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Curtius, Ernst
Olympia: ein Vortrag im wissenschaftlichen Verein zu Berlin — Berlin, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.4304#0002
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Als Xerxes die Heere des Morgenlandes über den Hel-
lespont geführt, Thessalien eingenommen und das feste
Thor des inneren Griechenlandes, den Seepass der Ther-
mopylen sich durch Verrath geöffnet hatte, konnte er
nicht anders glauben, als dass nun jeder ernstliche Wi-
derstand beseitigt wäre und dass die Hellenen der süd-
lichen Landschaften in Zittern und Angst des über sie
hereinbrechenden Schicksals warteten. Da kamen Ueber-
läufcr aus Arkadien in das Lager, unstäte Leute, die des
Lebens Noth hintrieb, wo es zu verdienen gab. Man
brachte sie vor den König, um sie auszufragen, was die
Hellenen machten. „Sie feiern das Fest der Olympien",
war die unerwartete Antwort; „sie schauen den "Wett-
kämpfen und Wagenspielen zu"; und als man sie weiter
fragte, um welchen Preis jene Kämpfe gehalten würden,
erwiederten sie: „um den Kranz vom Oelbaum". Da
sprach Einer der persischen Grossen ein Wort aus voll
edler Weisheit, wenn es ihm auch als Feigheit ausgelegt
wurde. Denn als er von dem Kranze hörte, konnte er-
es nicht verschweigen, sondern sagte laut vor Allen:
„ Wehe Mardonius, gegen was für Männer hast du uns
geführt, die nicht um Gold und Silber Wettkämpfe hal-
ten, sondern um Männertugend!"

So erzählt uns Herodot, dessen Gedanken sich mit
Vorliebe um jenen Gegensatz der Hellenen und Barbaren
bewegten, welcher lange im Stillen vorbereitet, nun voll-
ständig entwickelt, in die Weltgeschichte eingetreten war,
um sie für Jahrhunderte zu erfüllen. Um Macht und
 
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