichter gewesen sein, sich die nôthigen
technischen Kenntnisse, als vôllig hellenisches Denken anzueignen. Wir haben
daher ein offenbares Recht, die in Rede stehenden Gefâsse sâmmtlich zwar als von
Hellenen gefertigt anzusehen, jedoch erst zu einer Zeit, in welcher die Vasenfabri-
ken in den Colonieen des sûdlichen Russlands bereits in tiefen Verfall gerathen
 
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