Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 2): Nordostdeutschland — Berlin, 1906

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11053#0302

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mar

— 289 —

Mar

gerichtete Grundzug dieser Architektur, der sowohl in der Oe-
sinnung des Ordens als im Stilcharakter des Baustoffs (Backstein)
begründet ist, gewahrt. Nichts Malerisch-Irrationelles, in allem der
Geist strenger Ordnung, klaren Verstandes. Entschiedenster Unter-
schied gegen die Burganlagen des Westens.

Hochschloß. Der Or. folgt der Anlage des für 12 Brüder ein-
gerichteten Konventshauses von 1280. Sie gleicht genau den
übrigen Anlagen dieser Zeit, von denen die zu Mewe und Raden am
besten erhalten sind. Viereck mit äußeren Seitenlängen 62 : 52 m,
Nur 3 Flügel wohnbar ausgebaut, an der OSeite eine Wehrmauer.
Am meisten vom ältesten Bestände zeigt die äußere NFassade
(rundbg. Tonplattenfries). Im Hof ist der auf die Kap. fallende
Abschnitt alt, alles übrige vom Ausbau des 14. Jh. Den Hof
(32:27 m) umzieht kreuzgangartig eine 2geschossige Laube, die
auf der SSeite noch ein 3. Geschoß hat. Im Untergeschoß ist der
Umgang durch viele Kellerrampen unterbrochen und zahlreiche
Türen und Fenster münden in die zu ebener Erde liegenden Wirt-
schaftsräume; zu beachten die große Konventsküche im WFlügel
und der Speicherkeller im SFlügel. — In den NFlügel teilen sich
Kapitelsaal und Kap., jener 2sch. mit 4, diese lsch. mit 5 Stern-
gwbb. eingedeckt. Die Kap. ist der am besten erhaltene Teil
des Hochschlosses; der aus dem geschlossenen Viereck der Ge-
samtanlage vorspringende 3 seit, geschlossene Chor gehört der
Erweiterung des 14. Jh.; noch vom E. 13. Jh. die Eingangstür
(»goldene Pforte") mit reicher ornamentaler und figürlicher Plastik,
aus halbtrockenem Ton geschnitten, in den Bogenläufen kluge und
törichte Jungfrauen, Ecclesia und Synagoge; aus derselben Zeit
die Blenden unter den Fenstern der Innenwände. Verhältnismäßig
gut überliefert der Bildfries unter dem Gurtgesims, an der Pforte
beginnend mit den Vorfahren Christi, schließend auf der Brüstung
der WEmpore mit den letzten Dingen. Orgelbühne im W in zier-
licher Maßwerksarcht. aus Kalkstein. — OFlügel: Dormitorium,
darüber Speicher. — SFlügel: zweites Dormitorium (?), darüber
der Konventsremter, 2 Sch. und 8J., und die Herrenstube 2 Sch.
und 4 J. — WFlügel: eine Reihe kleiner Wohnräume für den
Hauskomtur und den Treßler, darüber Vorratsspeicher. — An
3 Stellen führen enge Wandtreppen zu den unter Dach liegenden,
über alle Schloßmauern verzweigten Wehrgängen. — Die Dächer
laufen so, daß diejenigen des n und s Flügels als Hauptdächer
gelten und demgemäß mit Ziergiebeln schließen, alt die über
dem Kapitelsaal. Eine Unregelmäßigkeit tritt nur in der NOEcke
ein durch den an die Kapellenwand sich lehnenden hohen Schloß-T.
und den vorspringenden Kapellenchor; am Schluß kolossales (über
8 m h.) Marienrelief mit Mosaiküberzug in gold, blau und rot,
Dehio, Handbuch. II. Bd. 19
 
Annotationen