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Habel, Heinrich [Editor]; Himen, Helga [Editor]; Petzet, Michael [Editor]
Denkmäler in Bayern (Band 1.1): Landeshauptstadt München: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler — München: R. Oldenbourg Verlag, 1985

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63268#0014
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XII

Geleitworte

„Jeder kan regulariter in dem Seinigen thun und machen
was er will, folglich auch bis in die Hölle hinunter graben oder
bis an den Himmel hinauf bauen.“
So beschreibt Freiherr von Kreittmayr die Rechtslage in sei-
nem Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis im Jahre 1756.
In jener Zeit größter Baufreiheit entstanden viele Baudenkmä-
ler, die noch heute zum Charakter unserer Stadt beitragen. Al-
lerdings gab es in jener Zeit auch noch nicht den ökonomi-
schen Druck auf die Entwicklung einer Stadt, der zur Gleich-
förmigkeit von ganzen Stadtvierteln führt, der Altes zerschlägt
und dadurch dem Bürger zunehmend die Bindungen und die
Vertrautheit mit seiner Stadt nimmt.
Die in zehnjähriger Arbeit entstandenen Denkmallisten sind
eine wertvolle Hilfe für die Kommunalpolitik, um die Qualität
des städtischen Lebens zu erhalten und weiter zu verbessern.
Der Bestand an historischen Strukturen ist ein wesentliches
und charakteristisches Element der baulichen und funktiona-
len Vielfalt Münchens. Die typische Stadtgestalt ist nicht nur
aus kulturhistorischen Gründen zu erhalten, sondern auch im
Interesse der unverwechselbaren Eigenart Münchens, ja sie ist
Grundlage und auch Voraussetzung, um die Stadt als Heimat
- als „Zuhause“ - zu empfinden.
Die Qualität der historischen Stadtbereiche, insbesondere der
Altstadt und der Innenstadtrandgebiete, ist ein Wert der nicht
ersetzbar ist und keinesfalls einem wie auch immer genannten
Fortschritt geopfert werden darf. Die Stadtgestalt Münchens
besitzt insbesondere in den historischen Bereichen eine innere
Identität, die zur Wahrung der geschichtlichen Persönlichkeit
der Stadt gepflegt werden muß. Denkmalschutz heißt eben
auch: Entwicklungsgeschichte der Stadt sichtbar machen. Das
spiegelt sich auch wider in der Denkmalliste für München. Sie
enthält rund 7000 Denkmäler und 68 Ensembles.
Die Liste erfaßt allerdings nur sieben Prozent aller Gebäude in
der Stadt München. Dabei enthält sie überwiegend Gebäude
aus der Zeit des raschen und dramatischen Wachstums der
Stadt seit Mitte des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
Über 90 Prozent der erfaßten Baudenkmäler stammen aus die-
ser Zeit. Gerade das 19. Jahrhundert war für Münchens Stadt-
bild prägend.
Die Denkmallisten sind auch Instrument für die Stadtplanung,
wenn es gilt, Altes mit Neuem harmonisch zu verbinden. In
den zehn Jahren, in denen die Denkmallisten geführt werden,
ist das Gespür für bauliche Tradition und handwerklich ge-
prägte Baukunst stark angestiegen. Bei der Verwirklichung
denkmalschützerischer Absichten ist die öffentliche Hand
heute weitgehend auf die freiwillige Hilfe der privaten Eigen-
tümer angewiesen. In diesem Zusammenhang gilt gerade den
Münchner Hausbesitzern ein herzlicher Dank. Wenn es um
Renovierung, um Veränderung oder um Neubau in histori-
scher Umgebung geht, so besteht bei Münchens Hausbesitzern
im allgemeinen eine große Bereitschaft, die Anliegen des
Denkmalschutzes zu berücksichtigen.
Ein herzlicher Dank gilt auch der Arbeit des Bayerischen Lan-
desamtes für Denkmalpflege, das mit der Veröffentlichung der
Denkmallisten nunmehr einen weiteren wichtigen Beitrag lei-
stet, um dem Gedanken des Denkmalschutzes noch mehr Ver-
ständnis, noch mehr Freunde zu gewinnen.
Georg Kronawitter
Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt München

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