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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0022
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Der Zeustempel (Tasel VIII —XVII).
IL Der Zeustempel.
Tafel VIII —XVII.
Erläutert von W. Dörpfeld, mit einem Anhang von G. Treu.

a. Erklärung der Tafeln.
Den ersten Plan des Zeustempels verösfentlichten die
französischen Gelehrten, welche mit A. Blouet im Jahre
1829 die ersten Ausgrabungen in Olympia machten. Man
hatte nur einen Teil des Tempels freigelegt und musste
daher den noch nicht aufgedeckten Teil nach Gutdünken
ergänzen. Dass ein solcher Grundriss nicht ganz richtig
sein konnte, liegt auf der Hand (vergl. Expedit, scient.
de Moree I, Taf. 64 und 65).
Nachdem die von der deutschen Regierung unter-
nommenen Ausgrabungen begonnen hatten, erschien der
erste im Wesentlichen richtige Grundriss des Tempels,
von F. Adler aufgenommen, als Text-Illustration auf
S. 18 des I. Bandes der »Ausgrabungen zu Olympia«.
Erst als im Jahre 1877 der ganze Tempel aufgedeckt
war und E. Streichen und R. Bohn denselben eingehend
untersucht hatten, konnte im III. Bande desselben Werkes
auf Tafel XXXI ein genauer Grundriss und Ouerschnitt
mitgeteilt werden. In den drei letzten Jahren der Aus-
grabungen habe ich selbst die sämtlichen Reste des
Tempels nochmals eingehend durchforscht und die-
jenigen Pläne angefertigt, welche jetzt verösfentlicht
werden.
In dem auf Tafel VIII abgebildeten Grundriss ist
der jetzige Zustand des Tempels angegeben. Die noch
aufrecht flehenden Teile der Wände und Säulen sind
durch dunkle Tönung hervorgehoben, während die er-
gänzten Teile einen hellen Ton erhalten haben. Die
verschiedenen Fussböden aus Quadern, Kieselsteinen und
bunten Marmorplatten sind angegeben; auch sind die
meisten Beschädigungen verzeichnet, welche die Stufen
und Mauern durch die späteren Bewohner Olympias
erlitten haben. Der Grundriss ist, ebenso wie alle übrigen
Gebäudepläne, im Massstabe 1 : 100 gezeichnet. Man
kann daher schon an den Grundrissen beurteilen, wie
sehr der Zeustempel die anderen Bauwerke der Altis an
Grösse überragt.
Tafel IX zeigt den ergänzten Grundriss des Tempels.
Um ein zweites Doppelblatt zu vermeiden, ist dieser Plan
ausnah msweise im halben Massstabe, also in 1 : 200 ge-
zeichnet. In diesem Grundriss sind nur diejenigen Re-
konstruktionen aufgenommen, welche vollkommen ge-
üchert sind. Unter diesen hebe ich nur die innere Ein-
richtung der Cella, welche später noch im Einzelnen
besprochen werden soll, und die zahlreichen Standspuren
von Bronzefiguren hervor, welche zwischen den Säulen
der südlichen Ringhalle gestanden haben. Die einge-
schriebenen Masszahlen sind die Durchschnittswerte von
einer grossen Anzahl von Messungen, welche in den
verschiedenen Teilen des Baues vorgenommen wurden

und etwas von einander abweichende Beträge ergaben.
Sie stimmen aber im Wesentlichen mit den früher ver-
ösfentlichten Zahlen überein. Eine bemerkenswerte Ab-
weichung findet sich nur bei der Stylobatbreite, welche in
dem schon erwähnten Plane auf Taf. XXXI der »Aus-
grabungen« zu 27,72 m angegeben ist, nach dem neuen
Plane jedoch nur 27,68 m beträgt. Die Breite des Tem-
pels misst allerdings in der Mitte des Baues 27,72 m,
allein dieses Mass ist nur dadurch entstanden, dass der
Tempel hier durch ein Erdbeben oder durch Senkung
sich verbreitert hat. Ursprünglich hatte der Bau eine
Breite von höchstens 27,68 m, wozu auch jetzt noch die
Breitenmasse an den beiden Enden passen.
Tafel X enthält einen Aufriss der Ostfront und
einen Querschnitt durch die Osthalle mit einem Aufriss
des Pronaos. Die Statuengruppen des Giebels sind nach
der Rekonstruktion von Ernst Curtius eingezeichnet,
die Metopen nach den Wiederherstellungsversuchen von
Georg Treu. Die Akroterien über der Mitte und den
Ecken des Giebels sind dagegen fortgelassen, weil ihre
genaue Gestalt unbekannt ist. Aus demselben Grunde
sind die ehernen Gitterthüren, welche einst die Zwischen-
räume der Säulen des Pronaos schlossen, nicht einge-
zeichnet worden, auch die Schilde, welche Mummius
an den Metopen befestigt hatte, sind als nicht ursprüng-
lich zum Tempel gehörig weggeblieben.
Auf Tafel XI ist oben ein Stück der Seitenansicht
des Tempels und unten ein Querschnitt durch die
Cella dargestellt. Beide Zeichnungen geben, soweit es
die gefundenen Baustücke erlaubten, Rekonstruktionen.
Gegenstände, von denen nichts gefunden ist, wie z. B.
die Akroterien über den Giebeln, sind nicht gezeichnet
worden. Über die Innensäulen, den oberen Umgang
und die Decke der Cella wird später bei der zusammen-
hängenden Beschreibung des Tempels ausführlich die
Rede sein. Über die Erdschichten zwischen den Fun-
damenten des Baues vergl. die Profilzeichnungen des
Bandes II. Die noch erhaltenen Teile der Mauern
des Querschnittes sind dunkel, die ergänzten heller
schrasfiert worden.
Von Tafel XII gilt im Wesentlichen das von der
vorigen Tafel Gesagte. Auch hier sind die erhaltenen
Teile der Mauern dunkel, die in der Zeichnung ergänzten
aber heller schrasfiert; nur das Bathron des grossen Zeus-
bildes und der Fussböden vor demselben haben, ob-
wohl sie ergänzt sind, einen dunklen Ton erhalten, weil
ihre einzelnen Teile gefunden sind, und daher eine
vollkommen sichere Wiederherstellung möglich war.
Nicht ganz gesichert sind die Höhen der Innensäulen
und der Cellathür. Weshalb kein Oberlicht zur Be-
leuchtung der Cella angenommen ist, wird später aus-
 
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