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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1881 — 1883

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger Kunstwerke der kaiserlichen Ermitage
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https://doi.org/10.11588/diglit.13587#0093
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Cl

Zwar lassen die in rother Farbe auf schwarzem Grand ausgefûhrten Figuren
bereits den Beginn des Verfalls der Vasenmalerei niclit verkennen und das Gof;iss
kann daher auf keinen Fall in eine frilhere Zeit, als in den Beginn des dritten Jalir-
hunderts v. Chr. zuriick versetzt werden. Allein die ganze Composition enthâlt docli
mehrere Elemente, welche, wenn auch bisher nicht unerhort, doch zu den seltenen
und besonders beachtenswerthen gehoren, und die Veroffentlichung derselben wtlrde
daher nicht so lange verzogert worden sein, wenn nicht der verfugbare Platz schon
durch andere Kunstwerke eingenommen gewesen wâre, deren Veroffentlichung noch
dringender erschien.

Der erste Blick auf das Ganze lehrt, dass wir eine der bei den alten Vasen-
malern so beliebten Toilette-Scenen vor uns haben, welche uns Frauen, unter die
sich auch Eros zu mischen pflegt, im Innern einer yuvoctxwvtTtç in verschiedener
Weise mit ihrer Schmuckung beschaftigt vorfûhren uncl namentlich gern zur Ver-
zierung der beim Waschen der Hiinde und Filsse mit wohlriechendem Wasser un-
entbehrlichen Xexàvcu verwendet wùrden.

Als Haupt-Person des vorliegenden Bildes haben wir wohl die Frauen-Gestalt
anzusehen, welche sich auf einem mit einer Lehne und geschweiften Fùssen ver-
sehenen Stuhle, nach der Linken des Beschauers gewendet, niedergelassen hat. Das
Haar hat sie mit einem Kopftuch geschmiickt und das Obergewand auf den Schoos
heràbfallen lassen, erhebt aber, indem sie offenbar mit einer zweiten vor ihr stehen-
den Frauengestalt spricht, eben ihre Eechte.

Die letztere tragt einen langen, reich verzierten, jedoch ungegûrteten Chiton
und im Haar ein Tuch und steht, nach der sitzenden Frau hin gewendet, neben
einem mit geraden Fiissen versehenen und der Lehne entbehrenden Stuhl, auf wel-
chem ein streifiges Kissen liegt. In der Linken bringt sie der Frau, welche die
Haupt-Person des Ganzen zu sein scheint, den bei der Toilette nothigen Spiegel
und in der Eechten eins von den tempelformigen Kiistchen, welche namentlich
auch zur Aufbewahrung der kostbaren Schmucksachen der Frauen verwendet zu
werden und daher in deren Leben eine so hervorragende liolle zu spielen pflegten.
Das letztere ist, wie so hâufig, oberhalb mit einer Handhabe versehen und an den
sichtbaren Seiten mit zwei undeutlichen Figuren verziert. Die eberl niiher bezeich-
nete Bestimmung dieser Kiistchen aber, welche frûher so abenteuerliche Versuche
 
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