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775

[No. 913 — 914]

776

XIII. LATEINISCHE INSCHRIFTEN.

913. Sieben Fragmente einer Platte aus
gelbem Marmor mit violetten Adern (eine Art Pa-
vonazetto), der in römischer Zeit als Fussbodenbelag
im Pronaos des Zeustempels und sonst verwendet wurde.
Sechs Stücke (bcdesg) passen unmittelbar zusammen,
aber auch die Zugehörigkeit des siebenten (ä) ist ganz
sicher. Die Dicke der Platte beträgt 0,05—0,06, die
ursprüngliche Höhe von 0,25 ist in der Mitte des grösseren
Komplexes vollständig erhalten, dessen jetzige Breite
0,71 ist. Am rechten Ende dieses Komplexes ist nicht
nur der Rand der Platte, sondern, nach dem Abstand
des letzten Buchstabens vom Rande, anscheinend auch der
Schluss der Inschrift erhalten. Das kleinere Fragment α
ist ringsum gebrochen, 0,15 hoch und 0,19 breit erhalten.

Die Buchslaben, 0,16 hoch und 0,015 breit, waren aus
Metall eingelegt und sind zu diesem Zwecke in reichlich
ο,οι tiesen Rinnen mit noch tieferen Einladungen zur
Befestigung an den Enden in dem Stein ausgearbeitet; auf
ihrem Grunde ist noch an einigen Stellen ein oxydierter
Bleiverguss, der das Unterlager für die Metalleinlage
bildete, erhalten. — b Inv. 14. Gefunden 31. Januar
1876 nördlich von der Nordostecke des Zeustempels.
d Inv. 22. Gefunden 23. Februar 1876 an der Nordoitecke
des Zeustempels, e Inv. wib. Gesunden 24. Januar 1877
an der Nordseite des Zeustempels bei der fünsten Säule
von Osten. fg Inv. 219/*. Gefunden 18. Oktober 1877
nordöstlich vom Turm der byzantinischen Mauer. —
Facsimiliert von Purgold.



M(arcus) \Ag\rippa.
Nach der Grösse der Buchstaben, welche vermutlich
in vergoldeter Bronze eingelegt waren, gehörte die Platte
unzweifelhaft zu der Auffchrift eines Gebäudes, als dessen
Erbauer oder Erneuerer sie M. Agrippa, Cos. 37. 28. 27
v. Chr., nennt. Der Fundort der Fragmente weist ebenso
bestimmt auf den Zeustempel hin wie das seltene Material
des Steins, dass bei der Herstellung des römischen Fuss-
bodens in demselben ausgedehnte Verwendung gefunden
hat. Die Inschrift beltätigt somit den oben (Sp. 697 ff.)
aus anderen Gründen erschlossenen Ansatz einer grösseren
Reparatur des Tempels um das Jahr 40 v. Chr. und
lehrt uns, dass unter den Wohlthätern Olympias, welche
nach der damaligen Erdbebenkataftrophe den Eleern zu
Hilfe kamen, Agrippa in erster Linie stand, indem er
die Wiederherstellung des Zeustempels übernahm. Die
in so monumentaler und prunkvoller Weise ausgeführte
Aufzeichnung dieler Wohlthat war an der Ostfront des
Gebäudes angebracht, entweder aussen am Arehitrav,
unter den Schilden des Mummius, oder im Pteron, am
Epistyl des Pronaos. Der Umstand, dass die erhaltenen
Splitter sämtlieh im Nordosten des Tempels gefunden
worden sind, weist ebenso wie das oben im Lemma Be-
merkte darauf hin, dass der Name den Schluss der In-
schrift bildete; aus dem Fehlen der Amtsbezeichnung

(vergl. dagegen die Bauinschrist des Agrippa am Pantheon
C. I. L. VI, 896) wird daher zu schliessen sein, dass sie
noch vor dem ersten Konsulat des Agrippa anzusetzen
ist und dass die äussere Wiederherstellung des Tempels
bereits im Jahre 38 v. Chr. im wesentlichen abgeschlossen
war. Das schliesst nicht aus, dass im Tempel wie an
den übrigen Gebäuden Olympias noch Jahre hindurch
an der Beseitigung der durch das Erdbeben verur-
sachten Schäden gearbeitet werden musste. Das Ver-
hältnis dieser Inschrift zu der folgenden wie zu No. 363,
welche anscheinend im Innern der Cella angebracht
waren, ist bei der Geringfügigkeit der Überreise der
beiden letzteren nicht mehr festzustellen; es sind ver-
schiedene Möglichkeiten denkbar, sie auf dieselben Er-
eignisse zu beziehen, denen die vorliegende ihre Ent-
stehung verdankt. No. 363 ist vielleicht eine von den
Eleern ausgehende Dankinschrift für die erhaltenen Bei-
hülfen, in der sich der mehrmals erkennbare Königstitel
auf Hemdes und andere Wohlthäter (vergl. Sp. Ö99 f.)
beziehen wird. Endlich sei hier auch noch darauf hin-
gewiesen, dass die für die Entwickelung Olympias offen-
bar in vieler Beziehung einschneidende Katastrophe auch
zu einer neuen Organil'ation des Tempeldienstes Veran-
lassung gegeben haben wird, deren Folge u.a. die von
dieser Zeit an beginnende regelmässige Aufzeichnung der
Kultbeamten war.

914. Vier paarweise zusammenpassende Fragmente
einer Platte aus pentelischem Marmor von

0,03 — 0,045 Dicke. — α Gefunden nach Schluss der
Ausgrabungen im Kladeosbett. b Inv. 248. Gefunden
 
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