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Dell, Josef
Das Erechtheion in Athen: bauanalytisch, unters., erkl. u. ergänzt — Brünn [u.a.], 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.6030#0022
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Ort für die Zisterne zu suchen sein. Eine leider sehr zu beklagende Zerstörung
am Bauinneren, die oft zu Fehlfolgerungen führte, wurde durch die Anlage der
westwärts anliegenden türkischen Zisterne verursacht, wodurch die Ostmauer
der alten Erechtheuscella VI vollkommen zerstört wurde.

Dem Gebäuderechteck vor-, ein- und angebaut sind die drei sogenannten
Vorhallen. Sie lassen sich ungefähr folgendermaßen charakterisieren. Die
Nordhalle ist die prächtigste. Sie bringt reichlich das an Größe ein, was der
zugehörigen Cella des Erechtheus an Raum abgeht, ja sie scheint mit ihm
durch die dazwischenliegende große Tür fast wie zu einem Raum verbunden
zu sein (Abb. 10). Eigentümlich ist die Durchbildung im Stile des vollendeten
Ionismus, durch die größere Leichtigkeit; die beiden inneren Stützen des
Säulenrostes sind fortgelassen, wodurch der inmitten stehende Altar für die
Kulthandlung weitaus besser benützt werden konnte. Ein ähnlicher Vorgang
findet sich ja bekanntlich auch bei den Propyläen vor, wo in den Seiten-
schiffen durch Weglassung der beiden seitlichen Säulenreihen eine für den
besseren Verkehr günstige Erbreiterung erzielt wurde.

Die Osthalle. Sie ist ein echter Prostylos, also gar keine Halle im ge-
bräuchlichen Sinne, sondern nur ein säulengestütztes Vordach. Für die Abhaltung
von Zeremonien ist zu wenig Platz, so daß der langgestreckte schmale Raum
nur auf die in Abb. 2 und 4 angedeutete Weise ästhetisch wie praktisch ver-
wendet werden konnte, also zur symmetrischen Aufstellung von Standbildern
mit den zugehörigen Opferaltären.

Die Karyatidenhalle ist ein nach außen zu abgeschlossener einzig
schöner Anbau, der sich nach innen kehrt, ein Naiskos als Haus für die Kekrops-
schlange. Sie besitzt unverkennbar in baulicher Hinsicht ein ägyptisches Gehaben
im griechischen Gewände. Die ganz eigentümliche, reizende Ausbildung wird
allgemein bewundert. Alles ist neuartig: die Figurenstützen, das frieslose Ge-
bälk, dann an Stelle der Stroteren eine durchgehende Kassettendecke, ein
giebelloser Abschluß ohne Dach. In der Sima waren nach Inwood Wasser-
speier, vielleicht war doch ein Dach erwünscht, denn Athen hat ja kein regen-
loses ägyptisches Klima. Die Ornamentik hat ganz eigenartige Motive: See-
rosen, Lotosblumen, Palmetten. Alles plastisch, nichts bemalt. Die Konsolen
der großen Nordtür, die zwar nichts tragen, haben Volutenschnecken, bei
denen der Leib der Kekropsschlange als stilisiertes Motiv verwendet wurde.
 
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