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PFARRKIRCHE ST. SEBALD
Fig. 202. ES Lhs. n XII, ja-d.
zeigte sich darin, dass er von 1340 bis 1347 und von 1349 bis 1356
durchweg im Amt des älteren Bürgermeisters bestätigt wurde.
Er war in 1. Ehe mit Adelheid Pfinzing (f 1344), in 2. Ehe mit
Katharina (Heider) von Dachsbach (f 1389) verheiratet751.
Ulrich wird von einem nicht näher gekennzeichneten heiligen
Bischof in Pontifikaltracht empfohlen, vielleicht dem Augsbur-
ger Bistumspatron und Namenspatron des Stifters oder aber
einem der am benachbarten Haller-Altar verehrten und darge-
stellten Heiligen (Erhard oder Erasmus)752. Die asymmetrisch
aufgebaute architektonische Rahmung zeigt links einen brei-
ten, auf einem massiven Postament ruhenden architektonischen
Pfeiler, dessen Stirnfläche mit Vasen, Masken und vegetabilen
Formen belegt ist. Der flache, mit vorgelegtem Astwerk ver-
zierte Korbbogenabschluss wird rechts nur von einem dünnen
Stamm aufgefangen. Erst durch den unmittelbaren Anschluss
an das Gegenstück in 3d ergibt sich eine stimmige, die Stärke
des trennenden Fensterpfostens mit berücksichtigende Gesamt-
komposition. Die durch Schrägstellung der Kämpferzone ange-
deutete Perspektive ist gleichwohl nicht überzeugend gelöst.
Stil, Datierung: Nürnberg, um 1519/20 (Hirsvogel-Werkstatt).
CVMA T 6276, Großdia T 30
3b WAPPEN HALLER VON HALLERSTEIN MIT
BEISCHILD OBERMAYER Fig. 202, Abb. 169
H. 79 cm, B. 52,5 cm.
Inschrift: Auf der Schrifttafel am Fuß der Scheibe in gotischer
Minuskel: Cünrat. Haller. vom / Hallerstain . Ritter. etc.
Erhaltung: Abgesehen von einer äußerst derben Ergänzung des
20. Jh. im linken Pfeiler und wenigen geklebten Sprüngen na-
hezu makellos erhalten. Die Halbtonbemalung ist in den Kapi-
tellen, im Rundbogen und im Rankengrund stellenweise etwas
berieben. Bleinetz alt.
Ikonographie, Komposition: Vermehrtes Wappen Haller von
Hallerstein: im gevierten Schild in 1 und 4 das Stammwap-
pen: in Rot ein schwarz gefüllter Schrägsparren; in 2 und 3 das
Wappen des ausgestorbenen bayerischen Adelsgeschlechts von
Hallerstein: geteilt, oben in Rot eine gestürzte goldene Spitze,
unten in Silber ein schreitender schwarzer Löwe; Helmzier
rechts: über goldenem Turnierhelm mit rot-silbernen Decken
und goldener Krone der wachsende rote Frauenrumpf (beklei-
det) zwischen zwei roten Büffelhörnern, an den Mündungen
mit Pfauenfedern besteckt; links: über goldenem Turnierhelm
mit rot-goldenen Decken und schwarz-silbernem Wulst rechts
eine aufrechte Hirschstange, links ein rot-silbern geteilter
Flug, oben eine gestürzte goldene Spitze. Der kleine Beischild
zeigt das Wappen Obermayer: in Gold ein oberhalber blauer
Löwe755.
Konrad V. Haller (1499-1562) war der letzte Spross der Ulrichs-
Linie, die mit ihm erlosch. Konrad war kaiserlicher Rat unter
Karl V. und Ferdinand I. sowie Ratgeber des Bamberger Fürst-
bischofs. Nach seiner Tätigkeit als Assessor am Reichskam-
mergericht in Speyer amtierte er in den letzten Lebensjahren
als Obervogt von Ettlingen in Baden754. Er war seit 1515 mit
Katharina Obermayer verheiratet.
Der massive Rundbogen der architektonischen Rahmung ruht
auf gedrungenen balusterartigen Säulen, deren Schaft oberhalb
der Basen von Blattwerk umhüllt wird. Postamente und Kapi-
telle sind in korrekter perspektivischer Verkürzung wiederge-
geben.
Ornament: Die gesamte Fläche zwischen Wappen und Rah-
mung ist mit ausradiertem hellblauen Fiederrankengrund ge-
füllt (ähnlich Muster X,6? und 68).
Stil, Datierung: Terminus post quem für die Ausführung der
beiden Wappen von Konrad V. und Wolf VIII. ist zum einen
das kaiserliche Privileg zur Erweiterung des Namens zu »Hal-
ler von Hallerstein«, verbunden mit der Wappenbesserung, die
in der Literatur widersprüchlich ins Jahr 1521 bzw. 1528 datiert
werden (vgl. Stil, Datierung S. 282!.). Zum anderen gibt uns das
Jahr der Eheschließung von Wolf Haller mit Louise von Lou-
genhagen 1529 einen weiteren Anhaltspunkt.
Nürnberg, nach 1529 (Werkstatt Veit Hirsvogel d.J.).
CVMA T 6277
3c WAPPEN HALLER VON HALLERSTEIN MIT
BEISCHILD VON LOUGENHAGEN Fig. 202, Abb. 170
H. 79 cm, B. 52,3-52,7 cm.
Inschrift: Auf der Schrifttafel am Fuß der Scheibe in gotischer
Minuskel: Wolf. Haller. vom/ Hallerstain . Ritter. etc.
Erhaltung: Vorzüglich; vollständig originale Glassubstanz.
Halbtonlasuren in Rankengrund und Bogenrahmung geringfü-
gig berieben. In Inschrift und Bogenrahmung wenige größere
Sprünge (geklebt). Bleinetz in Helmzier und -decken original.
Ikonographie, Komposition: Vermehrtes Wappen Haller von
Hallerstein (Beschreibung wie 3b). Beischild von Lougenha-
gen: in Silber (belegt mit Eichblättern) ein roter Sparren.
Wolf VIII. Haller (1492-1559)755 war als Faktor Jakob I. Fug-
gers um 1515 in die Niederlande übergesiedelt, wo er als kai-
serlicher Rat reüssierte, zum Ritter geschlagen wurde und 1531
von Königin Maria von Ungarn, Statthalterin in den Nieder-
landen, zum Generalschatzmeister am Hof zu Brüssel bestellt
PFARRKIRCHE ST. SEBALD
Fig. 202. ES Lhs. n XII, ja-d.
zeigte sich darin, dass er von 1340 bis 1347 und von 1349 bis 1356
durchweg im Amt des älteren Bürgermeisters bestätigt wurde.
Er war in 1. Ehe mit Adelheid Pfinzing (f 1344), in 2. Ehe mit
Katharina (Heider) von Dachsbach (f 1389) verheiratet751.
Ulrich wird von einem nicht näher gekennzeichneten heiligen
Bischof in Pontifikaltracht empfohlen, vielleicht dem Augsbur-
ger Bistumspatron und Namenspatron des Stifters oder aber
einem der am benachbarten Haller-Altar verehrten und darge-
stellten Heiligen (Erhard oder Erasmus)752. Die asymmetrisch
aufgebaute architektonische Rahmung zeigt links einen brei-
ten, auf einem massiven Postament ruhenden architektonischen
Pfeiler, dessen Stirnfläche mit Vasen, Masken und vegetabilen
Formen belegt ist. Der flache, mit vorgelegtem Astwerk ver-
zierte Korbbogenabschluss wird rechts nur von einem dünnen
Stamm aufgefangen. Erst durch den unmittelbaren Anschluss
an das Gegenstück in 3d ergibt sich eine stimmige, die Stärke
des trennenden Fensterpfostens mit berücksichtigende Gesamt-
komposition. Die durch Schrägstellung der Kämpferzone ange-
deutete Perspektive ist gleichwohl nicht überzeugend gelöst.
Stil, Datierung: Nürnberg, um 1519/20 (Hirsvogel-Werkstatt).
CVMA T 6276, Großdia T 30
3b WAPPEN HALLER VON HALLERSTEIN MIT
BEISCHILD OBERMAYER Fig. 202, Abb. 169
H. 79 cm, B. 52,5 cm.
Inschrift: Auf der Schrifttafel am Fuß der Scheibe in gotischer
Minuskel: Cünrat. Haller. vom / Hallerstain . Ritter. etc.
Erhaltung: Abgesehen von einer äußerst derben Ergänzung des
20. Jh. im linken Pfeiler und wenigen geklebten Sprüngen na-
hezu makellos erhalten. Die Halbtonbemalung ist in den Kapi-
tellen, im Rundbogen und im Rankengrund stellenweise etwas
berieben. Bleinetz alt.
Ikonographie, Komposition: Vermehrtes Wappen Haller von
Hallerstein: im gevierten Schild in 1 und 4 das Stammwap-
pen: in Rot ein schwarz gefüllter Schrägsparren; in 2 und 3 das
Wappen des ausgestorbenen bayerischen Adelsgeschlechts von
Hallerstein: geteilt, oben in Rot eine gestürzte goldene Spitze,
unten in Silber ein schreitender schwarzer Löwe; Helmzier
rechts: über goldenem Turnierhelm mit rot-silbernen Decken
und goldener Krone der wachsende rote Frauenrumpf (beklei-
det) zwischen zwei roten Büffelhörnern, an den Mündungen
mit Pfauenfedern besteckt; links: über goldenem Turnierhelm
mit rot-goldenen Decken und schwarz-silbernem Wulst rechts
eine aufrechte Hirschstange, links ein rot-silbern geteilter
Flug, oben eine gestürzte goldene Spitze. Der kleine Beischild
zeigt das Wappen Obermayer: in Gold ein oberhalber blauer
Löwe755.
Konrad V. Haller (1499-1562) war der letzte Spross der Ulrichs-
Linie, die mit ihm erlosch. Konrad war kaiserlicher Rat unter
Karl V. und Ferdinand I. sowie Ratgeber des Bamberger Fürst-
bischofs. Nach seiner Tätigkeit als Assessor am Reichskam-
mergericht in Speyer amtierte er in den letzten Lebensjahren
als Obervogt von Ettlingen in Baden754. Er war seit 1515 mit
Katharina Obermayer verheiratet.
Der massive Rundbogen der architektonischen Rahmung ruht
auf gedrungenen balusterartigen Säulen, deren Schaft oberhalb
der Basen von Blattwerk umhüllt wird. Postamente und Kapi-
telle sind in korrekter perspektivischer Verkürzung wiederge-
geben.
Ornament: Die gesamte Fläche zwischen Wappen und Rah-
mung ist mit ausradiertem hellblauen Fiederrankengrund ge-
füllt (ähnlich Muster X,6? und 68).
Stil, Datierung: Terminus post quem für die Ausführung der
beiden Wappen von Konrad V. und Wolf VIII. ist zum einen
das kaiserliche Privileg zur Erweiterung des Namens zu »Hal-
ler von Hallerstein«, verbunden mit der Wappenbesserung, die
in der Literatur widersprüchlich ins Jahr 1521 bzw. 1528 datiert
werden (vgl. Stil, Datierung S. 282!.). Zum anderen gibt uns das
Jahr der Eheschließung von Wolf Haller mit Louise von Lou-
genhagen 1529 einen weiteren Anhaltspunkt.
Nürnberg, nach 1529 (Werkstatt Veit Hirsvogel d.J.).
CVMA T 6277
3c WAPPEN HALLER VON HALLERSTEIN MIT
BEISCHILD VON LOUGENHAGEN Fig. 202, Abb. 170
H. 79 cm, B. 52,3-52,7 cm.
Inschrift: Auf der Schrifttafel am Fuß der Scheibe in gotischer
Minuskel: Wolf. Haller. vom/ Hallerstain . Ritter. etc.
Erhaltung: Vorzüglich; vollständig originale Glassubstanz.
Halbtonlasuren in Rankengrund und Bogenrahmung geringfü-
gig berieben. In Inschrift und Bogenrahmung wenige größere
Sprünge (geklebt). Bleinetz in Helmzier und -decken original.
Ikonographie, Komposition: Vermehrtes Wappen Haller von
Hallerstein (Beschreibung wie 3b). Beischild von Lougenha-
gen: in Silber (belegt mit Eichblättern) ein roter Sparren.
Wolf VIII. Haller (1492-1559)755 war als Faktor Jakob I. Fug-
gers um 1515 in die Niederlande übergesiedelt, wo er als kai-
serlicher Rat reüssierte, zum Ritter geschlagen wurde und 1531
von Königin Maria von Ungarn, Statthalterin in den Nieder-
landen, zum Generalschatzmeister am Hof zu Brüssel bestellt