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Chronik für vervielfältigende Kunst — 1.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.3767#0005
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i888. Nr. i.
CHRONIK
FÜR
VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.
Erscheint achtmal im Jahre, und zwar im Jänner, März, Mai, Juli, September, October, November, December und wird allen Abnehmern der
ordentlichen Publicationen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien, also des „Galeriewerkes", der „Graphischen Künste" und der
„Geschichtswerke" unentgeltlich geliefert. — Separat kann das Blatt zum Preise von 4 Mk. pro Jahr bezogen werden.
Inserate werden mit 30 Pfennig für die dreimal gespaltene Petitzeile berechnet.
INHALT: Zur Einführung. — Sitzung des Curatoriums vom 19. December 1887. — Kunslhistorische Studien: Noch einmal die
Madonna von „1451". — Die altniederländische Malerei und ihre Beziehungen zum Kupferstich. — Die Radirung in Berlin. — Ein
Pariser Brief über die „Exposition des estampes du siecle" in der Galerie Petit — Neuigkeiten des Kunst- und Buchhandels:
Rosehberg Ad., Die Münchener Malerschule. Das Städel'sche Kunst-Institut zu Frankfurt am Main. Paul und Virginie. „Catalogue general
des photographies inalterables au charbon" von Ad. Braun & Co. Die schone Melusine. Dietsche Warande. Köppings „Staalmeesters".
Charles Waltner, „Nachtwache" nach Rembrandt. Ph. Zücken's Radirung nach Stevens. Prof. Eilers' Porträtstich des Regenten von
Braunschweig. Dresdener Künstlermappe. Humor in der Thierwelt. — Vcrsteigerungen: Kupferstichauction in Berlin. — Graphische
Sammlungen und Kunfiinstitute: Ornamcntslichsammlung des kgl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin. Ostermess-Ausstellung 1888 in
Leipzig. Lehranstalt für Photographie, Lichtdruck und graphische Kunst von W. Cronenberg. Fachschule sür das Buchgewerbe. — Ver-
mischte Nachrichten: Gründer der Gesellschaft. — Anfrage an Bücherfreunde und Holzschnittkundige. — Holbein's Madonna des
Bürgermeisters Meyer. Dr. Max Huttier s. Warnung für deutsehe Verleger. — Zur Kenntnisnahme. — Inserate.
Beilage: Holbein's Madonna des Bürgermeisters Meyer. Vortrag von Prof. Dr. C. v. Lützow.

ZUR EINFÜHRUNG.

kennung; als würdige Gegenstände geschichtlicher Er-
forschung sind sie noch jung und erst im Keime entwickelt.
Die Kenntnis vollends der modernen Reproduftions-
verfahren ist noch kaum in weitere Kreise als in die der
engsten Fachgenossen gedrungen, und die oberflächlichsten
Meinungen sind über ihren Wert und ihre Ziele im Umlauf.
Nicht dass es an Quellen fehlte zu näherer Kenntnisnahme:
zahlreich sind die literarischen Hilfsmittel allerart, aber sie
bewegen sich in so engen specialistischen Grenzen und sind
so verstreut und schwer zugänglich, dass die Nothwendig-
keit eines allseitig orientirenden Organs auf dem Gebiete
der graphischen Künste und Techniken in wissensehaft-
licher wie praktischer Hinsicht von allen Antheilnehmen-
den tief empfunden wird.
Die neue Veröffentlichung der Gesellschast für ver-
vielfältigende Kunst, die „Chronik für vervielfälti-
gende Kunst", welche diese Bemerkungen einleiten, soll
diesem Bedürfnisse abhelfen. Sie will dem Kenner und Lieb-
haber graphischer Kunst, dem schafsenden Künstler und
forschenden Gelehrten, dem Techniker und Kunsthändler
ein Organ sein, bestimmt, sie mit allen wichtigen Ereignissen
und Wandlungen im Bereiche vervielfältigender Kunst
bekannt zu machen.
Ergänzend und vermittelnd zugleich wird die
„Chronik" die verschiedenen grossen Verösfentlichungen
der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst begleiten,

^S; ie vervielfältigenden Künste und Techniken
cjlȤ5][ entfalten in unserer Zeit eine ausserordentliche
1? Betriebsamkeit, überbieten einander um den Vor-
rang in unserer Gunst. Während die Erben einer ruhmvollen
Vergangenheit, der Kupferstich und Holzschnitt, den sieg-
reich vordringenden modernen Vervielfältigungsverfahren
gegenüber, das Recht ihrer Eigenart zu behaupten streben,
wird auf der anderen Seite emsig der Versuch verfolgt,
durch virtuose Vervollkommnung des Technischen, der
geistvollen Wiederholung von Kunstwerken von der Hand
nachempfindender Künstler nahezukommen. Bald wogt der
Kampf in scharfen Gegensätzen, bald wird versöhnlicher
Ausgleich gesucht. Unstät schwankt die Entwickelung der
Dinge, sie raubt unserem Urtheil die mässigende Ruhe,
wehrt unserem Auge den unbefangenen Blick. Werden
Kupferstich, Radirung und Holzschnitt als reproducirende
Künste den modernen photochemischen Verfahren erliegen
oder ihren Ansturm überdauern? Und unsere Künstler
werden sie Verzicht leisten auf die Geltendmachung selbst-
ständiger Ausfassung in der Schöpfung originaler Kunst-
blätter des Grabstichels oder die Gabe nachsehaffender
Wiederholung missachten? Das sind Fragen, über die
Künstler wie Laien sich ereifern und die beweisen, wie
schlimm es im allgemeinen um unsere Kenntnis der Dinge
bestellt ist. In der That, die Kupferstichkunde und diejenige
des Holzschnittes erfreut sich nur fachmännischer Aner-
 
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