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OPPENHEIM • KATHARINENKIRCHE
Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition: Der mit grie-
chischem Namen bezeichnete Christus sitzt frontal auf einem
aus romanisch-gotischen Formen zusammengesetzten Thron.
Mit seiner Rechten dürfte er - im Unterschied zur Überliefe-
rung bzw. Rekonstruktion Müllers (vgl. Fig. 183) - einen Se-
gensgestus vollzogen haben, während er in seiner Linken ein
aufgeschlagenes, mit dem Beginn der Antiphon »Ave, regina
coelorum, ave domina angelorum« versehenes, auf die Mutter-
gottes in 1—3d bezogenes Buch hielt" . Christus ist nicht als
Weltenrichter dargestellt, wie gelegentlich vermutet worden ist,
sondern - im Rückgriff auf ein offenbar älteres Vorbild - als
thronender Christus-Rex .
Ornament, Farbigkeit: Hellblauer, mit Blattkreuzen ornamen-
tierter Hintergrund (vgl. 3~ja und 3-5O; Christus mit hellem In-
karnat, braunem Haar und gelb/grünem Kreuznimbus in grün/
rotviolettem Gewand auf gelb/weißem Thron; die Inschrift zu-
seiten seines Hauptes und das Buch in seiner Linken weiß.
CVMA T 7621-7624
LANGHAUSFENSTER nord IX Fig. 228, 248, 252, Abb. 159-169
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 5,75 m, B. ca. 4,4 m.
Zweigeteiltes sechsbahniges, mit Kopfscheiben fünfzeiliges Fenster mit einem von einem Kreis umschlossenen liegen-
den, bekrönenden Fünfpass in der Spitze. Der Y-förmig gespaltene Mittelpfosten teilt das Fenster in zwei identische
Hälften zu drei Bahnen mit überhöhter Mittelbahn. Die Couronnements bestehen jeweils aus zwei von Kreisen um-
schlossenen stehenden Vierpässen und einem stehenden Dreipass im Zentrum.
Das bei Müller 1823-1829, S. 42, beschriebene und auf Bl. 17 in rekonstruiertem Zustand abgebildete Fenster
(Fig. 189) enthält in 28 von 44 Feldern - in 2a, 2e und 5b auf einzelne Stücke beschränkten - originalen Glasbestand
(zum allgemeinen Schadensbild s. S. 306). Die Ergänzungen, die vor allem die Rechteckfelder und Kopfscheiben be-
treffen, wurden 1843-1845 von der Werkstatt Usinger, Mainz, ausgeführt237 238 239; aus dieser Zeit stammt auch größtenteils
die Verbleiung des Fensters, wobei einzelne Felder ihr mittelalterliches Bleinetz bewahrt haben. Eine weitere Res-
taurierung, der einige Ergänzungen im Maßwerk angehören, ist in die ^öo/yoer-Jahre zu datieren. Die letzte, der
Bestandserhaltung und -Sicherung dienende Restaurierung wurde 1991-1993 durchgeführt.
Gesamtaufnahmen des Fensters existieren aus den Jahren 1959, 1996 und 2009; Einzelaufnahmen aller mit Glasmalerei
versehenen Felder wurden 1991 und 1993 sowohl vor als
Gesamtaufnahmen:
i-5a-f SECHS STEHENDE WEIBLICHE HEILIGE UN-
TER ARCHITEKTURBEKRÖNUNGEN
Fig. 190, 228, 248, 252, Abb. 159, 160-163,
H. /B.: i-4a-f: 63-65,5/63-64 cm; 5a, c, d, f: 56-59/63-63,5 cm;
5b, e: 95/63-64 cm.
Erhaltung: Gemäß der Beschreibung von Müller 1823-1829,
S. 42, der das Fenster im unteren Teil »stark beschädigt« ge-
sehen und in Bahn c außerdem eine »Lücke« konstatiert hatte,
sind heute große Teile in den Zeilen 1-5 ergänzt240. Die beiden
unteren Zeilen und darüber hinaus die Felder 3c, 4/5b und 4/56
sind vollständige bzw. nahezu vollständige Neuschöpfungen
aus der Mitte des 19. Jh. Von den Ergänzungen sind zudem die
Figuren betroffen, von denen in 3b und 3c nur noch die Ge-
sichter, in 3a und 3f auch die Haare und lediglich in 3a auch
Krone und Nimbus zum originalen Bestand zu rechnen sind.
Von den bekrönenden Architekturen, dem Muster im Hinter-
237 Ebd.
238 Johannes Kollwitz (u.a.), Art. »Christus, Christusbild«, in: LCI,
I, 1968, Sp. 355-454, hier Sp. 402h (Peter Bloch); Schiller, III, 2i<)86,
S. 222-230. Zu älteren und anderen Deutungen s. Müller 1823-1829,
S. 15, Bonhard 1892, S. 55, Becksmann 1989, S. 382, und Rauch
1996, S. 156, bzw. Rauch 1997, S. 61, 62.
239 Aus dieser Restaurierung sind mehrere Kartons mit Farbangaben
erhalten: ein Karton für die Sockel in Zeile 1, sechs Kartons für die
Figuren in 2/3a-f (vgl. Fig. 190) und jeweils ein Karton zu den Balda-
chinen in Zeile 4, den Kopfscheiben 5b und 5c sowie den Zwickeln mit
auch nach der Restaurierung angefertigt (vR bzw. nR).
A 59/32, A 11200, Großdia A 59/32, A 234, E 09/089
gründ und den Blattborten sind dagegen größere Partien origi-
nal erhalten. In 4h und 5! sind noch Teile des mittelalterlichen
Bleinetzes vorhanden.
In den Gesichtern der Heiligen sind vermehrt Korrosions-
schäden festzustellen (vor allem in 3c); in Krone und Haar der
Hl. Agnes (3a) massive Verluste der originalen Bemalung.
Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition: Das Heiligen-
ensemble mit Agnes (z^a), Maria Magdalena (2/3Ü, Ursula
(2/3C), Margarete (z^d), Barbara (2/36) und Katharina (2/3^
geht auf die Angaben und bildliche Überlieferung von Müller
1823-1829, S. 42, Bl. 17, zurück (vgl. Fig. 189). Fünf der sechs
Heiligen vermochte Müller anhand ihrer Attribute zu iden-
tifizieren, sodass seine Überlieferung vermutlich vertrauens-
würdig ist ; nur anstelle der Heiligen in 2/3C befand sich jene
bereits erwähnte »Lücke«, die Müller »ergänzend durch die
h. Ursula mit dem Pfeile« ausfüllte. Da mit Katharina, Barbara
Rosetten 3B und 3E; Speyer, LA, Best. U 298 (StadtA Oppenheim),
Graphikmappe. Vgl. Rauch 1997, S. 161.
240 Zum Erhaltungszustand vgl. auch den ausführlichen Scheiben-
katalog bei Rauch 1997, S. 163-170. - Einige kleine, durchbrochen
schraffierte Ergänzungen in den Feldern if, 2b, 2f, 3a, 5a und 5b sind
keiner der großen Restaurierungen zuzuordnen und dürften 1t. Rauch
Maßnahmen des späten 19. und/oder frühen 20. Jh. sein.
241 Eine leichte Unsicherheit besteht bei der Figur der Hl. Katharina
in 2/3!. Müller 1823-1829, S.42, sah sie »mit dem Schwerdte und
Fig. 252. ES Lhs. n IX.
M 1:20
OPPENHEIM • KATHARINENKIRCHE
Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition: Der mit grie-
chischem Namen bezeichnete Christus sitzt frontal auf einem
aus romanisch-gotischen Formen zusammengesetzten Thron.
Mit seiner Rechten dürfte er - im Unterschied zur Überliefe-
rung bzw. Rekonstruktion Müllers (vgl. Fig. 183) - einen Se-
gensgestus vollzogen haben, während er in seiner Linken ein
aufgeschlagenes, mit dem Beginn der Antiphon »Ave, regina
coelorum, ave domina angelorum« versehenes, auf die Mutter-
gottes in 1—3d bezogenes Buch hielt" . Christus ist nicht als
Weltenrichter dargestellt, wie gelegentlich vermutet worden ist,
sondern - im Rückgriff auf ein offenbar älteres Vorbild - als
thronender Christus-Rex .
Ornament, Farbigkeit: Hellblauer, mit Blattkreuzen ornamen-
tierter Hintergrund (vgl. 3~ja und 3-5O; Christus mit hellem In-
karnat, braunem Haar und gelb/grünem Kreuznimbus in grün/
rotviolettem Gewand auf gelb/weißem Thron; die Inschrift zu-
seiten seines Hauptes und das Buch in seiner Linken weiß.
CVMA T 7621-7624
LANGHAUSFENSTER nord IX Fig. 228, 248, 252, Abb. 159-169
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 5,75 m, B. ca. 4,4 m.
Zweigeteiltes sechsbahniges, mit Kopfscheiben fünfzeiliges Fenster mit einem von einem Kreis umschlossenen liegen-
den, bekrönenden Fünfpass in der Spitze. Der Y-förmig gespaltene Mittelpfosten teilt das Fenster in zwei identische
Hälften zu drei Bahnen mit überhöhter Mittelbahn. Die Couronnements bestehen jeweils aus zwei von Kreisen um-
schlossenen stehenden Vierpässen und einem stehenden Dreipass im Zentrum.
Das bei Müller 1823-1829, S. 42, beschriebene und auf Bl. 17 in rekonstruiertem Zustand abgebildete Fenster
(Fig. 189) enthält in 28 von 44 Feldern - in 2a, 2e und 5b auf einzelne Stücke beschränkten - originalen Glasbestand
(zum allgemeinen Schadensbild s. S. 306). Die Ergänzungen, die vor allem die Rechteckfelder und Kopfscheiben be-
treffen, wurden 1843-1845 von der Werkstatt Usinger, Mainz, ausgeführt237 238 239; aus dieser Zeit stammt auch größtenteils
die Verbleiung des Fensters, wobei einzelne Felder ihr mittelalterliches Bleinetz bewahrt haben. Eine weitere Res-
taurierung, der einige Ergänzungen im Maßwerk angehören, ist in die ^öo/yoer-Jahre zu datieren. Die letzte, der
Bestandserhaltung und -Sicherung dienende Restaurierung wurde 1991-1993 durchgeführt.
Gesamtaufnahmen des Fensters existieren aus den Jahren 1959, 1996 und 2009; Einzelaufnahmen aller mit Glasmalerei
versehenen Felder wurden 1991 und 1993 sowohl vor als
Gesamtaufnahmen:
i-5a-f SECHS STEHENDE WEIBLICHE HEILIGE UN-
TER ARCHITEKTURBEKRÖNUNGEN
Fig. 190, 228, 248, 252, Abb. 159, 160-163,
H. /B.: i-4a-f: 63-65,5/63-64 cm; 5a, c, d, f: 56-59/63-63,5 cm;
5b, e: 95/63-64 cm.
Erhaltung: Gemäß der Beschreibung von Müller 1823-1829,
S. 42, der das Fenster im unteren Teil »stark beschädigt« ge-
sehen und in Bahn c außerdem eine »Lücke« konstatiert hatte,
sind heute große Teile in den Zeilen 1-5 ergänzt240. Die beiden
unteren Zeilen und darüber hinaus die Felder 3c, 4/5b und 4/56
sind vollständige bzw. nahezu vollständige Neuschöpfungen
aus der Mitte des 19. Jh. Von den Ergänzungen sind zudem die
Figuren betroffen, von denen in 3b und 3c nur noch die Ge-
sichter, in 3a und 3f auch die Haare und lediglich in 3a auch
Krone und Nimbus zum originalen Bestand zu rechnen sind.
Von den bekrönenden Architekturen, dem Muster im Hinter-
237 Ebd.
238 Johannes Kollwitz (u.a.), Art. »Christus, Christusbild«, in: LCI,
I, 1968, Sp. 355-454, hier Sp. 402h (Peter Bloch); Schiller, III, 2i<)86,
S. 222-230. Zu älteren und anderen Deutungen s. Müller 1823-1829,
S. 15, Bonhard 1892, S. 55, Becksmann 1989, S. 382, und Rauch
1996, S. 156, bzw. Rauch 1997, S. 61, 62.
239 Aus dieser Restaurierung sind mehrere Kartons mit Farbangaben
erhalten: ein Karton für die Sockel in Zeile 1, sechs Kartons für die
Figuren in 2/3a-f (vgl. Fig. 190) und jeweils ein Karton zu den Balda-
chinen in Zeile 4, den Kopfscheiben 5b und 5c sowie den Zwickeln mit
auch nach der Restaurierung angefertigt (vR bzw. nR).
A 59/32, A 11200, Großdia A 59/32, A 234, E 09/089
gründ und den Blattborten sind dagegen größere Partien origi-
nal erhalten. In 4h und 5! sind noch Teile des mittelalterlichen
Bleinetzes vorhanden.
In den Gesichtern der Heiligen sind vermehrt Korrosions-
schäden festzustellen (vor allem in 3c); in Krone und Haar der
Hl. Agnes (3a) massive Verluste der originalen Bemalung.
Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition: Das Heiligen-
ensemble mit Agnes (z^a), Maria Magdalena (2/3Ü, Ursula
(2/3C), Margarete (z^d), Barbara (2/36) und Katharina (2/3^
geht auf die Angaben und bildliche Überlieferung von Müller
1823-1829, S. 42, Bl. 17, zurück (vgl. Fig. 189). Fünf der sechs
Heiligen vermochte Müller anhand ihrer Attribute zu iden-
tifizieren, sodass seine Überlieferung vermutlich vertrauens-
würdig ist ; nur anstelle der Heiligen in 2/3C befand sich jene
bereits erwähnte »Lücke«, die Müller »ergänzend durch die
h. Ursula mit dem Pfeile« ausfüllte. Da mit Katharina, Barbara
Rosetten 3B und 3E; Speyer, LA, Best. U 298 (StadtA Oppenheim),
Graphikmappe. Vgl. Rauch 1997, S. 161.
240 Zum Erhaltungszustand vgl. auch den ausführlichen Scheiben-
katalog bei Rauch 1997, S. 163-170. - Einige kleine, durchbrochen
schraffierte Ergänzungen in den Feldern if, 2b, 2f, 3a, 5a und 5b sind
keiner der großen Restaurierungen zuzuordnen und dürften 1t. Rauch
Maßnahmen des späten 19. und/oder frühen 20. Jh. sein.
241 Eine leichte Unsicherheit besteht bei der Figur der Hl. Katharina
in 2/3!. Müller 1823-1829, S.42, sah sie »mit dem Schwerdte und
Fig. 252. ES Lhs. n IX.
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