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Dethier, Philipp Anton
Historisch-chronologische Gallerie oder Portrait-Sammlung der berühmtesten Männer aller Zeiten und Völker: enthaltend: in 24 grossen Kupfertafeln an 1500 ächte Portraite, nach Jahrhunderten geordnet, nebst erläuterndem Texte, für Geschichtsfreunde und besonders die Jugend zum leichtern Erlernen und Behalten der Geschichte und Chronologie ([Text]) — in Cöln: Gedruckt bei Fr. Xav. Schlösser, 1832

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https://doi.org/10.11588/diglit.63315#0080
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B. 11.

1060- Philipp I. -von Frankreich, achtjähriger Snhn Heinrichs, regierte 49 Jahre hindurch. Eifl Sclave Seiner Leiden-
schaften, schwächte er immer mehr das königliche Ansehen. Balduin von Flandern war sein Vormund, starb aber 1067.
Der fiinfzehnjähii «c König wird bei St. Omer geschlagen. Von seiner Frau Bertha bekam er drei Kinder. Er verstiess sie
dann, entführte die Bertradc, Frau des Grafen von Anjou, und heirathete dieselbe. Papst Urbau und Pascal excommu-
nicirten ihn 1087- Als Philipp und Bertrad.e 1101 versprachen, nicht mehr mit einander zu leben, wurde der Bann gelost.
Im Jahre 1107 hielt Papst Pascal ein Concilium in Troyes, um Hülfe gegen Kaiser Heinrich V. zu erlangen. Diese«
erklärte sich gegen die Simonie und die Priesterehe. Philipp starb 1108.
1061. Alexander II. schon zum Papste gewählt ohne der Kaiserinn Vorwissen. Sie lässt daher in einem
Concilium zu Basel Honorius II. wählen, aber ohne Erfolg. Alexander hatte die Genugthuung, ihn überall
ohne Anhang zu finden. Die Markgräfinn Mathildis, von Hildebrand dazu bewegt, half die No.rmänner
zur Herausgabe der, dem Römischen Stuhle entrissenen, Länder zwingen. Die Franken ermahnte er von
der Ermordung der Juden nachzulassen, und starb 1073.
(Mit «ehr einfacher Tiara u. s. w.)
1064. Sancho III., der Starke, der älteste der drei Söhne Fernandos, von Cid, dem Camppador, unterstützt, beraubt
»eine Brüder und Schwestern ihres Erbtheils. Dem Garda nämlich nahm er Gallicien, dem Alfons (VI) Leon und Astu-
rien, der Elvira Toro weg. Er wird aber nach 7 Jahren ermordet 1072, als er auch »einer Schwester Urraka die Stadt
Zamora nehmen wollte, und sie eben belagerte.
1065. Harold II )
1066. Wilhelm I.x der Eroberer, seit 1032 Herzog in der Normandie. Herzog Herald (angels’ächsich:
Harold), Sohn Goodwins und Schwager Edwards, war dem Streben Wilhelms nach dem Throne Englands
immer entgegen gewesen. Einst als Herzog Harold nach der Normandie fuhr, seine Vetter wieder zu
holen, fiel er in die Hände Widos, Grafen von Pontbieu, der ibn auf gut Normannisch festhielt, um ein
Lösegeld zu erhalten. Wilhelm befreite ihn, machte Freundschaft mit ihm in Ronen, versprach ihm seine
Tochter zur Ehe, machte mehrere Feldzüge mit ihm gegen die unterworfenen Grafen von Bretagne, und
liess ihn auf Reliquien schwören, dass er ihm nicht hinderlich seyn wolle in der Thronfolge Englands.
Kaum aber hatte Wilhelm der Eroberer (oder Bastard, unehelicher Sohn Roberts des Teufels, der 1031
eine Pilgerreise nach Jerusalem machte), gehört, dass Harold den Thron Englands bestiegen, als er, dem
Meineidigen mit Gewalt den Thron zu entreissen, mit einer Flotte nach England übersetzte und in einer
blutigen Schlacht hei Hasting den Sieg über das Heer der Angelsachsen, das viermal kleiner und durch
einen schweren Bürgerkrieg ermüdet und geschwächt war, davon trug, Harold und dessen beiden Brüder
fielen mit Wunden bedeckt; mit ihnen 50600 Angeln. Seine Ansprüche auf England als ein ihm durch
Erbvertrag gehörendes Land schien er selbst nicht zu achten, denn nicht nur hatte er sich das Land noch
vom Papste Alexander gegen einen jährlichen Tribut schenken lassen, und zu dessen Eroberung von Rom eine
gesegnete Fahne und einen Ring, worin ein Haar des heiligen Petrus war, erhalten, sondern er nannte
sich auch späterhin der Eroberer, und betrachtete das ganze Land, als eine Beute für sich und seine
nackten Kampfgesellen, welche sich alles ancigneten und so die Lords wurden, während die alten Däni-
schen, Angelsächsischen und Britischen Einwohner als Sclaven dienten. Auch war seine Regierung die
eines Tyrannen, der mit immerwährenden Empörungen zu tbuen hat, und an seinen eignen Kindern eine
Geissel Gottes erhält. Wilhelm erbaute schon 1066 den Thurm von London. Die Angelsachsen machten
sich wieder Meister in York. Doch schon 1070 war es wieder in den Händen Wilhelms, der, die Engländer
zufrieden zu stellen, ihre alte Gesetze sammeln, und in französischer Sprache ausrufen und garantiren
lässt, doch alle Macht nur sieben Kronbeamten, Normannischer Abkunft, als Reichsrath erlheilte. Der
Normannische Abt Lanfranc wird Erzbischof von Canterbury und Primas von England, erklärt alle angel-
sächsische Heiligen für falsch, und lässt ihre Gebeine zerstreuen. Alle geistliche Stellen besetzte er mit
Normannern. Als Wulfstan, der letzte angelsächsische Bischof, 1076 vor einer Synode in der Kirche zu
Westminster seinen Stab und Rin£ niederlegen sollte, weil er kein frauzösicb verstehe, stand er auf,
ging zum Grabe Edwards, stiess seinen Stab in den weichen Grabstein ein und sagte: „Er gab mir ihn,
ich gab ihn wieder, nehmt ihn, wenn ihr’s wagt!“ Sogar Normannen zettelten Empörungen an. Robert
sein ältester Sohn, ungeduldig die ihm versprochene Normandie und das Anjou zu erhalten, will es sieh
erkämpfen. Seinen nicht erkannten Vater stürzte cr mit der Lanze vom Pferde, söhnte sich aber wieder
aus. Er starb durch einen Pferdeslurz 1086, wobei er sich den dicken Schrncerbauch zerriss. Seit 1080
liess er alte Güter und alles Eigent bum in ganz England aufschreiben, welches Kataster (Dornesdayhook)
wir noch besitzen. Er liebte die Jagd ausserordentlich und das Wild wie ein Vater, wer einen Hirsch
oder Reh tödtete, der wurde geblendet. Nur er gab Erlaubnis zu jagen.
(Harold hat über dem aus Eisendraht geflochtenen Panzerhemd einen oben spitziger» Helm, mit einem Nasale (Nasen-
Häppchen); sein Bart und langes Haar ist darunter verborgen, man sicht nur noch den Schnurrbart; in der Beeilten hält
er eine angelsächsische Streitaxt, in der Linken das angelsächsische Feldzeichen, ein Drache oder sonstiges Ungethüm. —
Tf ilhelm, mit schuppigem Panzerhemde hat (in der Schlacht bei Hastings) seinen Hehn mit der Nasale zurückgebogen, damit
die Seiuigen sehen, dass er noch nicht getalicn: in der Rechten hält er die ihm vom Papste geschickte Fahne, in der
Linken eine Streitkolbe )
 
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