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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]; Treu, Georg [Bearb.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 3): Die Bildwerke von Olympia in Stein und Thon — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.779#0257
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Taf. LIX, 2—6. Nemefis-Tyche, Asklepios, Dionyfosftatuetten.

239

Auf die urfprÜngliche Anbringung der beiden Stand-
bilder läfst fich in diefem Falle ans den Fundumftänden
ein ziemlich ficherer Schlufs ziehen. Die Nemefis n. 3
unferer Tafel ftand nämlich bei ihrer Auffindung noch
aufrecht vor dem Ausgang der Koottoj, dem von diefer
aus in das Stadion eintretenden zur Rechten und zwar
in dem Winkel, welchen die füdliche Schenkelmauer
des der Kpvirrr, vorgelegten Dromos mit jener felbft
bildet. Vergl. die allgemeine Fundkarte und die mit
Hilfe von Borrmanns Aufnahmen in Bd. I Taf. 46 und
47 hergeftellte Abb. 266 (f. auch deuten Ausführungen
im Textband II S. 66). Allerdings fchien mir die Statue
bei der Verzeichnung des Fundes im Tagebuch vom
30. Mai 1878 nicht in ihrer urfprünglichen Lage belalTen
worden zu fein, da fie etwas zurückgelehnt daftand und
fich unter ihrer Plinthe Erde, Ziegelbrocken, Kohlen-
ftückchen und eine Putzfchicht vorfand. Allein der Fort-
gang der Ausgrabungen hat jene Störungen der ur-
fprünglichen Aufftellung doch nur als unbeträchtliche
erwiefen und zwar durch folgende Thatfachen. Zunächft
wurde in der Ecke, in welcher die erfte Nemefis bei
ihrer Ausgrabung lehnte, wirklich eine Statuenbafis frei-
gelegt, die allerdings, wie fchon die Höhenlage auf Abb. 266
zeigt, aus fpätrömifcher Zeit flammt und fehr liederlich
mit Steinbrocken untermauert ift, aber doch in Ab-
meiTungen und Standort der Nemefis entfpricht. (Was
das davor aufgemauerte Ziegelpoftament und fein Gegen-
über auf der entgegengefetzten Mauer des Dromos
trugen, willen wir nicht mehr.) Beftä'tigt wurde die ur-
fprÜngliche Aufhellung der erftgefundenen Statue in jener
Ecke ferner durch die Auffindung eines paffenden Ge-
genftückes für das entfprechende Bathron des gegenüber-
liegenden Winkels in der Nemefis n. 2. Letztere wurde
allerdings nicht an ihrer alten Stelle ausgegraben, fondern
aus den Hüttenmauern auf dem Weftwall des Stadions
hervorgezogen (Tagebuch vom 20. Oktober 187g, Inv.V
n. 1336). Aber ihr linker Arm mit der Elle war in der
Krypte zurückgeblieben, zum beften Beweife dafür, dafs
auch fie einft in diefer Gegend ftand (Tagebuch vom
2. November 1878, Inv. IV n. 983). Wie gut endlich die
Statuen an diefe Stellen paffen, zeigt Abb. 266. Kein
Zweifel alfo, dafs fie in der That urfprünglich den Ein-
gang des Stadions fchmückten, allerdings, wie wir fahen,
erft in fpä'trömifcher Zeit, vielleicht feit dem 2. nach-
chriftlichen Jahrhundert.

Auch über den Sinn der Aufrichtung zweier Stand-
bilder der Nemefis-Tyche gerade an diefer Stelle kann
kein Zweifel fein. Sie follten den Jünglingen, welche
hier zum Kampf einzogen, eine Verheifsung guten Glückes
fein, und zugleich eine Warnung vor Frevel und Über-
hebung.

Treu, Arch. Zeitung 1878 S. 136. 1879 S.205. Ausgr.
zu Olympia III S. 12 zu Taf. \-jb 1 mit der Abbildung
von n. 3. — Pofnanski, Nemefis und Adrafteia (Bres-
lauer Philologifche Abhandlungen Bd. V Heft 2) S. 1 i4f.
n. 1—2.

Tafel LIX, 4. Asklepiosftatuette desjenigen
Typus, welcher durch die bekannte Neapler Statue von der
römifchen Tiberinfel (Clarac IV 550, 1161) und dem foge-
nannten Antonius Mufa aus dem Braccio Nuovo (ebenda

IV 549, 1159) vertreten wird, und von Thrä'mer in Ro-
fchers Lexikon der Mythologie I 1 Sp. 634 f. als Schema I
bezeichnet worden ift. Die olympifche Statuette hat mit
jenem Typus nicht nur die breite Anordnung des Mantels
und den langen, unter die rechte Achfel geftemmten
Schlangenftab gemein, von dem die Stütze am rechten
Schenkel herrührt, fondern anfeheinend auch den Om-
phalos neben dem linken Fufs. Wenigftens weifs ich
den in Abb. 266 a wiedergegebenen Reft über dem Bruch
des unteren Mantelfaums an der linken Seite nicht anders
zu deuten.

Refl: eines Omphalos (?) an der linken Seite der Asklepios (tatuette Taf. LIX, 4.

Von den drei Stücken, in welche das Figürchen ge-
brochen war, wurden zwei in den fpätrömifchen Ge-
mächern füdöftlich der Palä'ftra aufgelefen, ein drittes bei
der byzantinifchen Kirche (Inv. II n. 503 Z> und Vn. 1434^fj).
Die gute Erhaltung der Marmorober fläche, wie fchon die
Kleinheit, weifen auf eine Aufftellung in einem Innen-
raum hin. Handwerksmafsige römifche Arbeit. Parifcher
Marmor. Höhe 0,23 m.

Tafel LIX, 5. Bruft eines (fitzenden?) Dionyfos
oder Apollon, nach den gedrehten Hä'ngelocken auf
den Schultern zu urteilen. Der Kopf war anfeheinend
zur rechten Schulter gewandt; der Unke Arm aufgeftützt,
der rechte vorbewegt. Im Rücken hing dem Figürchen
ein Mantel herab. Höhe 0,05 m. Gefunden vor der
4. Südfäule des Zeustempels, von Offen gerechnet.
Inv. II n. 277.

Tafel LIX, 6. DionyfoskÖpfchen, epheube-
kränzt. Gefunden in der Südweftgegend der Paläftra
Inv.V n. 1598. Höhe mit Hals 0,08 m.

Abbildung 267. Plinthe einer Dionyfos-
ftatuette. Man fleht neben der Bruchfläche des rechten
Fufses die Anfätze eines kauernden Panthers. Pente-
lifcher Marmor mit Brandfpuren. Aus einem der Nord-
oftgemächer der Paläftra. Tagebuch vom 25. April 1878.
Inv. III n. 931. Breiteo,i3, Tiefeo,i6m.
 
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