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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Karten von Attika (Heft I): Erläuternder Text: Athen und Peiraieus — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.768#0027
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Der Peiraieus.

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1. Die vorliegende Schrift dient als Begleitung zu der von G. v. Alten im Maafsstabe von
i: 12500 ausgeführten Stadtkarte des Peiraieus und bestimmt sich damit nach Form und Inhalt von selber.
Sie soll und kann auf diesem trotz zahlreicher und zum Theil bedeutender Vorarbeiten noch so beweglichen
Gebiet keinen Abschluss bilden; es gilt vielmehr, im Worte wie im Bilde, den topographischen Befund
zum ersten Mal so vollständig als möglich darzulegen, um Anregung und neues Material für fernere
Untersuchungen zu bieten, welche die Peiraieusstadt, dieser wichtigste Lebensnerv des attischen Staats-
wesens, in so hohem Grade verdient. Eine gewisse Ungleichheit in der Ausführung ist dabei natür-
lich durch das Maafs des Gegebenen bedingt, auch befürchte ich nach dem dargelegten Plane nicht,
hier und da im Detail zu weit gegangen zu sein. Ebensowenig habe ich mit eigenen Ansichten und
Vermuthungen zurückgehalten, falls sie meiner Meinung nach die Discussion zu fordern schienen.

Alles, was nicht die eigentliche Stadttopographie betrifft, namentlich die Untersuchung über
Wegenetze, Gräberanlagen, lange Mauern und die Demenfragen, bleibt dem Text für die Sectionskarte
„Athen-Peiraieus" im Maafsstabe von 1:25000 vorbehalten.

Die Stadt- und Hafenbefestigungen, denen Herr v. Alten eine besondere Studie gewidmet hat,
sind in die Besprechung nur da hineingezogen, wo es die historischen oder allgemein topographischen
Zwecke erfordern.

Der auf dem nächsten Blatt beigefügte Reconstructionsversuch bedient sich der gleichen Unter-
scheidungsmittel, um den Grad der Sicherheit zu bezeichnen, wie sie in dem Blatt „Alt-Athen" angewandt
sind. Ich darf von der Ueberzeugung ausgehen, dass durch diesen "Versuch wenigstens eine Basis für
weitere Verständigung geschaffen ist.

2. Obgleich wir, wie bemerkt, noch weit von dem vorschwebenden Ziele entfernt sind, liegen doch
die Verhältnisse für eine Topographie des Peiraieus relativ aufserordentlich günstig. Unter den Städten
des alten Griechenland giebt es bis heute, vielleicht Athen nicht ausgenommen, keine, deren Werden,
Wachsthum und inneren Organismus wir noch so wohl zu verfolgen und zu durchschauen vermögen,
wie der Hafen Athens es gestattet.

Drei Umstände sind es vorzugsweise, welche dieses Resultat begünstigen: Die überaus
charakteristische Bodengestaltung, die jedem Dinge gewissermafsen seinen natürlichen Platz
zuwies; der einheitliche und planvolle Geist der aus einem Guss entstandenen Anlage, welcher der-
selben den Stempel geometrischer Regelmäfsigkeit aufdrücken durfte, ohne doch die Mannigfaltigkeit
der Natur aufzuheben; endlich die neueren Funde und im Boden erhaltenen Reste, deren
viele trotz ihrer Unscheinbarkeit und zum Theil gerade wegen der Werthlosigkeit des Materials der
Vernichtung entgangen und in reicherem Zusammenhang als anderswo erhalten sind.

Wir werden demgemäfs im Folgenden die natürliche Beschaffenheit, die Stadtgeschichte
und die Monumente des Peiraieus getrennt betrachten.

A. Bodengestaltung.

3. Man kann das Gebiet des Kephisos als ein ziemlich regelmäfsiges, von Nordost nach Süd-
west gestrecktes Viereck betrachten, dessen Länge vom Meer bis zum Quellgebiet zwischen Brilessos
und Parnes hinauf etwa 90 Stadien, dessen Breite zwischen den parallelen Bergzügen des Aigaleos
und der „Turkovuni" (Anchesmos) 30 Stadien beträgt. Die dem Meere zugewandte Schmalseite, das
 
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