Bald erfolgte die Belegung des Hauses mit Kranken aller Art, namentlich
auch mit Irren. Die alte Gewohnheit war geblieben, nach St. Katharina vor
allem solche Kranke und Pfründner zu weisen, die im Stadtspital nicht er-
wünscht waren. Auch bei Ausbruch von Seuchen wurde stets auf St. Katha-
rina zurückgegriffen. So beschloß der StR. 1830 (S. 467), daß St. Katharina
ein für allemal für die Aufnahme von Cholerakranken bestimmt sei. Um
diese Kranken schnell und schonend nach St. Katharina zu bringen, sollte
sogar ein eigenes Fuhrwerk angeschafft werden.
Nach kurzer Zeit mußten die Krankenräume vermehrt werden. DasWasch-
und Backhaus wurde 1833 vollständig für Krankenzwecke umgebaut, so daß
nur noch der Backofen und die Waschküche dem Hofmeister zur Verfügung
standen. In den 1. Stock wurden die „Gefängnisse“ für die Irren eingerichtet.
Später schaffte man auch noch Riemen an, um diese Unglücklichen festzu-
binden. Im Erdgeschoß wurden zwei weitere Krankenräume eingebaut. Das
abgesondert stehende zweistöckige „Leprosorium“, das frühere Armenhäus-
lein, wurde für fremde Arme bestimmt.
Trotz aller Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Ordnung hörte
man nichts als Klagen und Klagen gegen den Hausmeister, die Köchinnen,
Pfründner und Kranken. Wir sehen heute klar, daß die damals geübte Auf-
sicht nicht genügen konnte. Ferner entsprachen die Räume und deren Ein-
teilung den nun völlig neuen Aufgaben des Flauses keineswegs. Das mußte
dauernd Anlaß zur Unzufriedenheit geben, nicht nur der Pfründner, son-
dern auch der verantwortlichen Beamten. Einem Visitationsbericht von
1827 (KK. Beilagen) entnehme ich: Es darf nicht geduldet werden, daß sich
Weiber in den Tagesräumen der Männer aufhalten. — Die Oberbetten der
Weiber sind voll Ungeziefer. — In die Totenkammer soll der Hausmeister
niemand mehr über Nacht legen, dort auch niemand einsperren, da der
Raum ganz finster ist. — Dem Hausmeister ist es verboten, mit den Pfründ-
nern nachts auf seiner Kammer Karten zu spielen. — Die Pfründner, noch
weniger der Hausmeister mit diesen, dürfen auswärtige Wirtschaften besu-
chen. — Wenn fremde Handwerksburschen mit bösartigen Krankheiten nach
St. Katharina kommen, dürfen sie nicht in das nämliche Zimmer zu den
hiesigen Kranken gelegt werden. — Im Armenhause sollte eine eigene Kran-
kenwärterin angestellt werden, da mancher Kranke boshaft ist und den An-
ordnungen des Arztes nicht Folge leisten will.
Oberamtsarzt Dr. Alois Josef Basilides Bodenmüller drängte energisch auf
Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse. Er verlangte 1830 (KK. S. 13)
im Operationssaal ein weiteres Fenster, in den Krankenzimmern der Männer
und Frauen Ventilatoren, zu jeder Bettstelle in den Krankenzimmern einen
blechernen Spucknapf und je 2 Bettschüsseln für Männer und Frauen. Die
Bettstellen der Kranken mußten mit Ölfarbe gestrichen und über jeder Bett-
stelle eine schwarze Tafel angebracht werden, welche den Namen des Kran-
ken und die verordnete Kost enthielt. Die Zimmer unter dem Dach, in wel-
chem die Krätzigen lagen, sollten getäfert werden. Für die Kranken war
ein Räucherapparat zu beschaffen. Im Leprosorium sollten in Zukunft nur
noch venerisch Kranke und Leute mit offenem Krebs untergebracht werden.
Da die Kost zu allerlei Klagen Anlaß gab, entwarf Dr. Bodenmüller einen
ausführlichen Speisezettel für die Kranken. Diese sollten erhalten:
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auch mit Irren. Die alte Gewohnheit war geblieben, nach St. Katharina vor
allem solche Kranke und Pfründner zu weisen, die im Stadtspital nicht er-
wünscht waren. Auch bei Ausbruch von Seuchen wurde stets auf St. Katha-
rina zurückgegriffen. So beschloß der StR. 1830 (S. 467), daß St. Katharina
ein für allemal für die Aufnahme von Cholerakranken bestimmt sei. Um
diese Kranken schnell und schonend nach St. Katharina zu bringen, sollte
sogar ein eigenes Fuhrwerk angeschafft werden.
Nach kurzer Zeit mußten die Krankenräume vermehrt werden. DasWasch-
und Backhaus wurde 1833 vollständig für Krankenzwecke umgebaut, so daß
nur noch der Backofen und die Waschküche dem Hofmeister zur Verfügung
standen. In den 1. Stock wurden die „Gefängnisse“ für die Irren eingerichtet.
Später schaffte man auch noch Riemen an, um diese Unglücklichen festzu-
binden. Im Erdgeschoß wurden zwei weitere Krankenräume eingebaut. Das
abgesondert stehende zweistöckige „Leprosorium“, das frühere Armenhäus-
lein, wurde für fremde Arme bestimmt.
Trotz aller Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Ordnung hörte
man nichts als Klagen und Klagen gegen den Hausmeister, die Köchinnen,
Pfründner und Kranken. Wir sehen heute klar, daß die damals geübte Auf-
sicht nicht genügen konnte. Ferner entsprachen die Räume und deren Ein-
teilung den nun völlig neuen Aufgaben des Flauses keineswegs. Das mußte
dauernd Anlaß zur Unzufriedenheit geben, nicht nur der Pfründner, son-
dern auch der verantwortlichen Beamten. Einem Visitationsbericht von
1827 (KK. Beilagen) entnehme ich: Es darf nicht geduldet werden, daß sich
Weiber in den Tagesräumen der Männer aufhalten. — Die Oberbetten der
Weiber sind voll Ungeziefer. — In die Totenkammer soll der Hausmeister
niemand mehr über Nacht legen, dort auch niemand einsperren, da der
Raum ganz finster ist. — Dem Hausmeister ist es verboten, mit den Pfründ-
nern nachts auf seiner Kammer Karten zu spielen. — Die Pfründner, noch
weniger der Hausmeister mit diesen, dürfen auswärtige Wirtschaften besu-
chen. — Wenn fremde Handwerksburschen mit bösartigen Krankheiten nach
St. Katharina kommen, dürfen sie nicht in das nämliche Zimmer zu den
hiesigen Kranken gelegt werden. — Im Armenhause sollte eine eigene Kran-
kenwärterin angestellt werden, da mancher Kranke boshaft ist und den An-
ordnungen des Arztes nicht Folge leisten will.
Oberamtsarzt Dr. Alois Josef Basilides Bodenmüller drängte energisch auf
Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse. Er verlangte 1830 (KK. S. 13)
im Operationssaal ein weiteres Fenster, in den Krankenzimmern der Männer
und Frauen Ventilatoren, zu jeder Bettstelle in den Krankenzimmern einen
blechernen Spucknapf und je 2 Bettschüsseln für Männer und Frauen. Die
Bettstellen der Kranken mußten mit Ölfarbe gestrichen und über jeder Bett-
stelle eine schwarze Tafel angebracht werden, welche den Namen des Kran-
ken und die verordnete Kost enthielt. Die Zimmer unter dem Dach, in wel-
chem die Krätzigen lagen, sollten getäfert werden. Für die Kranken war
ein Räucherapparat zu beschaffen. Im Leprosorium sollten in Zukunft nur
noch venerisch Kranke und Leute mit offenem Krebs untergebracht werden.
Da die Kost zu allerlei Klagen Anlaß gab, entwarf Dr. Bodenmüller einen
ausführlichen Speisezettel für die Kranken. Diese sollten erhalten:
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