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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 3 (1. Novemberheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0151

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Menschen Seele an einem tzaar.
Wer mit dem Teufel glücklich kämp-
fen will, der stellt sich besser fest auf
seine Füße und beißt die Zähne
zusammen, als daß er sich unter dem
Rock des heiligsten Engels verkriecht.
Es gibt viele Leute, welche alle das,
was sie selber nicht glauben, aus aller-
lei nützlichen Arsachen andere glauben
machen möchten; halte dich an das

Wort der Königin Christine von
Schweden: Man muß sich am mei-
sten vor lebenden Heiligen hüten.
Die tzeuchelei ist eine schöne Kunst
und würdig, bis auf den Grund stu-
diert zu werden. Studiere sie, es
gibt kaum einen größern Genuß, als
die Entlarvung eines echten Heuch-
lers. — Raabe

in den „Leuten aus denr Walde".

Unsre Bilder und Noten

/-^v^-illy Geißl ers „Opferbrand" setzen wir unserm Hefte vor. Unter
H NdenBildern, die der Krieg bis jetzt gezeitigt hat, sind nur sehrwenige,
^^^die das erreichen: eine Anschauung, ein „Gesicht" zu geben, das
aus durchaus realistischer Schilderung sich zu durchgeistigtem Symbole
hebt. Der Rauch, der aus glutenden Dächern in feierlichen SLulen
zum tzimmel steigt, vorbei an einer müden Sonne — ist es Traum oder
Wirklichkeit, was wir da sehn? Was in uns bleibt, ist ein großes, fast
religiöses Gefühl.

Günther Clausens Ieichnung nach Raabe auf dem Sterbebett
mag unsern Gedenkaufsatz an den Teuren begleiten, der uns nun fünf
Iahre verlassen hat. Der Tod ist uns Deutschen in dieser Zeit ein so
alltäglicher Gast geworden, daß er manches an Schauern verloren^ hat.
Aber dieses Bild des Vollendeten hätte auch im Frieden keine.

Dennoch, wir wollen mit Raabe dem Lebenden schließen. tzermann
Siedentops Raabeplakette ist sehr zu Unrecht wenig bekannt. Sie
ist das beste plastische Bild Raabes, das ich kenne, und verdiente es
wohl, Gemeingut der Raabe-Freunde zu werden. Man kann durch die
Firma W. tzeine in tzannover auch einen Gipsabguß davon beziehen.

Die Kopfleiste verwendet ein Spielmanns-Bild von Adalbert tzol-
zer. Das Schlußstück ist aus dem tzausbuch.

g^er Komponist tzeinrichSchulz-Beuthen starb vor kurzem in hohem
^Alter in Dresden, ohne daß man ihn seiner Bedeutung entsprechend
gewürdigt hätte. Nunmehr wird bekannt, daß eine beinahe unglaubliche
Fülle von Werken sich noch unaufgeführt, ungedruckt in seinem Nachlaß
fanden. Man hört von zehn Symphonien, sechs symphonischen Dichtun-
gen, von Chorwerken, von Kammermusik, von Liedern und vielem andren.
Daraus erwächst die Pflicht, das Rrteil über diesen Tonkünstler auf eine
andre Grundlage zu stellen. Eine gründliche Würdigung seines Gesamt-
schaffens muß natürlich auf den Frieden verschoben werden, wenn alle
die neuen Schätze zugänglicher sein werden. tzeute sei bemerkt, daß E. Bütt-
ner in Dresden noch dieses Iahr einen Nachlaß-Katalog mit näheren
Angaben über den Tonkünstler herausgeben will; wir werden ihn im
„Büchertisch" des Kunstwarts anzeigen. Aus Schulz-Beuthens Nachlaß
stammt die Notenbeilage unseres tzeftes, ein prächtiges „Soldatenlied",
das wir nach der tzandschrift zum ersten Male der Offentlichkeit übergeben.
Hätte man das Lied vor zwei Iahren gebracht, so wäre es als „altmodisch"
beurteilt worden. tzeute haben sich viele solcher altmodischer Lieder, die
 
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