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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0270

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— 257 —

Mau

volle Breite des Lhs. ein und ist in 3 Sch. geteilt; je eine Doppel-
arkade trennt den quadr. Mittelraum von den schmäleren Seiten-
räumen; als Decke grätige Kreuzgwbb. Über beiden Vorhallen
erhebt sich (Treppenaufgänge in den Türmen) ein zweites Geschoß-
Der Mittelraum über der Binnenhalle öffnete sich (jetzt zu-
gemauert) als Empore gegen das Lhs. Ob die Seitenräume Altäre
gehabt haben, ist nicht ermittelt, auch nichts über die Art der
Benutzung des Raumes über der Außenvorhalle. Da nun unter
Abt Ruthard (1131—33) eine Reform nach der Hirsauer Regel ein-
geleitet war und die Bauformen im allgemeinen für die Zeit um
oder nach M. 12. Jh. sprechen, so haben wir im vorliegenden WBau
wohl eine Vorkirche in cluniacensisch-hirsauischem Sinne zu sehen,
mit origineller architektonischer Lösung. Dieselbe kommt im künst-
lerischen Eindruck vor allem dem Außenbau zugute. Aus ihm
spricht jene zusammengenommene markige Kraft, die dem elsässi-
schen Kirchenbau so oft etwas dem Wehrbau ästhetisch Verwandtes
gibt. Die Gruppierung in fest geschlossenem Umriß. Die Flanken-
türme sondern sich erst oberhalb des Hauptgesimses ab. Letzteres
ist, ebenso wie das System der Lisenen und Bg. Friese, auch an
den Seitenfassaden des WBaus gleichmäßig durchgeführt. Über den
Stirnwänden des Emporgeschosses nach N, S und W je ein Giebel;
aus den Winkeln zwischen ihnen wachsen die Türme hervor, kurzer
4 seit, unterer Stumpf von 4 Giebeln gekrönt, aus deren Mitte ein
wiederum kurzes 8 Eck aufsteigend. Der im Gr. zurücktretende
Mittel-T. bleibt in beiden Geschossen 4 seit. Seine gekuppelten
Klangarkk. und die 3 teil. Ark. der Vorhalle sind die einzigen, da-
durch um so wirksameren Öffnungen in der trotzig zusammen-
geballten Masse; sonst nur ein paar ganz kleine Fenster, diese aber
mit Umrahmung reichen kerbschnitzartigen Ornaments, das in ähn-
lichem Charakter an den Würfelkaptt. (gespalten nach elsässischer
Weise) wiederkehrt.

2. Qsch. c. 1240—60. Der Chorbg. zeigt die ursprüngliche, im weiteren
Verlauf überschrittene Höhe. Zeichnet man sie in den Querschnitt
des Lhs. ein und addiert dazu die in neuerer Zeit eingetretene
Bodenüberhöhung, so erkennt man, daß für den Querschnitt die
der elsässischen Baukunst des 13. Jh. so geläufige Proportion des
gleichseitigen 3 Ecks beabsichtigt war. Die Organisation der Eckpfll.
am Chor mit rom. Erinnerungen. Ebenso die prachtvollen Kon-
solengruppen in den OJochen der Ssch., mit ihren antikisierenden
Anklängen auf Beziehungen zur burgundischen FrGotik hindeutend.
Ein stilistisch weit fortgeschrittener Meister schuf das NFenster des
Qsch. und das erste Doppeljoch des Lhs.; er kam aus Straßburg
und hatte den Riß A der Münsterfassade im Gedächtnis. Merk-
würdig im Maßwerk das Auftreten des Kielbg. (vgl. auch Aller-
Dehio, Handbuch. IV. Bd. 17
 
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