an Ausdruck dem anker auch nur entfernt an die Seite stellen konnte.
Venn während Gahmuret als fertiger, ausgereifter Mensch vor uns
steht, dessen wichtigste Wesenszüge sich also in ein starres Symbol klei-
den ließen, wird parzival erst, gestaltet sich sein Menschentum in lang-
samer Entwicklung vor unseren Augen. Ein solches Werden läßt sich
aber schlecht in ein symbolhaftes Sein zusammenfassen.
Daher ift es auch vollkommen undenkbar, ein symbolisches Simier
parzivals in ähnlicher Weise wie bei Eahmuret durch das ganze Werk
durchzuführen. Es gehört eine ganz äußerliche Auffassung von der Rolle
des Simiers dazu, um den Satz schreiben zu können: „Daß nirgends ein
Helmkleinod parzivals erwähnt wird, ist umso auffälliger, als es dem
Dichter an Gelegenheiten dazu doch wahrlich nicht gemangelt hat"
(Schr. 168). Freilich, ein Simier anzubringen etwa in der Art des gam-
pilün, dazu war vielfach Gelegenheit geboten. Aber man denke sich ein
Simier für parzival ohne Beziehung zu seinem Wesen, ohne Beziehung
zum Gang der Handlung, also etwa im Rang eines Ausstattungsgegen-
ftandes! Und das auch noch nach dem meisterhaft geglückten Anker-
zimier!
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei Gawan. Auch für ihn ließ
sich ein Symbol schwerlich finden, allerdings gerade aus dem entgegen-
gesetzten Grund als bei parzival. Gawan besitzt nämlich im Grunde ge-
nommen überhaupt keine Eigenart. Bezeichnenderweise trägt er nicht
einmal auf feinem „Karsli" ein eigenes Wappen, sondern „xv/el Zampilün
als llinot der Vertun mii Zro^em prlse ^Lpen iruoe" (575, 26 ff.).
Schließlich wäre es auch nicht gut möglich gewesen, Gawan und alle
anderen Ritter mit einem Helmkleinod auszustatten, parzival dagegen
nicht.
Daß das Simier nach den beiden Eingangsbüchern so auffallend stark
in Sahl wie in Bedeutung zurücktritt, dürfte also vor allem darin seinen
Grund haben, daß parzival keines tragen konnte.
9. Abschnitt:
Zusammenfassung des ersten und zweiten Teils.
Zwei der zu Beginn geplanten Gänge durch die Vorhalle und den
Hauptbau haben wir beendet. Aufs genaueste haben wir Umschau ge-
halten nach allen möglichen Anzeichen und Spuren, die uns über die
Entstehungszeit jenes vorbauartigen Teiles etwas verraten könnten.
Aus unserer Suche wurden wir nicht enttäuscht. Wir haben einige un-
trügliche Merkmale gefunden, die es erlauben, die Bauzeit genau zu
bestimmen: sie liegt vor der der benachbarten Geile.
Wir können sogar noch mehr sagen. Vie genaue Betrachtung der
Stelle, an der die beiden verschiedenen Geile des Werkes Zusammen-
stößen, lehrt überzeugend, daß von Fugen oder Lücken überhaupt keine
Rede sein kann. Sehen wir von allem Inhaltlichen ab, so ist es nicht
einmal möglich, zwischen den beiden Geilen eine Grennungslinie zu
ziehen. Unsere ausgeführten Untersuchungen beweisen dies klar. Ent-
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Venn während Gahmuret als fertiger, ausgereifter Mensch vor uns
steht, dessen wichtigste Wesenszüge sich also in ein starres Symbol klei-
den ließen, wird parzival erst, gestaltet sich sein Menschentum in lang-
samer Entwicklung vor unseren Augen. Ein solches Werden läßt sich
aber schlecht in ein symbolhaftes Sein zusammenfassen.
Daher ift es auch vollkommen undenkbar, ein symbolisches Simier
parzivals in ähnlicher Weise wie bei Eahmuret durch das ganze Werk
durchzuführen. Es gehört eine ganz äußerliche Auffassung von der Rolle
des Simiers dazu, um den Satz schreiben zu können: „Daß nirgends ein
Helmkleinod parzivals erwähnt wird, ist umso auffälliger, als es dem
Dichter an Gelegenheiten dazu doch wahrlich nicht gemangelt hat"
(Schr. 168). Freilich, ein Simier anzubringen etwa in der Art des gam-
pilün, dazu war vielfach Gelegenheit geboten. Aber man denke sich ein
Simier für parzival ohne Beziehung zu seinem Wesen, ohne Beziehung
zum Gang der Handlung, also etwa im Rang eines Ausstattungsgegen-
ftandes! Und das auch noch nach dem meisterhaft geglückten Anker-
zimier!
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei Gawan. Auch für ihn ließ
sich ein Symbol schwerlich finden, allerdings gerade aus dem entgegen-
gesetzten Grund als bei parzival. Gawan besitzt nämlich im Grunde ge-
nommen überhaupt keine Eigenart. Bezeichnenderweise trägt er nicht
einmal auf feinem „Karsli" ein eigenes Wappen, sondern „xv/el Zampilün
als llinot der Vertun mii Zro^em prlse ^Lpen iruoe" (575, 26 ff.).
Schließlich wäre es auch nicht gut möglich gewesen, Gawan und alle
anderen Ritter mit einem Helmkleinod auszustatten, parzival dagegen
nicht.
Daß das Simier nach den beiden Eingangsbüchern so auffallend stark
in Sahl wie in Bedeutung zurücktritt, dürfte also vor allem darin seinen
Grund haben, daß parzival keines tragen konnte.
9. Abschnitt:
Zusammenfassung des ersten und zweiten Teils.
Zwei der zu Beginn geplanten Gänge durch die Vorhalle und den
Hauptbau haben wir beendet. Aufs genaueste haben wir Umschau ge-
halten nach allen möglichen Anzeichen und Spuren, die uns über die
Entstehungszeit jenes vorbauartigen Teiles etwas verraten könnten.
Aus unserer Suche wurden wir nicht enttäuscht. Wir haben einige un-
trügliche Merkmale gefunden, die es erlauben, die Bauzeit genau zu
bestimmen: sie liegt vor der der benachbarten Geile.
Wir können sogar noch mehr sagen. Vie genaue Betrachtung der
Stelle, an der die beiden verschiedenen Geile des Werkes Zusammen-
stößen, lehrt überzeugend, daß von Fugen oder Lücken überhaupt keine
Rede sein kann. Sehen wir von allem Inhaltlichen ab, so ist es nicht
einmal möglich, zwischen den beiden Geilen eine Grennungslinie zu
ziehen. Unsere ausgeführten Untersuchungen beweisen dies klar. Ent-
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