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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Karten von Attika (Heft III-VI): Erläuternder Text — Berlin, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.772#0011
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Punkte der im Eingang des Hafens pyramidenförmig aufsteigenden Felsinsel (77 m) sitzt. Dieselbe kann,
der Arbeit nach zu urtheilen, jedenfalls erst in römischer Zeit entstanden sein. Von den bisher auf-
gestellten Deutungen (vgl. „Antikenber." Mitth. XII, S. 292 No. 237) ist keine durchschlagend; auch
nicht diejenige Lollings, Mitth. IV, S. 355 (und vor ihm Brönstedts), welche Erysichthon, als Begründer
der delischen Theorie, erkennen. Denn das von Pausanias (I, 31, 2) angeführte [tvfjfia inl Jlgaaiatg des
Lokalheros kann ich mir nur als schlichten Erdhügel im Lande denken, wie das Grab des Kekrops,
Ion u. A. Zuversichtlicher darf man behaupten, dass die Gründung einer monumentalen Liebhaberei im
Geiste Hadrians oder des Herodes Atticus ihren Ursprung verdankt. Auch die Raphtopula genannte,
nördlich benachbarte Felsklippe scheint ein kleines Denkmal getragen zu haben; noch Gell, Itiner. S. 77
spricht von „a niche of white marble." Vgl. Dodwell, Travels S. 532 der Originalausgabe; (mit Abbildung
des „Raphtis").

Der Innenhafen wird durch die flache, felsige Halbinsel von H. Nikolaos (auch Punta genannt)
in einen engeren nördlichen und einen weit ausgebuchteten südlichen Theil zerlegt, dessen Südostende
das durch Anschwemmung einer dem „Raphtis" ähnlichen, doch bedeutend gröfseren Insel entstandene
Vorgebirge Koröni bildet. Der nördliche Nebenhafen ist weniger versandet; auf dieser Seite der Punta
liegt der von den Fischern benutzte Ankerplatz neben einigen elenden Herbergen. Mittelalterliche Be-
wohnung, von welcher noch einige Mauerzüge auf der Punta vorhanden sind, hat die Reste des Alter-
thums (bis auf einige Blöcke bei H. Nikolaos) verdrängt; dasselbe gilt von dem Umfang der nordöstlichen
Bucht. Es sind immer nur Steine von aufgelösten Häusern, deren Zeitbestimmung oft unmöglich ist.
An dem Quell-Brunnen („Cist.") bemerkte Lolling (Mitth. IV, S. 360) die Reste eines Molo. Die Gegend
heifst Drivla (Trivala bei Wordsworth, Athens and Attika3 S. 220). Kurz darauf eine (nicht verzeichnete)
Kapellenruine der Hag. Kyriaki mit Brunnen, daneben alte Reste. Nordöstlich hinter dem Hügel
(67 m) eine gröfsere (ebenfalls in die Karte nicht eingetragene) Kirchenruine, Monastir genannt. Das
dritte Heiligthum ist die Kapelle des H. Spyridon mit Quellwasser, inmitten einiger Gartenkultur. Ostlich
darüber die Reste eines Wachtthurms. Dass wir um diesen Theil des Hafens einen antiken Demos
und zwar Steiria anzusetzen haben, ist von Lolling (a. a. O.) unzweifelhaft richtig erkannt worden. Eine
Grabinschrift mit dem Demotikon („Antikenber." No. 166) kommt nun als Bestätigung hinzu. Hera-
klidenkult bezeugt noch die Inschrift No. 238. Über den Verlauf der „Steirischen Strafse" s. unten S. 11.

Das Gebiet der Südbucht, von der Punta bis zur Koronihöhe ist an der Küste theils sumpfig,
theils derartig versandet, dass vor einigen Jahren eine Kapellenruine mit christlichen Gräbern inmitten
der Düne aufgefunden wurde. Nach den schluchtenreichen Bergabhängen zu ist das Land noch heute
fruchtbar. Ölbäume und Knoppereichen zieren die Gegend. Sie hat, wie die Felsklippe Prasonisi süd-
östlich der Punta, in der Bezeichnung Prasäs den Namen des alten Demos Prasiai bewahrt. Trotz-
dem sind die Spuren einer Unterstadt noch schwächer als die von Steiria und nur noch an einem Garten-
Heck mit altem Brunnen bemerkbar (s. „Grundmauerspuren", „Cist.").

Um so reichhaltiger finden sich dieselben in Mauerzügen und massenhaften Scherben von flachen
Thonziegeln auf der Halbinsel Koröni vor, in welcher wiederum ' der antike Name: Kogwvtta
(s. Steph. Byz. s. v. s<m xai xsqqovriaoi; ngöf Trjv 'Attixijv) erhalten ist. Ihre Lage eignete sie trefflich zur
Stadtburg. Nur eine sandige Landenge stellt die Verbindung der einstigen Insel mit der Küste her.

Auf der vorgelagerten, flachen Hügelgruppe vermochte ich alte Gründungen nicht mehr zu
erkennen, nur einige Gräber waren an ihrem Fufse aufgewühlt. Die Mauerbefestigung der Burg ver-
diente wohl eine besondere Aufnahme, um so mehr als sie auf der Karte nicht völlig genau (2 Schenkel-
mauern von Süd und Südwest mit viel zu kleiner Citadelle auf der Spitze) verzeichnet ist. Ein richtigeres
Bild giebt Lolling („Mitth. des athen. Inst." IV, S. 364 fg.), der einen unteren, dem Lande zugewandten
stärkeren Mauerzug als Vorwerk (8—ioFufs breit) von der eigentlichen Burgbefestigung unterscheidet.
Diese, ungefähr 6 Fufs breit, umfasst die ganze nördliche Haupthöhe. Die mehr flachen, nicht zu
Quadern behauenen Steine sind ohne Verband geschichtet; auf der Innenseite anstofsende Kammern
wird man als Vorrathsräume und z. Th. auch als Wohnungen fassen dürfen.

Während das Küstengebiet von Steiria und Porto Raphti eine gesonderte Behandlung zuliefs, bedürfen
die verwickeiteren Terrainverhältnisse der Zone Markopulo-Vari zunächst einer orientirenden Umschau.

Die Nordgrenze war bezeichnet im östlichen Theil durch das Wassergebiet des Baches von
Vraöna; die Mitte derselben nimmt das Dorf Koropi ein und westlich davon macht die Schlucht von

Karten Ton Attika. III.—VI. Heft. 2
 
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