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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

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I. Vorbildung zur Denkmalpflege
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Erfurt 1903
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https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0029

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I. Vorbildung zur Denkmalpflege

Erfurt 1903

Referent: Professor Dr. Dehio-Straßburg:

Meine Herren! Ich habe den im vorigen Jahr in Düsseldorf mir er-
teilten Auftrag, die heutige Erörterung mit einem kurzen Vorträge einzu-
leiten, nicht dahin aufgefaßt, daß ich ein detailliertes Programm vorlegen
sollte; ich könnte mir von einem solchen wenig versprechen, solange nicht
die prinzipiellen Fragen geordnet sind; und so weit sind wir noch nicht, wie
mir scheint. Im übrigen glaube ich nicht, daß es notwendig nur einen
Weg gibt, der zum Ziele führt. Aber allerdings über das Ziel müssen wir
uns einig werden. Von der heutigen Erörterung erwarte ich als Haupt-
ergebnis, daß sie uns erkennen lassen wird, wie weit wir uns etwa der Einig-
keit in den prinzipiellen Fragen schon genähert haben.

Zur Denkmalpflege im weiteren Sinn gehört ein jeder, der für unsere
Denkmäler ein Herz hat und je nach Gelegenheit für ihre Erhaltung tätig
ist; dieser Kreis kann nicht groß genug sein, und es ist eine der Aufgaben
unserer Denkmalpflegetage, für ihn zu werben. Hier aber soll nicht von
ihm, sondern von dem kleineren und bestimmt abgegrenzten Kreise derer die
Rede sein, die berufsmäßig sich mit der Konservierung und, was davon nicht
zu trennen ist, mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Denkmäler be-
schäftigen.

Die Denkmalpflege ist in einer Reihe analoger Organisationen die jüngste.
Ihre nächsten Verwandten sind das Archivwesen und das Museumswesen.
Gemeinsam ist den dreien der Zweck der Konservierung historischer Urkunden,
diesen Begriff im weitesten Sinne des Wortes genommen, und die Anerkennung
des daran bestehenden Interesses durch die öffentliche Gewalt — Staat,
Provinz oder Gemeinde •—, woraus von diesen hinsichtlich der Konservatoren
der Anspruch auf Nachweis einer zweckgemäßen Vorbildung abgeleitet wird.
In den Archiven bewahren wir Urkunden vornehmlich der öffentlichen Ver-
waltung; zu Hütern der Archive machen wir aber nicht Verwaltungspraktiker,
sondern methodisch geschulte Historiker. In den Museen sammeln wir Werke
der Kunst; aber es ist ein als veraltet anerkannter und auch praktisch schon
meist überwundener Irrtum, daß Maler und Bildhauer die besten Museums-
verwalter seien.

Im Gegensatz dazu fällt im Betrieb der Denkmalpflege, wie er bei uns
eingerichtet ist, sogleich dieses sehr auf: sie beschäftigt gleichmäßig zwei
hinsichtlich ihrer Vorbildung ganz verschiedene Kategorien: die Konservatoren
und ihre Gehilfen sind teils Künstler (in den meisten Fällen Architekten),
teils Gelehrte. Und zwar findet eine Teilung nach Punktionen nur einseitig
statt. Daß die Gelehrten nicht unmittelbar an technischen Maßnahmen sich
beteiligen, versteht sich von selbst; dagegen sind die Architekten nicht auf
die technische Exekutive beschränkt, sie geben fortwährend Urteile über
 
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