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Kissling, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]; Deibele, Albert [Bearb.]
St. Leonhard in Schwäbisch Gmünd und die ihm angeschlossenen Pflegen: Geschichte u. Verzeichnis d. Urkunden, Akten u. Bände mit e. Anh. über d. Dreifaltigkeitskapelle u. den St. Salvator ; 1323 bis zur Gegenwart — Schwäbisch Gmünd, 1971

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https://doi.org/10.11588/diglit.37739#0017
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Zum Gedenken an Stadtpfarrer Rudolf Weser
Der weitaus bedeutendste Gmünder Heimatforscher ist Stadtpfarrer Rudolf
Weser. Nach seinem Tode konnte der größte Teil seines schriftlichen Nachlasses
vom Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd erworben werden. In nicht weniger als 75
Bänden, alle schön und deutlich geschrieben, wohl aufgegliedert, mit umfangrei-
chen Registern versehen, stehen dort die Forschungen Wesers aus der hiesigen
Ortsgeschichte. Wundern muß man sich, wie ein einzelner Mann diese Riesenar-
beit neben seiner Berufstätigkeit bewältigen konnte. Mit einem nie versagenden
Eifer hat Weser bis zu seinem Tode die hiesigen Archive durchforscht und das
Gesammelte gründlich verarbeitet, wodurch er zu vielen überraschenden neuen Er-
gebnissen kam. Der Forscherdrang war ihm angeboren. Dazu kam noch eine au-
ßergewöhnliche Gabe, geschichtliches, künstlerisches und volkskundliches Material
aufzuspüren, dessen Bedeutung sofort zu erkennen und die Ergebnisse in einem
glänzenden, allgemein verständlichen Stile niederzuschreiben. Es gibt kein Ge-
biet der Gmünder Vergangenheit, das er nicht bearbeitet hätte, sei es nun die
eigentliche Geschichte, seien es die Siegel, Übernahmen, Kirchen, Kapellen, Müh-
len, Bürgermeister, Geistliche, Studenten usw. usw. Kein ernsthafter Bearbeiter
der hiesigen Ortsgeschichte kann an Weser Vorbeigehen. Auch in dem vorliegen-
den Bande ist manches von Weser übernommen worden. Seinem Sammeleifer ver-
danken wir die Erhaltung vieler wichtigen Schriftstücke und zahlreicher Gegen-
stände von geschichtlicher und künstlerischer Bedeutung. Leider konnte die Stadt
diese überaus wertvollen Sammlungen nur zum Teil erwerben. Vieles kam nach
seinem Tode an das bischöfliche Archiv Rottenburg, anderes in die Hände von
Sammlern, wo es seitdem spurlos verschwunden ist.
Liebreich nahm er sich der oft recht verwahrlosten alten Gmünder Kapellen an.
Durch ihn wurde manches dieser kleinen Gotteshäuser wie St. Leonhard, Herr-
gotts-Ruhe und St. Josef aus dem Zustand des Zerfalls zu einem Schmuckstück
unserer Stadt umgestaltet.
Mit Eifer nahm sich Weser auch der Pfarrarchive der Umgebung an, und man-
che Gemeinde wie Wäschenbeuren, Straßdorf, Lorch verdankt ihm die Erschlie-
ßung und Auswertung des heimatlichen Schrifttums.
Bald wurde der Name Weser landauf, landab bekannt. Von staatlichen, städ-
tischen und privaten Stellen wurde er häufig zu Rate gezogen, und so ist es nicht
verwunderlich, daß er auch zur Bearbeitung der neuesten Oberamtsbeschreibun-
gen beigezogen wurde. Verschiedene Jahre lang war er als Schriftleiter des „Ar-
chivs für christliche Kunst“ tätig, und manche hervorragende Arbeit aus seiner
Hand erschien in dieser geschätzten Zeitschrift. Auf seiner letzten Stelle in Söflin-
gen nahm er sich mit gleichem Eifer der Geschichte dieses Ulmer Stadtteils und
seines Klosters an, was einige Bände in der dortigen Pfarr-Registratur beweisen.
Wie war der Werdegang dieses einzigartigen Mannes? Als Sohn eines einfachen
Landschullehrers wurde er am 3. März 1869 zu Pflaumloch geboren. Seine Aus-
bildung erhielt er im Gymnasium und Konvikt zu Rottweil und im Wilhelms-

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