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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0161
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Löwenköpfe und Stirnziegel aus Terrakotta (Tafel XCI).

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den Schaft aus; um aber den Überstand weniger fühlbar
zu machen, ist der hohe Hals des Kapitells, wie der
Kelch eines korinthischen Kapitells, nach oben zu er-
weitert und mit Akanthusblättern verziert. — Die Polster
der Kapitelle zeigen teils Schilfblätter, teils Ranken von
steifer eckiger Bildung gleich den Ranken am Schaft. —
Trotz fluchtigerer Arbeit gehören die Kapitelle in die-
selbe Zeit wie die der Exedra des Herodes, etwa in die
Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. (vergl. Band I S. 104).
6. Das Halbkapitell aus Sandstein von den in-
neren Wandsäulen des Philippeion, zählt zu den we-
nigen datierbaren korinthischen Kapitellen aus griechi-
scher Zeit. Abweichend von der gewöhnlichen Anord-
nung zeigt es vier Blattreihen übereinander, und zwar
in den beiden unteren Reihen Akanthusblätter von ge-

fällig geschwungener Form, doch ohne Gliederung in
einzelne Blattlappen, in den oberen Reihen schmale, ge-
rippte Blätter von geschlossenem Umriss. Die Ecken des
ssach ausgerundeten Abakus waren durch Helices unter-
stützt , deren Ansatzspuren noch erkennbar sind. — Die
Kapitelle sind sämtlich stark bestossen und an der Ober-
ssäche verwittert.
Höhe: 490mm. Schaftdurchmesser: 370mm. Durch-
messer des untersten Blattkranzes: 340mm. Vergl. Band II
Tafel LXXXI.
ya und jb. Ionisches Marmorkapitell, in der Pa-
lästra und deren Umgebung gefunden, auf Tafel LXXXIX
in geometrischer Aufnahme dargestellt, weshalb hier darauf
und auf den zugehörigen Text verwiesen wird.

XXX. Löwenköpfe und Stirnziegel aus Terrakotta.
Tafel XCI.
Erläutert von R. Borrmann.

1. Löwenmaske (Wasserspeier) von der Sima des
griechischen Südostbaues (vergl. Tafel CXXI, 4 dieses Ban-
des). Das aufgenommene, obwohl das am besten erhal-
tene aller Exemplare, ist insofern unvollständig, als noch
ein äusserer, malerisch behandelter Haarkranz um den
Kopf zu ergänzen ist. Muskulatur und Haare — die ge-
rippten, strahlenförmig geordneten Haarbüschel — ähneln
denen der beiden unter 2 und 3 abgebildeten Köpfe, doch
ist die Modellierung feiner. Merkmale einer späteren Stil-
auffassung sind die vertieften Augensterne und die Haar-
warzen an den Stirnknochen. Farbspuren ausser dem
warmgelben Grundtone sind nicht nachzuweisen.
2. Wasserspeier von derber Muskulatur, zu der
Sima Tafel CXXIII, 3 gehörig und daselbst in geometri-
scher Aufnahme dargestellt und ergänzt. Die Seiten-
ansicht der Mähne wirkt durch die Wiederholung der
schuppenartig übereinander geordneten Haarbüschel
etwas eintönig. Die Augenlider und Lippenränder er-
scheinen hart und kantig gebildet, die Augensterne tief
eingebohrt. Farbspuren sind nicht erhalten.
3. Wasserspeier des Leonidaion (TafelCXXIII,i)
und zwar der eine von zwei hauptsächlich durch das
Profil unterschiedenen Typen. Bei dem vorliegenden
bilden Stirn und Nase einen stumpfen Winkel, bei dem
andern fast eine gerade Linie. Die Modellierung ist kräftig,
doch ohne die Härten des vorigen Kopfes. Die Mähne
ist weich und ssüssig gearbeitet. Die Ohren sitzen tief und
hängen herab, während sie bei dem zweiten Typus mehr
aufgerichtet erscheinen und dem Kopfe einen eckigen
Umriss verleihen. An den zahlreichen wiedergefundenen
Stücken sind ausser Rot auf den Zungen keine Farben
vorauszusetzen.

4. Wasserspeier der Südhalle (Diadochenzeit)
(Tafel CXXIII, 4) von übertriebener, für kräftige Schatten-
wirkung berechneter Modellierung. Stirn- und Backen-
knochen treten stark heraus. Die Backen erscheinen wie
eingeschnürt durch eine starre Hautfalte über dem Ober-
kiefer. Die Strähnen der Mähne sind tief eingekerbt und
haben etwas Wirres und Buschiges. Auffallend sind die
lappigen Lippenränder und die breiten Ohren, welche
den Kopf dem Hundetypus nähern.
5. Wasserspeier der Echohalle, bereits aus rö-
mischer Zeit und Band I Tafel L mit der Sima zusammen
dargestellt. Der Umriss ist kastenförmig und eckig, der
Kopf im übrigen ssach und leblos behandelt und ohne
die volle Rundung der vorerwähnten Köpfe. Hässlich
wirken die weit geöffneten Augen mit tiefen Augen-
löchern, die kreuzweise eingekerbten Warzen auf den
Stirnknochen, sowie die rohe Bildung der Mähne.
6. Stirnziegel, halbrund, die Vorderseite eines
dachförmigem Kalypters. Das Ornament von kräftigem
Relief, ohne Farbe, bildet eine zwischen Ranken mit
Akanthuskelchen herauswachsende gespaltene Palmette
mit 5-förmigen Blättern. Eine Rosette füllt den mittleren
Zwischenraum. Form und Ausführung weisen auf die
Diadochenzeit. — Fundort: Nordosten des Zeustempels.
— Material: hellroter reiner und hart gebrannter Thon. —
Höhe: 165mm. Breite: 195mm.
7. Stirnziegel von dreieckiger Form mit an-
schliessendem halbrundem Kalypter. Das Ornament, von
mässigem Relief und unbemalt, ist geschickt der Grund-
form angepasst. Die Palmette entwickelt sich zwischen
dünnen Rankenvoluten mit verkümmerten Akanthus-
kelchen. Die Zwickel zwischen den Voluten füllen Pal-
 
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