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Dell, Josef
Das Erechtheion in Athen: bauanalytisch, unters., erkl. u. ergänzt — Brünn [u.a.], 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.6030#0017
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Betrachtung der Ortlichkeit.

Es ist besonders für die Beantwortung der Frage nach dem Orte der Quelle,
der benachbarten Dreizackspur und der Zisterne (dem Meer des Poseidon)
unbedingt nötig darüber ins Klare zu kommen, wie sich die Örtlichkeit den
hydrologischen Auswirkungen gegenüber verhält, denn ein planloses Raten und
Aufsuchen einer quellenähnlichen Stelle wäre verfehlt und könnte nicht zum
Ziele führen. Es ist selbstverständlich, daß diese Naturmale seit jeher innerhalb
des Gebäudes, ja vielmehr im Adyton des Poseidon lagen, weil ja das Haus der
Gottheit erst später um die Naturmale herum angelegt wurde. Um den Ort
der Quelle zu erhalten, wird der normale Ablauf des Wassers des Niederschlags-
gebietes, welches ja bekannt ist, ins Auge gefaßt werden müssen, kurzum der
sichere Weg der bewußten Forschung betreten werden. Es ist nicht gut denkbar,
daß sich die derzeitigen Niederschlagsverhältnisse gegenüber den damaligen
ganz und gar geändert hätten, so daß ein Irrtum ausgeschlossen ist.

Die Ruine liegt in der halben Längenausdehnung des Burghügels, welcher
von Ost nach West so ziemlich gleichmäßig abfällt, und ganz nahe am Nord-
rande desselben, in einer nach Nordwest gerichteten Geländestufe von ungefähr
drei Meter Höhe. Die Isohypse dieser Stufe bildet somit eine eingezogene Ecke,
wahrscheinlich einen ehemaligen Steilabfall zwischen den etwas flacheren oberen
und unteren Hängen, die beide von Südost nach Nordwest sanfter verlaufen.
Am Grunde der Einziehung ist eine ebene Sohle, ja vielleicht war ursprünglich
sogar eine Mulde dort. Der Plan und die Querschnitte der Akropolis von J. A.
Kaupert zeigen eine solche. Auf der Höhe der Stufe befand sich das Heiligtum
der Athene, unterm Abhang dasjenige des Kekrops-Erechtheus. In früher
Zeit waren die Heiligtümer wohl kleiner und standen getrennt nebeneinander.
Im Räume zwischen beiden sammelte sich naturgemäß in der Tiefe das Nieder-
schlagswasser an. In den Abb. IV, V und VI ist die mit Recht vermutete
Lage der Naturmale in den Umriß des perikleischen Baues eingetragen. Die
nacheinander möglicherweise vorgenommenen Umgestaltungen sind in Abb. VI
versuchsweise interpoliert. Immer aber blieben, wie sich von selbst versteht,
die Naturmale an derselben Stelle, auch im geänderten Umbau.

Vom gesamten Niederschlagswasser floß aber nur ein Teil in die Mulde
ab, ein anderer drang in die Spalten des Felsens ein und trat später als Quelle
zutage. Es mag an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß allgemein ein
Drittel für den Ablauf, eines für das Eindringen und eines für das Verdunsten
gerechnet werden. Vielleicht waren hier die Verhältnisse für die Bildung einer

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