LAUF ■ FRIEDHOFSKAPELLE ST. SALVATOR
Bibliographie: Benedikt Wilhelm Zahn, Kirchen-, Religions- und Reformationsgeschichte des Nürnbergischen
Städtleins Lauf, Lauf 1781, S. 128 (erwähnt auch die einzelnen Glasgemälde der Salvatorkirche; »in einem ersiehet man
ein Cruzifix«); Werner MEYER/Wilhelm Schwemmer, Kdm. Bayern, MF XI, 1966, S. 200 (exakte Aufzählung der
überwiegend nachmittelalterlichen Wappenscheiben); Dehio Franken, 1979, S. 463, bzw. 2i999, S. 571 (pauschale
Erwähnung von Wappenscheiben aus der Bauzeit 1658/59).
Gegenwärtiger Bestand: Im Ostfenster Kreuzigungsscheibe des späten 15. Jahrhunderts (Fig. 168, Abb. 177); dane-
ben Wappenscheiben aus der Mitte des 17. Jahrhunderts1.
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Die evang.-luth. Friedhofskapelle St. Salvator wurde erst 1658/59
inmitten des seit 1534 bestehenden Friedhofs errichtet und kommt als ursprünglicher Standort der spätmittelalter-
lichen Kreuzigung folglich nicht in Betracht2. Man darf vermuten, daß die Einzelscheibe nach Mitte des 17. Jahrhun-
derts aus einer anderen Läufer Kirche - der um 1350-70 errichteten Stadtpfarrkirche St. Johannis oder der Kunigun-
denkapelle, einem Bau des späten 15. Jahrhunderts - ins Ostfenster von St. Salvator übertragen worden war, doch
leider waren keine weiteren Hinweise zur exakten Herkunft zu ermitteln3. Für die Pfarrkirche St. Johannis sind im
Jahr 1611 umfangreiche Arbeiten zur Erneuerung der zerstörten Kirchenfenster überliefert, für die der Glaser Hans
Zwierlein die stattliche Summe von rund 5 5 Gulden erhielt4. Daß im Zuge dieser Maßnahme oder bei den wiederhol-
ten Renovierungen des 17. Jahrhunderts noch vorhandene Reste der mittelalterlichen Farbverglasung - darunter gege-
benenfalls die Kreuzigungsscheibe - ausgeschieden wurden, ist an den Maßen der barock vergrößerten Chorfenster
leider nicht mehr nachzuprüfen. Die Fenstermaße der Kunigundenkapelle sind mit einer Breite von ca. 32 cm jeden-
falls zu schmal.
Vorbemerkung zum Katalog: Die Kreuzigung wurde im Herbst 2001 in situ untersucht und aufgenommen. Das
Rechteckfeld ist innen vor die Butzenverglasung montiert.
CHORFENSTER I
KREUZIGUNG CHRISTI Fig. 168, Abb. 177
H. 70 cm, B. 38,5 cm.
Inschriften: Oberhalb des Balkens der Kreuztitulus: INRI.
Erhaltung: Durch unzugehörige alte Flickstücke, versetzte Par-
tien und neutrale Reparaturen verunklärt. Im blauen Karogrund
farblich grelle Ergänzungen des 19. Jh. Kopf und Oberkörper
des Johannes im 18. oder 19. Jh. erneuert. Alte Flickstücke und
neutrales Farbglas entlang des Kreuzstammes und anstelle der
Füße der Assistenzfiguren; ebenso im Bereich des Oberkörpers
und im Nimbus Christi.
Ikonographie, Komposition: Traditioneller Typus der Kreuzi-
gung Christi zwischen Maria und Johannes Ev.
Farbigkeit, Ornament: Christus in hellbraunem Inkarnat mit
weißem Lendenschurz; Maria in weißem Mantel über blauem
Untergewand; Johannes in weißem Mantel über dunkelvioletter
Tunika. Nimben und Kreuz bernsteingelb; weißer Kreuztitulus;
minimale Reste des grünen Rasenbodens. Im Bodenbereich und
zwischen Kreuzstamm und Figuren farblich unpassende alte
Flickstücke, ebenso im weißen Rahmen. Bemerkenswert ist der
altertümliche blaue Karogrund mit ausradierten Fiederblättchen
hinter den Figuren (X, 7).
Fig. 168. ES Chor I.
Fig. 168, Abb. 177
Technik, Stil, Datierung: Die Gewandmodellierung mit sehr
weich gestupften Halbtonlasuren im Stil der Straßburger Glas-
malerei und darübergesetzten, etwas harten, doch nadelfeinen
Pinselschraffuren besitzt Bezüge zur Münchner Glasmalerei um
1480, vor allem zum Speculumfenster von 1480 in der Münchner
Frauenkirche5. Zwar läßt die Läufer Scheibe die ausgeprägte
Radiertechnik des Münchner Meisters vermissen, doch die ori-
Bibliographie: Benedikt Wilhelm Zahn, Kirchen-, Religions- und Reformationsgeschichte des Nürnbergischen
Städtleins Lauf, Lauf 1781, S. 128 (erwähnt auch die einzelnen Glasgemälde der Salvatorkirche; »in einem ersiehet man
ein Cruzifix«); Werner MEYER/Wilhelm Schwemmer, Kdm. Bayern, MF XI, 1966, S. 200 (exakte Aufzählung der
überwiegend nachmittelalterlichen Wappenscheiben); Dehio Franken, 1979, S. 463, bzw. 2i999, S. 571 (pauschale
Erwähnung von Wappenscheiben aus der Bauzeit 1658/59).
Gegenwärtiger Bestand: Im Ostfenster Kreuzigungsscheibe des späten 15. Jahrhunderts (Fig. 168, Abb. 177); dane-
ben Wappenscheiben aus der Mitte des 17. Jahrhunderts1.
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Die evang.-luth. Friedhofskapelle St. Salvator wurde erst 1658/59
inmitten des seit 1534 bestehenden Friedhofs errichtet und kommt als ursprünglicher Standort der spätmittelalter-
lichen Kreuzigung folglich nicht in Betracht2. Man darf vermuten, daß die Einzelscheibe nach Mitte des 17. Jahrhun-
derts aus einer anderen Läufer Kirche - der um 1350-70 errichteten Stadtpfarrkirche St. Johannis oder der Kunigun-
denkapelle, einem Bau des späten 15. Jahrhunderts - ins Ostfenster von St. Salvator übertragen worden war, doch
leider waren keine weiteren Hinweise zur exakten Herkunft zu ermitteln3. Für die Pfarrkirche St. Johannis sind im
Jahr 1611 umfangreiche Arbeiten zur Erneuerung der zerstörten Kirchenfenster überliefert, für die der Glaser Hans
Zwierlein die stattliche Summe von rund 5 5 Gulden erhielt4. Daß im Zuge dieser Maßnahme oder bei den wiederhol-
ten Renovierungen des 17. Jahrhunderts noch vorhandene Reste der mittelalterlichen Farbverglasung - darunter gege-
benenfalls die Kreuzigungsscheibe - ausgeschieden wurden, ist an den Maßen der barock vergrößerten Chorfenster
leider nicht mehr nachzuprüfen. Die Fenstermaße der Kunigundenkapelle sind mit einer Breite von ca. 32 cm jeden-
falls zu schmal.
Vorbemerkung zum Katalog: Die Kreuzigung wurde im Herbst 2001 in situ untersucht und aufgenommen. Das
Rechteckfeld ist innen vor die Butzenverglasung montiert.
CHORFENSTER I
KREUZIGUNG CHRISTI Fig. 168, Abb. 177
H. 70 cm, B. 38,5 cm.
Inschriften: Oberhalb des Balkens der Kreuztitulus: INRI.
Erhaltung: Durch unzugehörige alte Flickstücke, versetzte Par-
tien und neutrale Reparaturen verunklärt. Im blauen Karogrund
farblich grelle Ergänzungen des 19. Jh. Kopf und Oberkörper
des Johannes im 18. oder 19. Jh. erneuert. Alte Flickstücke und
neutrales Farbglas entlang des Kreuzstammes und anstelle der
Füße der Assistenzfiguren; ebenso im Bereich des Oberkörpers
und im Nimbus Christi.
Ikonographie, Komposition: Traditioneller Typus der Kreuzi-
gung Christi zwischen Maria und Johannes Ev.
Farbigkeit, Ornament: Christus in hellbraunem Inkarnat mit
weißem Lendenschurz; Maria in weißem Mantel über blauem
Untergewand; Johannes in weißem Mantel über dunkelvioletter
Tunika. Nimben und Kreuz bernsteingelb; weißer Kreuztitulus;
minimale Reste des grünen Rasenbodens. Im Bodenbereich und
zwischen Kreuzstamm und Figuren farblich unpassende alte
Flickstücke, ebenso im weißen Rahmen. Bemerkenswert ist der
altertümliche blaue Karogrund mit ausradierten Fiederblättchen
hinter den Figuren (X, 7).
Fig. 168. ES Chor I.
Fig. 168, Abb. 177
Technik, Stil, Datierung: Die Gewandmodellierung mit sehr
weich gestupften Halbtonlasuren im Stil der Straßburger Glas-
malerei und darübergesetzten, etwas harten, doch nadelfeinen
Pinselschraffuren besitzt Bezüge zur Münchner Glasmalerei um
1480, vor allem zum Speculumfenster von 1480 in der Münchner
Frauenkirche5. Zwar läßt die Läufer Scheibe die ausgeprägte
Radiertechnik des Münchner Meisters vermissen, doch die ori-