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Denucé, Jean
Inventare von Kunstsammlungen zu Antwerpen im 16. und 17. Jahrhundert — Quellen zur Geschichte der flämischen Kunst, Band 2: Antwerpen, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.14107#0013
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Kabinette eines Stevens oder Cornelis van der Geest in die Hande ; hier
fanden wir bislang nur Bruchstücke. Eindrucksvoll war, mit ihren mehr
als zweitausend Stücken, die Sammlung des Kaufmanns Jan van Borm.
Ein Mazen, Jan Baptiste de Cachiopin, dessen feiner Kopf in Van Dycks
Iconographie aufgenommen wurde, besass eine unübertreffliche Auswahl
flamischer und italianischer Meister, darunter sogar Werke des Michel-
Angelo.

Die fürstliche Sammlung welche hier Königin Christina von Schweden
um 1654 zusammentragen liess im Hause ihres Residenten, Don Garcia
de Yllan, zu Unrecht « der reiche Jude» benannt, dürfte wohl gróssten-
teils in Antwerpen selbst entstanden sein. Den umfangreichen Katalog,
wiirdig eines erstrangigen Museums, geben wir nochmals hier wieder.
Er umfasst sowohl Bildteppiche als Silber, wenig oder gar keine Plastik.
Im allgemeinen bringen die Inventare wenig Belege über flamische
Skulptur und Schnitzwerk. Eine prachtige Ausnahme ist die Hausrat-
beschreibung des Erasmus Quellien, welche ausser einer Menge Rubens-
zeichnungen, sogenannter crabbelingen, verschiedene modellierte und
gegossene Figuren von eigener Hand, von Duquesnoy und Cardon ver-
meldet.

Alle Inventare sind nicht ebensosehr in's Detail gehend. Das Ver-
kaufsbuch der bekannten Sammlung des Priesters Daems, vom Jahre
1657, enthalt fast keine Künstlernamen. Hingegen vermeldet es alle
Kunstkaufer der Zeit, angefangen mit dem Bürgermeister bis zu Forc-
houdt und Jan Siberechts welche einander die feilgebotenen Mengen
Zeichnungen grosser Meister bestritten.

Von den geistlichen Persönlichkeiten waren es zunachst einige Dom-
probste der Kathedrale, angehörige der angesehensten Antwerpener
Famihen, welche Schatze an Bildern ihr eigen namaten. Hierher gehören
vor allem Jan-Filips Happaert, Carolus Snyers, van Ham, Hendrik
Hillewerven, Simon Baltazar de Neuf, Franciscus Bruynincx. Aus den
langen Listen ihres nachgelassenen Bezitzes haben wir, sowie bei den
anderen Inventaren, diejenigen Dinge wegfallen lassen denen kein Name
eines Meisters beigefügt ist. Auch hier wurde eine Ausnahme gemacht
wo es universel bekannte Sammlungen betrifft, wie die des Ritters Jean
Estienne Spinola, welcher in seiner Prachtwohnung der Lange Gasthuis-
straat eine Auswahl von Aktbildern zusammengestellt hatte.

Für eine vollstandigere Kenntnis der typischen Kultur im Antwerpen
des 17. Jahrhunderts ware es wünschenswert gewesen alle Inventare
in-extenso zu geben. In den meisten Fallen waren wir zu unserem grossen
Bedauern gezwungen das ursprüngliche einheitliche Milieu auseinander

vin
 
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