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Decembrio, Pier Candido
Leben des Filippo Maria Visconti und Taten des Franzesco Sforza — Das Zeitalter der Renaissance, 1. Serie ; 7: Jena: Diederichs, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.55577#0186
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ungewiß ist, und eine Verzögerung Gefahr bringen könnte, drang
ich darauf, daß ohne auf die Antwort zu warten, Seine Herrlich-
keit einem so großen Übel entgegeneile, damit nicht nach dem
Tod [des Kranken] die Arznei zu spät komme. Ich fand S. Herr-
lichkeit dazu ganz bereitwillig, so daß ich ganz davon überzeugt
bin, daß sie, wenn Ihr sie herbeiruft und einen gerechten Grund
angebt, sofort zu Eurer Rettung eilen wird, zur Erhaltung und
zum Schutze der ganzen Stadt, was Sr. Herrlichkeit ja sehr
leicht sein wird wegen der Würde, die ihr vom Papst verliehen
ist und infolge des Einverständnisses aller übrigen Geschäfts-
träger.
So wachet denn, geehrte Mitbürger und Herren, für Euer Wohl!
Lasset Euch nicht von Euern alten Feinden überraschen, denen
in Ewigkeit nie zu trauen ist. Ihr Plan ist nämlich, in aller
Schnelligkeit Euren Rüstungen zuvorzukommen und Euch, wie
wenn Ihr ganz unerfahren wäret, durch die Angst zu Bündnis-
sen zu nötigen, zu Verträgen und anderen Täuschungsmitteln,
um dann hintennach Zwist zu säen, Eure Stadt in Verwirrung
zu bringen und so unter ihre Faust zu bekommen. Ihr Eifer und
ihre Sorgfalt mögen Euch ein Beispiel sein! Denn wie es für sie
eine Ehrensache ist, ihren Staat auf jede Weise zu vergrößern,
so ist es für Euch billig und ehrenvoll, den Euren zu schützen
und zu bewachen. Oder wolltet Ihr so unsinnig sein, zu glauben,
daß es ihnen um Eure Freiheit zu tun ist! Weit entfernt, daß sie
solches Verlangen tragen, suchen sie durch derartige Verspre-
chungen und Schmeicheleien Euch Stricke zu drehen. Ihr aber
werdet Eure glücklich gewonnene Freiheit auch glücklich zu
schützen wissen. Geeignete Hilfsmittel werden Euch nicht feh-
len, wenn Ihr beharrlich bleibet. Wenn aber von ihnen etwas
von Eurem Recht auf betrügerischen Wegen genommen wer-
den sollte, auch dann sollen sich die Feinde dessen nicht lange
freuen. So rufet also den Vater herbei, der bereit ist und gerne
zu Eurer Rettung durch Tag und Nacht in Eile reist. Schicket
einen Gesandten, einen der fliegt, damit er ihn auffordere, zu
Euch zu kommen. Wenn er erst einmal dort sein wird, so heben
sich, so hoffe ich zu Gott, die Schwierigkeiten und wird ein auf-
richtiger, ehrlicher Friede angebahnt, der nicht nur für unser

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