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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0058
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4o

Das Schatzhaus von Sikyon (Tafel XXVII —XXX).

dürfen, ist also das Ende des 5. Jahrhunderts. Anderer-
seits liefern uns die verwendeten Eisenklammern einen
Termin, unter den wir nicht hinabgehen dürfen. Die-
selben haben nämlich noch die ältere Form (1—1),
während am Philippeion schon die in römischer Zeit
üblichen Klammern (1—1) benutzt worden sind. Der
Tempel muss demnach etwa in der ersten Hälfte des
4. Jahrhunderts erbaut sein. Hiermit stimmt gut überein,
was ich »Ausgrabungen«, Band IV, Seite 35, über die
Ähnlichkeit mit dem Tempel von Nemea gesagt habe.
Auch die ebendort schon erwähnten Marken (I und M),
welche sich an einigen Quadern des Pronaos befinden,
passen zu dieser Ansetzung. Die korinthischen Kapitelle
mussen bei dieser Frage ganz aus dem Spiele bleiben,
weil ihre Zugehörigkeit zum Metroon fraglich ist.
Ein noch genaueres Datum würden wir aus den-
jenigen Zeusstandbildern ableiten können, welche Pau-
sanias an dem Wege vom Metroon zum Stadioneingang
sah und deren Basen noch erhalten sind, wenn wir sicher
wüssten, dass dieselben nicht ursprünglich an einer anderen
Stelle gestanden haben. Die unmittelbar am Metroon
aufgestellten sechs Zeusbilder waren nach Pausanias
(V, 21,3) im Jahre 385 von Strafgeldern errichtet wor-
den. Da nun die erhaltenen Basen derselben, wie ein
Blick auf den Lageplan zeigt, sich nach dem Metroon
richten, so muss letzteres im Jahre 385 schon gestanden
haben. Allein, können diese Basen, wie ich bei Be-
sprechung eines ähnlichen Falles beim Zeustempel schon
darlegte, sehr wohl älter als der Tempel sein, weil die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass sie bei Erbauung
des Tempels umgestellt worden sind.
Eine teilweise Veränderung und Entstellung hat der
Bau in römischer Zeit erfahren. Schon Pausanias be-
richtet, dass bei seinem Besuche Olympias kein Cultbild
mehr im Tempel gestanden habe, sondern dass Stand-

bilder römischer Kaiser dort aufgestellt seien. Von diesen
sind thatsächlich einige gefunden worden. Zugleich mit
dieser Umänderung des Tempels wird die spätere Ver-
putzung des ganzen Baues erfolgt sein, von welcher
oben die Rede war. In welcher rohen Weise dies damals
geschehen war, zeigt am besten das nachstehende Profil
des Geison (Fig. 17). Die feinen Gliederungen wurden
abgeschlagen und dann alles mit einer dicken Stucklage
überdeckt.


Figur 17.
Geison des Metroon mit späterer roher Verputzung.

Auf diesen Umbau bezieht sich wahrscheinlich auch
eine leider schwer lesbare Inschrift, welche auf einem
Architravblock der Ringhalle erhalten ist. Sie ist, Arch.
Zeitg. 1878, S. 39, veröfsentlicht und von W. Dittenberger
vermutungsweise auf Augustus oder Hadrian bezogen
worden.
Von den späteren Schicksalen des Tempels ist nur
bekannt, dass der ganze Bau, bis auf die wenigen noch
erhaltenen Reste, von den Byzantinern abgebrochen
wurde, als seine Säulen, Gebälkstücke und sonstigen
Steine zum Bau der byzantinischen Festungsmauern
verwendet werden sollten.

V. Das Schatzhaus von Sikyon.
Tafel XXVII —XXX.
Erläutert von W. Dörpfeld.

a. Erklärung der Tafeln.
Tafel XXVII enthält zwei Grundrisse des Schatz-
hauses im Massstabe 1 : 100 und einen Längenschnitt
in 1 : 50. Von den beiden ersteren zeigt der eine
den Bau in seinem jetzigen, der andere ihn in seinem
ehemaligen Zustande. In dem Längenprofil sind die er-
haltenen Teile dunkel angelegt, während die ergänzten
einen helleren Ton zeigen. Mit Ausnahme der wagerech-
ten Decke und der Thür konnte der ganze Oberbau
in der Zeichnung wiederhergestellt werden, weil alle
Bauglieder in einzelnen und einige sogar in vielen
Exemplaren gefunden worden sind.

Auf Tafel XXVIII sind eine Vorderansicht, eine
Seitenansicht und ein Stück eines Querscbnittes abge-
bildet. Ergänzt ist in diesen Aufrissen nur das Anten-
kapitell, von dem man kein Fragment gefunden hat;
es ist deshalb auch nur in punktierten Linien gezeichnet.
Ganz fortgelassen, weil nichts von ihnen gefunden ist,
sind die Giebelakroterien. Auf der dem Eintretenden
zur Rechten flehenden Ante befand sich die Inschrift
SEKVONIO[l, deren obere Hälfte erhalten ift. Das Holz-
werk der Decke und des Daches konnte nur im All-
gemeinen nach den in den Steinen befindlichen Löchern
ergänzt werden, im Einzelnen ist seine Ausbildung un-
bekannt.
 
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