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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Karten von Attika (Heft IX): Erläuternder Text — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.780#0021
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IL Seetion Oropos.

(Blatt 9.)

Seetion „Oropos" stellt im Norden die gleichnamige Küstenlandschaft dar; nach dem Innern zu folgt,
durch die „Mavrovunia", die „schwarzen Berge", abgetrennt, das westwärts geöffnete Längsthal von Kakosalesi;
den Südrand endlich nehmen die Vorberge und ersten Schluchtanstiege des Parnes ein. Westlich wird die
Karte durch den angrenzenden Theil Böotiens, namentlich das Gebiet von Tanagra, vervollständigt. Die
spätere Ostgrenze des oropischen Gebietes (ohne Psaphis) fällt fast genau mit derjenigen unserer Karte
zusammen, und wie wir hier die landscheidenden Berge, den Kamari und die Hügel von Kalamo als nördliche
Ausläufer des Mavronoro betrachten durften (s. o. S. 13), so entsendet dieses Eck- und Knotengebirge
(647 m) auch nach Westnordwest einen waldigen, allmählich abflachenden Höhenzug, die Mavrovunia
(Gipfelhöhen von 410—140 m), deren zur Küste fast parallele Kammlinie die überwiegend natürlichen Grenzen
des Ländchens nun auch für seine südliche Langseite hinreichend sicher stellt.

Nur im Westen, wo die Bergkette über den Asopos hinweg nach Böotien verläuft, fehlt der augen-
fällige Abschlufs; daher Plato (Kritias 110E) für sein ideales Ur-Attika eine Verlängerung des Kithairon und
Parnes bis an das Meer heran zu Hülfe nehmen mufste. Dafs aber auch hier die politische Grenze so weit
als möglich den Hebungen des Terrains (nicht etwa den Thalfurchen) angepafst war, lehrt uns mit will-
kommener Deutlichkeit des Thukydides Bericht über die Schlacht von Delion (IV, 76, 90 ff.). Der kleine
tanagräische Hafenort ist längst an der Stätte des heutigen Dilisi (mehr als 6 km westlich von der jetzigen
Asoposmündung) wiedererkannt worden. (Wordsworth, Athens and Att.s, S. 7 ff.; Leake Travels in N.-Gr. II,
S. 449 ff; Ulrichs Reisen und Forschungen in Grld. II, S. 46 ff.) Wir erfahren nun, dafs ein Halteplatz,
den das athenische Heer auf seinem Rückwege zur Hauptstadt und nur „etwa 10 Stadien von Delion ent-
fernt" eingenommen hatte (Cap. 90), derselbe, gegen den dann die Böotier ihren Angriff richteten, bereits
auf oropischem Gebiete lag (c. 91; 99; vgl. Diodor XII, 69). Die Grenze lief also auch jenseits des Asopos
über Höhenrücken weg und erreichte die Küste erst nahe (höchstens 2 km) vor Delion.*)

Es ist gewifs beachtenswerth, dafs genau dieselbe Linie die heutigen Eparchieen „Theben" und
,,Attika" von einander scheidet (vgl. z. B. die französische Karte).

Somit stellt sich die allgemeine Configuration der Oropia als ein trapezförmiger länglicher Ausschnitt
Küstenlandes dar, der sich mit 6000 m durchschnittlicher Breite (in gerader Linie gemessen) mehr als 15 km
am Meere hin erstreckt.

Verleihen nun auch der Golf und die umrahmenden Bergzüge unserem Gebiete eine bestimmte
Abgrenzung nach Aufsen hin, so erscheint es doch im Innern nichts weniger als einheitlich gegliedert.
Abgesehen von der deltaförmigen Mündungsebene des Asopos im Westen, einer kleineren weiter östlich und

*) Ulrichs, der zuerst ein Bild der Vorgänge um Delion unter genauerer Berücksichtigung des Terrains entwarf,
irrte aber gewifs, wenn er das eigentliche Schlachtfeld — viel zu fern — in die kleine Asoposebene unterhalb Staniates
verlegte. Dafs der Zusammenstofs vielmehr auf dem bergigen Gelände selber stattfand, lehrt auch Thukydides 96: l>üa*t; yäp

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