OPPENHEIM • KATHARINENKIRCHE
392
Die Szene stellt nicht, wie lange Zeit vermutet worden ist, die
Flucht des Hl. Paulus aus Damaskus dar409, sondern eine alt-
testamentliche Begebenheit nach I Sm 19,1 if., die Flucht König
Davids vor seinem Widersacher Saul. Diese Identifizierung
geht auf Brigitte Lymant zurück, die am Beispiel des eng ver-
wandten Fragments im Museum Schnütgen in Köln auf die
kompositorischen Bezüge der Scheiben zur Flucht Davids in
der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia pauperum auf-
merksam gemacht hat, wo die Darstellung als Typus der Flucht
der Hl. Familie nach Ägypten - vgl. hierzu Nr. 8 - fungiert;
direktes Vorbild der Komposition war aber der Holzschnitt
mit der Darstellung der Flucht Davids in Peter Drachs Spe-
culum-Ausgabe Spiegel menschlicher Behältnis (Speyer, um
i472ff.)410.
Farbigkeit: Grisaille mit wenigen farbigen Akzenten. Der Him-
mel in Blau; in Silbergelb die Haare eines der Soldaten, die Be-
schläge von deren Rüstungen und einzelne Architekturdetails.
Worms, StA, Nr. M 1169a
CVMA A 10905, A 10964E (Details)
11. ZERSTÖRUNG DES GOLDENEN KALBES
Fig. 317, Abb. 209
H. 74 cm, B. 55 cm. - Feld 4b. - Hunecke 1988, S. 173-176;
Rauch 1994,1, S. 77, Nr. 15; Rehm 1999, Nr. 299.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster(?); dort
mit Nr. 8-10 in einem Fenster des Kreuzgangs eingesetzt
(s. S. 382).
Inschriften: Im Hintergrund auf dem Spruchband Christi-
Gottvaters in gotischer Minuskel: dabo • t(ibi) ■ duas • [unver-
ständlich: tallfiabulas • lapideas (nach Ex 24,12). Des Weiteren
finden sich auf Zierstreifen und Säumen der Gewänder mehre-
rer Figuren einzelne Buchstaben. Am unteren Rand 1888 hin-
zugefügt: <Rückehr [sic!] Moses vom Berge Sinai.>
Erhaltung: Vorzüglich; im Kern vollständig originaler Be-
stand.
Ikonografie, Komposition: In dem Feld sind zwei Geschehnisse
simultan dargestellt: Im Hintergrund ist Gottvater auf dem
Berge Sinai zu sehen, wie er Moses die Übergabe der Gesetzes-
tafeln ankündigt (Ex 24,12). Im Vordergrund liegen die steiner-
nen Tafeln, die Moses nach seiner langen Unterredung mit Gott
erhalten hatte (Ex 31,18), zertrümmert am Boden, da er nach
seiner Rückkehr sehen musste, dass die abtrünnigen Israeliten
in der Zwischenzeit ein goldenes Götzenbild errichtet hatten
(Ex 32,1-6). Wutentbrannt zerbrach Moses, der hier stehend,
auf das Götzenbild weisend dargestellt ist411, die Tafeln und
ließ das Goldene Kalb zerstören (Ex 32,19!.).
Die Komposition der Darstellung ist eng mit der entspre-
chenden Szene in der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia
pauperum verwandt und diente, wie dort, als Präfiguration ei-
ner Darstellung des Götzensturzes, die einst vorhanden gewe-
sen sein muss (s. hierzu Nr. 9)412.
Farbigkeit: Grisaille mit farbigen Akzenten. Unter blauem
Himmel in grauer, hügeliger Landschaft erscheinen die Figuren
in violetten, blauen und roten Obergewändern; mit Silbergelb
hinterlegt sind Haare und ausgezeichnete Gewandteile einzel-
Fig. 315. ES Qhs. n VII,
Nr. 8. M 1:20
Fig. 316. ESQhs.nVII,
Nr. 9. M 1:2O
Fig. 317. ES Qhs. n VII, Nr. 11.
M 1:20
Fig. 318. ES Qhs. n VII, Nr. 10.
M 1:20
ner Figuren, der Stab Moses’, dessen Hörner, Basis und Kapitell
der Säule und das auf ihr stehende Goldene Kalb, der Hammer
der Figur rechts und Details der Darstellungen im Mittel- bzw.
Hintergrund.
Worms, StA, Nr. M 1174b;
CVMA A 10901, A 10961 (Detail), Großdia A 188
12. SAUL LÄSST DIE PRIESTER VON NOB TÖTEN
Fig. 319, Abb. 210
H. 74 cm, B. 55 cm. - Feld 3b. - Hunecke 1988, S. 160-163;
Rauch 1994,1, S. 77, Nr. 16; Rehm 1999, Nr. 295.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster, Kreuzgang(?).
Inschriften: Auf dem Zierstreifen am rechten Ärmel des Hen-
kers sind die Buchstaben A E zu lesen. Am unteren Rand 1888
falsch hinzugefügt: <Ahab tödtet die Propheten. (I Könige
i8,3.)>
409 Zu den älteren Deutungen der Szene s. zusammenfassend Rehm
1999, $• 2S2> Anm. 49.
410 Schramm, XVI, 1933, Abb. 479. Vgl. Lymant 1982, S. 124 (Nr. 68),
und bes. Lymant 1993. Zur Darstellung der Flucht Davids in der Bi-
blia pauperum s. Henry 1987, Abb. S. 56.
411 Rauch 1994, I, S. 77 (Nr. 15), erkennt in der gehörnten Figur
fälschlich Aaron, während er Moses mit der knienden Figur mit Ham-
mer und Meißel identifiziert.
412 Hunecke 1988, S. 138; Rehm 1999, S. 253.
4^3 Hunecke 1988, S. 136, i6if. Vgl. auch Rehm 1999, S. 253, Anm. 51
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Die Szene stellt nicht, wie lange Zeit vermutet worden ist, die
Flucht des Hl. Paulus aus Damaskus dar409, sondern eine alt-
testamentliche Begebenheit nach I Sm 19,1 if., die Flucht König
Davids vor seinem Widersacher Saul. Diese Identifizierung
geht auf Brigitte Lymant zurück, die am Beispiel des eng ver-
wandten Fragments im Museum Schnütgen in Köln auf die
kompositorischen Bezüge der Scheiben zur Flucht Davids in
der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia pauperum auf-
merksam gemacht hat, wo die Darstellung als Typus der Flucht
der Hl. Familie nach Ägypten - vgl. hierzu Nr. 8 - fungiert;
direktes Vorbild der Komposition war aber der Holzschnitt
mit der Darstellung der Flucht Davids in Peter Drachs Spe-
culum-Ausgabe Spiegel menschlicher Behältnis (Speyer, um
i472ff.)410.
Farbigkeit: Grisaille mit wenigen farbigen Akzenten. Der Him-
mel in Blau; in Silbergelb die Haare eines der Soldaten, die Be-
schläge von deren Rüstungen und einzelne Architekturdetails.
Worms, StA, Nr. M 1169a
CVMA A 10905, A 10964E (Details)
11. ZERSTÖRUNG DES GOLDENEN KALBES
Fig. 317, Abb. 209
H. 74 cm, B. 55 cm. - Feld 4b. - Hunecke 1988, S. 173-176;
Rauch 1994,1, S. 77, Nr. 15; Rehm 1999, Nr. 299.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster(?); dort
mit Nr. 8-10 in einem Fenster des Kreuzgangs eingesetzt
(s. S. 382).
Inschriften: Im Hintergrund auf dem Spruchband Christi-
Gottvaters in gotischer Minuskel: dabo • t(ibi) ■ duas • [unver-
ständlich: tallfiabulas • lapideas (nach Ex 24,12). Des Weiteren
finden sich auf Zierstreifen und Säumen der Gewänder mehre-
rer Figuren einzelne Buchstaben. Am unteren Rand 1888 hin-
zugefügt: <Rückehr [sic!] Moses vom Berge Sinai.>
Erhaltung: Vorzüglich; im Kern vollständig originaler Be-
stand.
Ikonografie, Komposition: In dem Feld sind zwei Geschehnisse
simultan dargestellt: Im Hintergrund ist Gottvater auf dem
Berge Sinai zu sehen, wie er Moses die Übergabe der Gesetzes-
tafeln ankündigt (Ex 24,12). Im Vordergrund liegen die steiner-
nen Tafeln, die Moses nach seiner langen Unterredung mit Gott
erhalten hatte (Ex 31,18), zertrümmert am Boden, da er nach
seiner Rückkehr sehen musste, dass die abtrünnigen Israeliten
in der Zwischenzeit ein goldenes Götzenbild errichtet hatten
(Ex 32,1-6). Wutentbrannt zerbrach Moses, der hier stehend,
auf das Götzenbild weisend dargestellt ist411, die Tafeln und
ließ das Goldene Kalb zerstören (Ex 32,19!.).
Die Komposition der Darstellung ist eng mit der entspre-
chenden Szene in der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia
pauperum verwandt und diente, wie dort, als Präfiguration ei-
ner Darstellung des Götzensturzes, die einst vorhanden gewe-
sen sein muss (s. hierzu Nr. 9)412.
Farbigkeit: Grisaille mit farbigen Akzenten. Unter blauem
Himmel in grauer, hügeliger Landschaft erscheinen die Figuren
in violetten, blauen und roten Obergewändern; mit Silbergelb
hinterlegt sind Haare und ausgezeichnete Gewandteile einzel-
Fig. 315. ES Qhs. n VII,
Nr. 8. M 1:20
Fig. 316. ESQhs.nVII,
Nr. 9. M 1:2O
Fig. 317. ES Qhs. n VII, Nr. 11.
M 1:20
Fig. 318. ES Qhs. n VII, Nr. 10.
M 1:20
ner Figuren, der Stab Moses’, dessen Hörner, Basis und Kapitell
der Säule und das auf ihr stehende Goldene Kalb, der Hammer
der Figur rechts und Details der Darstellungen im Mittel- bzw.
Hintergrund.
Worms, StA, Nr. M 1174b;
CVMA A 10901, A 10961 (Detail), Großdia A 188
12. SAUL LÄSST DIE PRIESTER VON NOB TÖTEN
Fig. 319, Abb. 210
H. 74 cm, B. 55 cm. - Feld 3b. - Hunecke 1988, S. 160-163;
Rauch 1994,1, S. 77, Nr. 16; Rehm 1999, Nr. 295.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster, Kreuzgang(?).
Inschriften: Auf dem Zierstreifen am rechten Ärmel des Hen-
kers sind die Buchstaben A E zu lesen. Am unteren Rand 1888
falsch hinzugefügt: <Ahab tödtet die Propheten. (I Könige
i8,3.)>
409 Zu den älteren Deutungen der Szene s. zusammenfassend Rehm
1999, $• 2S2> Anm. 49.
410 Schramm, XVI, 1933, Abb. 479. Vgl. Lymant 1982, S. 124 (Nr. 68),
und bes. Lymant 1993. Zur Darstellung der Flucht Davids in der Bi-
blia pauperum s. Henry 1987, Abb. S. 56.
411 Rauch 1994, I, S. 77 (Nr. 15), erkennt in der gehörnten Figur
fälschlich Aaron, während er Moses mit der knienden Figur mit Ham-
mer und Meißel identifiziert.
412 Hunecke 1988, S. 138; Rehm 1999, S. 253.
4^3 Hunecke 1988, S. 136, i6if. Vgl. auch Rehm 1999, S. 253, Anm. 51