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Bömer, Aloys [Hrsg.]; Degering, Hermann [Gefeierte Pers.]
Mittelalterliche Handschriften: palaeographische, kunsthistorische, literarische und bibliotheksgeschichtliche Untersuchungen ; Festgabe zum 60. Geburtstage von Hermann Degering ; mit 1 Farbentaf. und 16 Taf. in Lichtdr. — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.44802#0059

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PALÄO GRAPHISCHES
ZUM KANON DES EUSEBIUS
VON ERICH CASPAR, KÖNIGSBERG i. Pr.
Mit 1 Tafel
IN meiner Untersuchung über das Formproblem des eusebianischen Kanons1) habe
ich jüngst auf die kritische Bedeutung hingewiesen2), welche den von Hierony-
mus in der Vorrede seinerUbersetzung erwähnten virgulae rebus pariter ac numeris
intertextae für die Wertabstufung der erhaltenen Handschriften der lateinischen
Bearbeitung in Hinsicht auf das verlorene griechische Original zukommen. Die
virgulae sind xctpd/pngjoi, welche Eusebius nach griechischem Schreibgebrauch zur
oberen und unteren Abgrenzung der Notizen in den spatia historica gegeneinander
und zur Dekadeneinteilung der Zahlenreihen der fila regnorum des Rahmenwerkes
gesetzt hatte. Die jtagaYQacpoi sind dem lateinischen Schriftwesen, wenn man von
der frühesten Zeit des 1. nachchristl. Jahrh. absieht, fremde Zeichen, und so be-
deutet es einen Gradmesser für die Akribie der lateinischen Abschreiber in for-
malen Dingen, wie weit sie diese von der hieronymianischen Vorrede ausdrücklich
hervorgehobenen Zeichen wiedergegeben haben. In völlig getreuer Formgebung
ist das nirgends geschehen, weil eben ein lebendiges Stilgefühl für dies fremdartige
Schriftelement den lateinischen Schreibern fehlte. Aber man kann bei den drei
ältesten Kanonhandschriften, die noch der Unzialperiode angehören, sehr wohl
Unterschiede in der Sorgfalt feststellen, welche sie den jictQccyQacpoi = virgulae ge-
widmet haben.
Die nur in Trümmern erhaltene Handschrift S, saec. V3), steht oben an. Auf
sämtlichen erhaltenen Blättern finden sich kleine wagerechte Querstriche von
einer den griechischer Originale ähnlichen, wenn auch nicht ganz so
diskret unscheinbaren Form, als obere und untere Begrenzung einer jeden Notiz
der spatia historica wie als Zehnerabteilung der Zahlenreihen. Daß dies
x) E. Caspar, Die älteste römische Bischofsliste. Kritische Untersuchungen zum Formproblem des
eusebianischen Kanons sowie zur Entwicklung der ältesten Bischofslisten und ihrer Entstehung aus aposto-
lischen Sukzessionenreihen. Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft. Jahrgang II Geisteswiss.
Kl. Heft IV. Berlin 1926. Abschnitt I.
2) L. c. S. 24ff.
3) Faksimileausgabe von Traube in Codices graeü et latini phototypice depicti duce Scatone De Vries
Supp. I. 1902.
 
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