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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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I. Die Praxis der Denkmalpflege
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1. Methodik der Ausgrabungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0017
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I. Die Praxis der Denkmalpflege

Allgemeines

1. Methodik der Ausgrabungen
Danzig 1910

Referent: Professor Dr. Dragendorf-Frankfurt a. M.:

Meine Herren! Seitens Ihres verehrten Herrn Vorsitzenden ist schon
mehrfach die Anregung an mich ergangen, in Ihrem Kreise einmal über
Methodik der Ausgrabungen zu sprechen. Wenn ich heute dieser
Aufforderung nachkomme, so tue ich’s nicht ganz frei und ohne Bedenken,
ob mir's gelingen wird, Ihnen den spröden Stoff irgendwie genießbar zu machen,
und vor allem, ob ich Ihnen da irgendwie Neues sagen kann. Es geht mir
wie wohl jedem, der in der Praxis steht und nun — ich möchte sagen: die
Theorie seiner Praxis entwickeln soll. Da besinnt er sich eigentlich erst, ob
er denn wirklich eine feste Methode habe und welcher Art sie sei. Da wird er
genötigt, das, was er täglich mehr oder weniger unbewußt tut, in Worte zu
fassen, sich dabei wirklich über mancherlei, was ihm praktisch ganz geläufig
ist, erst recht verstandesgemäß klar zu werden.

Ich habe mich ernstlich gefragt: G-ibt es wirklich eine Me-
thodik des Ausgrabens? Ich glaube, von der Methodik des Aus-
grabens kann man gar nicht sprechen, trotzdem es sehr viele unmethodische
Ausgrabungen gibt.

Gut Ausgraben ist ein Talent wie andere auch. Man kann daher
kaum sagen, ob es schwer oder leicht sei, der eine kann es eben, der andere
kann es nicht. Jemanden Ausgraben lehren ist schwer. Man kann ihm
wohl allerhand Anweisungen geben, und wenn er nicht ganz unbrauchbar ist,
wird er dann nach diesem Rezept seine Sache machen, bis eben etwas kommt,
auf das das Rezept nicht mehr paßt. Dann sitzt er fest. Ich habe schon
mit vielen Leuten ausgegraben, habe namentlich auch manchen seine ersten
Versuche machen sehen, und ich meine, man sieht es am ersten Tage, ob einer
sich wirklich dazu eignet oder nicht. Ob viele sich eignen oder wenige
— ja — es sind nicht viele, die wirklich gut in der Ausgrabung zu brauchen
sind. Es ist merkwürdig, wie viele treffliche Leute mit zwei linken Händen
auf die Welt kommen und wie die gelehrtesten und klügsten Leute oft
die Augen nicht recht aufmachen können und nichts sehen. Das ist doch
eigentlich die Hauptsache bei einer Grabung: gut, vorurteilslos beobachten,
das Beobachtete richtig kombinieren und danach sein weiteres Vorgehen
einrichten.

Wenn ich Ihnen nun doch einiges Weitere über Ausgraben sagen soll,
so will ich Ihnen damit nicht die Methodik des Ausgrabens geben, Ihnen
Denkmalpflege. II. Band. 1
 
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