Vorbemerkungen.
Nach dem Zusammenbruch und dem Untergang der antiken (klassischen)
Kulturwelt blieb dieses einzig schöne und höchst eigenartige griechische Bau-
werk nur dadurch vor der gänzlichen Zerstörung gerettet, daß es weiterhin
wieder verwendet wurde. Dabei wurde das Gebäudeinnere wohl ganz zerstört,
aber das Äußere blieb der Nachwelt fast vollkommen erhalten. Zuerst wurde
eine byzantinische Kirche eingebaut und später ein türkisches Wohnhaus
daraus gemacht.
Lange Zeit hindurch fehlen bauliche Berichte. Aus der Mitte des 18. Jahr-
hunderts stammen einige, von Forschungsreisenden hergestellte Abbildungen
der wiederverwendeten Ruine, die sehr wertvoll für die Forschung sind, weil
darin später verlorengegangene Teile noch erhalten waren und darauf zu er-
kennen sind. Aber erst vor ungefähr 100 Jahren, nachdem Griechenland seine
Unabhängigkeit erlangt hatte, begann das eifrige Studium und die Pflege
dieser Ruine. Die erhaltenen klassischen Baureste wurden von allen Zubauten
befreit und fachgemäß und eingehend untersucht, die schönen Auszierungen
genau vermessen und abgezeichnet: — so viel Schönes wurde zutage gefördert,
was alle Welt entzückte, daß sich sogar ein Abglanz auf das Bauen dieser Zeit
widerspiegelte.
Und trotz alledem setzte dieses Bauwerk der Frage nach seinem inneren
Bauorganismus, der durch die Umbauten verlorengegangen war, bis jetzt
immer noch einen hartnäckigen, anscheinend unbezwinglichen Widerstand ent-
gegen. Das Bedauern wird allgemein geteilt, daß der am Äußeren so gut erhaltene
und schöne Bau mit dem leeren und hohlen Inneren betrübend auf den un-
befriedigten Beschauer wirkt. Und doch ist von dem fehlenden Inneren glück-
licherweise weit mehr bekannt, wie bei so manch anderer, besser erhaltenen
Ruine, wenn auch nur durch die Überlieferung einer stellenweise wohl nicht
ganz ausführlichen aber zutreffenden Beschreibung. Da wird der Wunsch
immer wieder rege, daß es endlich gelingen möge, das Fehlende nicht bloß im
Geiste, sondern auch in der Darstellung zu ermitteln. Doch keine phantasie-
vollen Erklärungen können zum Ziele führen, sondern nur fachgemäßes Nach-
forschen und logisch geführte Schlüsse, wobei aber auch jederzeit den For-
derungen der im griechischen Sinne empfundenen Kunst Rechnung getragen
werden muß.
Die vorliegende Arbeit beabsichtigt jene Anhaltspunkte aufzufinden,
welche das Wesen des Bauwerkes, den Bauorganismus, feststellen lassen. Wenn
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Nach dem Zusammenbruch und dem Untergang der antiken (klassischen)
Kulturwelt blieb dieses einzig schöne und höchst eigenartige griechische Bau-
werk nur dadurch vor der gänzlichen Zerstörung gerettet, daß es weiterhin
wieder verwendet wurde. Dabei wurde das Gebäudeinnere wohl ganz zerstört,
aber das Äußere blieb der Nachwelt fast vollkommen erhalten. Zuerst wurde
eine byzantinische Kirche eingebaut und später ein türkisches Wohnhaus
daraus gemacht.
Lange Zeit hindurch fehlen bauliche Berichte. Aus der Mitte des 18. Jahr-
hunderts stammen einige, von Forschungsreisenden hergestellte Abbildungen
der wiederverwendeten Ruine, die sehr wertvoll für die Forschung sind, weil
darin später verlorengegangene Teile noch erhalten waren und darauf zu er-
kennen sind. Aber erst vor ungefähr 100 Jahren, nachdem Griechenland seine
Unabhängigkeit erlangt hatte, begann das eifrige Studium und die Pflege
dieser Ruine. Die erhaltenen klassischen Baureste wurden von allen Zubauten
befreit und fachgemäß und eingehend untersucht, die schönen Auszierungen
genau vermessen und abgezeichnet: — so viel Schönes wurde zutage gefördert,
was alle Welt entzückte, daß sich sogar ein Abglanz auf das Bauen dieser Zeit
widerspiegelte.
Und trotz alledem setzte dieses Bauwerk der Frage nach seinem inneren
Bauorganismus, der durch die Umbauten verlorengegangen war, bis jetzt
immer noch einen hartnäckigen, anscheinend unbezwinglichen Widerstand ent-
gegen. Das Bedauern wird allgemein geteilt, daß der am Äußeren so gut erhaltene
und schöne Bau mit dem leeren und hohlen Inneren betrübend auf den un-
befriedigten Beschauer wirkt. Und doch ist von dem fehlenden Inneren glück-
licherweise weit mehr bekannt, wie bei so manch anderer, besser erhaltenen
Ruine, wenn auch nur durch die Überlieferung einer stellenweise wohl nicht
ganz ausführlichen aber zutreffenden Beschreibung. Da wird der Wunsch
immer wieder rege, daß es endlich gelingen möge, das Fehlende nicht bloß im
Geiste, sondern auch in der Darstellung zu ermitteln. Doch keine phantasie-
vollen Erklärungen können zum Ziele führen, sondern nur fachgemäßes Nach-
forschen und logisch geführte Schlüsse, wobei aber auch jederzeit den For-
derungen der im griechischen Sinne empfundenen Kunst Rechnung getragen
werden muß.
Die vorliegende Arbeit beabsichtigt jene Anhaltspunkte aufzufinden,
welche das Wesen des Bauwerkes, den Bauorganismus, feststellen lassen. Wenn
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