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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0071
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Das Schatzhaus von Gela (Tafel XXXIX —XLI)

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angeheftet, teils zuerst als viereckige Stücke eingesetzt,
an welche dann später die Rundung des Kopfes an-
gearbeitet wurde. Eine wichtige Beobachtung konnte
noch gemacht werden: die Bausteine sind sicherlich
schon vor dem Versetzen verputzt worden, denn auch
die Anschlussflächen sind vielfach mit demselben Putz
versehen. Bei altgriechischen Bauten ist dies Verfahren,
wie ich glaube, nicht seiten angewendet worden.
c. Baugeschichte.
Die Megareer erbauten das Schatzhaus nach einem
Siege über die Korinther. Das berichtet uns Pausanias
(VI ,19, 13), welcher einen als Bekrönung über dem Giebel
angebrachten Schild mit der Weihinschrift noch sah.
Wann diese Niederlage der Korinther flattgefunden hat,
ist nicht festgestellt. Nach den Bauformen und dem
Stil der Giebelreliefs nimmt man allgemein die zweite
Hälfte des 6. Jahrhunderts als Erbauungszeit an. Auf
eine genauere Bestimmung der Bauzeit mussen wir vor-
läufig verzichten.

Wesentliche Umbauten hat das Schatzhaus nicht
erfahren. Wir wissen nur, dass etwa in hellenistischer
Zeit die Aufschrift Meyageu»> über dem Eingang an-
gebracht wurde. Ob das bei einer Ausbesserung des
ganzen Gebäudes geschah, oder ob damals vielleicht
bei mehreren Schatzhäusern solche Ausschriften hergestellt
wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. Als Pausanias
Olympia besuchte, stand der Bau noch unverändert da;
auch die altertümlichen Weihgeschenke, kleine Figuren
aus Cedernholz und Elfenbein, welche die Megareer
wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Schatzhause gestiftet
hatten, standen mit einer einzigen Ausnahme (eine Figur
war in das Heraion geschafst worden) noch an ihrem
alten Platze.
Zerstört wurde das Schatzhaus erst, als die Byzantiner
ihre starke Festung zwischen dem Zeustempel und der
Südhalle errichteten. Mit mehreren anderen Gebäuden
wurde damals auch unser Schatzhaus bis zum Erdboden
abgebrochen, und sein Material, einschliesslich der Giebel-
reliefs und des Terrakottenschmuckes, zur Erbauung des
südwestlichen Teiles jener Festung verwendet.

VIII. Das Schatzhaus von Gela.
Tafel XXXIX —XLI.
Erläutert von W. Dörpfeld.

a. Erklärung der Tafeln.
Auf Tafel XXXIX ist links der Grundriss ge-
zeichnet, wie er jetzt aussieht. Nicht viel mehr als die
Fundamente sind noch vorhanden, und selbst diese sind
an einigen Stellen verschwunden. Man erkennt trotzdem
ohne Schwierigkeit die aus Quadern erbaute Cella und
die mit kleinen Kieselsteinen untermauerte Vorhalle.
Rechts davon ist in demselben Massstabe (1 : 100) ein
zweiter Grundriss abgebildet, wie er auf Grund der
anderswo gefundenen Säulen und Gebälke ergänzt
werden konnte. Oberhalb der Grundrisse ist ein Quer-
schnitt und ein Längenschnitt durch die erhaltenen Teile
gezeichnet; ergänzt sind in beiden nur die hell an-
gelegten unteren Teile.1)
Auf Tafel XL sind die Bauglieder der Vorhalle
zusammengestellt; zu unterst die einzelnen Steine, rechts
oben das ganze Gebälk und das Kapitell, und links
oben ein auf Grund dieser Bauteile ergänzter Aufriss.
In dem letzteren sind alle Masse mit alleiniger Ausnahme
der Säulenhöhe gesichert; dies Höhenmass musste nach

') Leider sind auf dieser Tafel einige Fehler flehen ge-
blieben: Die Länge des Baues beträgt 18,45 m (nicht 17,45);
die Länge der Oberstufe an der Südseite 13,25 m (nicht 12,40);
die Abteilungen des Massstabes sind ganze Meter (nicht 10 cm).

den Verhältnissen anderer gleichaltriger Bauten ermittelt
werden. Die Vorhalle hatte keinen Giebel, wie unten
gezeigt werden wird; wir haben auch keine Steine ge-
funden, welche einem solchen mit irgend welcher Wahr-
scheinlichkeit zugeschrieben werden könnten.
Tafel XLI giebt Durchschnitte und Anssehten der
verschiedenen Gesimse von dem älteren Teile des Schatz-
hauses mit ihren reich bemalten Terrakottaverkleidungen
und Simen. Die bemalten Terrakotten selbst werden
im Bande II in grösserem Massstabe veröfsentlicht werden;
hier sollen namentlich die verschiedenen Formen der
Steingeisa und ihre Umhüllung mit kastenförmigen
Terrakotten gezeigt werden. Es handelt sich dabei um
drei Arten von Steingesimsen: das Traufgeison mit an-
steigender Oberfläche, das wagerechte Giebelgeison, und
das beträchtlich niedrigere, ansteigende Giebelgeison.

b. Baubeschreibung.
Schon im V. Bande der »Ausgrabungen« habe ich
das Schatzhaus der Geloer eingehend besprochen und
seine Baugeschichte im Allgemeinen dargelegt. Um nicht
schon Gesagtes zu wiederholen, sollen hier besonders
diejenigen Punkte erörtert werden, welche damals nur
kurz oder gar nicht berührt worden sind.
 
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