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BLATT VIII.

FELSGROTTEN, VOTIVNISCHEN UND GRÄBER.

Die Felsgrotte (I und II) liegt am südlichen Ende des
Hymettos, eine kleine Stunde oberhalb des Dorfes Vari.
Sie öffnet sich gegen Süden. Ein schmaler Stufengang
fuhrt von dem äusseren Vorplatze zu einem doppelten Ein-
gänge. Steigt man den schmaleren Weg hinab, so kommt
man rechts zu dem Opferplatz des Apollo, links zu dem
des Pan. In der Tiefe vereinigen sich beide Wege. Die
Grotte ist eine der merkwürdigsten Grottenheiligthümer,
die wir aus dem griechischen Altertlium haben, und des-
halb lohnte es den Versuch, der Verschattung und der
Dunkelheit ungeachtet dem Innern der Grotte einige Bilder
abzugewinnen, um von dieser volkstümlichen Art des
Cultus und den naiven Kunstbestrebungen des Archedemos
eine Anschauung zu geben. Auf meine Bitte hat Adler
die beiden Skizzen nach der Natur gezeichnet. No. i zeigt
das zwischen rohen Felsmassen ausgehauene Bild einer
sitzenden Göttin, No. 2 das unter der Stalaktitenwand roh
gemeisselte Reliefbild des wackern Handwerksmanns mit
Hammer und Richtmaass, der, 'von den Nymphen be-
geistert', im Schosse des Berges dies versteckte ITeih'g-
thum dem Apollon, den Nymphen, den Chariten und Pan
geweiht, mit Sculpturen und Inschriften ausgestattet so-
wie mit einem Garten am Eingange geschmückt hatte.
Er nennt sich 'stQyJdtfttvs b Oi/gaTog (die richtige Lesart gab
ich im Bulletino dell Inst. 1841, p. 8g). Rechts von dem
Relief bild ist ein von einem Rande umgebenes, viereckiges
Bassin mit zwei flachen Schalen auf der mnern Flache,

eine Art Opfertisch mit der auf dem Rande erhaltenen
Inschrift 'Anö).).(am$ "Eqcov. Vgl. die Inschriften im C. I.
Att. I, p. iqo. Wordaworth Athens and Attica iS^y,
p. 195. Die Grotte erhält dadurch eine besondere Be-
deutung für uns, dass Olympiodoros von Plato erzählt,
dass er als Kind von seinen Eltern zu einer Grotte des
Hymettos getragen sei, um dort für ihn zu Pan, Apollon
und den Nymphen zu beten. So lange also nicht eine
zweite, Athen benachbarte Hymettosgrotte gefunden ist,
wo dieselben Gottesdienste bezeugt werden, dürfen wir
immer zuerst an die Grotte bei Vari denken.

No. 3 giebt ein Bild des von Votivnischen ausgehöhl-
ten Felsen bei dem Heiligthum der Aphrodite in Thria,
rechts am Wege, wenn man vom Dafnipasse nach Eleusis
hinunter geht. Man liest an einigen der Nischen noch
den Namen der Göttin (Corp. Inscr. Gr. I, 507), und unter-
halb derselben sind kleine Marmortauben gefunden wor-
den, welche in denselben aufgestellt waren. Vgl. Leake
Deinen von Attica (von Westermann} S. 142. Oberhalb der
Nischen zieht sich ein im Felsen gehauener Fussweg ent-
lang, welcher zu einer kleinen Hochfläche {wahrschein-
lich einem Altarplatze) führte.

Die ganze Oertlichkeit ist von hervorragender Wich-
tigkeit, weil hier der eigentliche Abschluss ist gegen
das Gebiet von Eleusis, und deshalb gebe ich hier die
Skizze, welche Herr Kaupert an Ort und Stelle aufge-
nommen hat.
 
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