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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1915)
DOI Artikel:
Natorp, Paul: Volkstum - Deutschtum
DOI Artikel:
Tuma von Waldkampf, Marianne: "Frauenbewegung" und "nationale Frauenarbeit"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0177

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noch nie gewesen, wir sind es im Werden, nie waren wir so stark im
Werden. Wir sind jung, die jüngsten von allen, spürt man das nicht?

Das bedeutet allerdings, für heute und morgen, den Krieg und nicht
den Frieden. Denn Iungsein heißt kämpfen. Aber dieser unser Krieg,
er ist der Weg, der alleinige Weg zum Frieden.

Das zu begründen verbleibt als Aufgabe für eine letzte Betrachtung. ^

Paul Natorp

„Frauenbewegung" und „nationale Frauenarbeir"

^^s ist von großer Bedeutung für die organisierte Frauenwelt, daß die
F ^Zeitereignisse ihrem Arbeits«, wie ihrem Organisationsstreben recht
^»^gegeben haben. Man muß heut zugeben, daß die Frauenbewegung
sich um die sozialpolitische Erziehung der Frauen ein Verdienst erworben
hat, daß sie sie wenigstens in gewissem Amfang an Ein» und Unterord-
nung, an ein Wirken im Dienste eines großen Ganzen gewöhnt hat. Wir
dürfen daher erwarten, daß uns die nächste Zukunft ein Anwachsen der
organisierten Frauenarbeit, eine Erweiterung ihrer auf Zusammenschluß
gerichteten Bestrebungen bringen wird. Man wird in Zukunft den Frauen-
organisationen zweifellos mit größerem Vertrauen begegnen als bisher,
wird sie zu den Arbeiten, die gerade den Frauen nahe liegen, nicht nur
»zulassen", sondern sie heranziehen. Darum ist es an der Zeit, sich die
Fragen vorzulegen, welches Ziel der organisierten Frauenwelt als höchste
Aufgabe vorschwebt, welche Wege zu seiner Erreichung sie im einzelnen
schon beschritten hat und weiterhin einschlagen will.

Die am weitesten ausgebaute Frauenorganisation ist der unter dem
Namen der Frauenbewegung bekannte Zusammenschluß, der von dem Kampf
um Bildungs« und Erwerbsmöglichkeiten, um eine wirtschaftliche und recht»
liche Gleichstellung des weiblichen Geschlechtes ausging. Diese Frauen»
bewegung hat zum erstenmal die Frauenwelt zur höheren geistigen Bildung
geführt, sie an systematische Arbeit gewöhnt, sie mit den Linrichtungen des
Staates, den Aufgaben und Pflichten des Einzelnen gegen die Gemein«
schaft bekannt gemacht. Doch, von den Frauen und ihren gesteigerten Lebens-
bedürfnissen und Ansprüchen ausgehend, hat die Frauenbewegung auch
nur die Frau als ein dem Manne „gegensätzliches" Wesen im Auge ge-
habt. Sie hat mit unverkennbarer Analogie zur Sozialdemokratie die
Frauenwünsche und Forderungen gegen die Vorrechte des Mannes auf
Grund eines weltumspannenden Internationalismus zusammen-
geschlossen.

Nun kann sicherlich nicht geleugnet werden, daß alle großen Bestrebungen
einen internationalen Charakter aufweisen, insofern sie eine Iusammen-
fassung von Bestrebungen darstellen, die in der ganzen Welt unter gleichen
oder ähnlichen Bedingungen auftreten. So suchen alle großen wissen-
schaftlichen, künstlerischen und wirtschaftlich-technischen Bestrebungen einen
internationalen Zusammenschluß. Dieser wird erst dann von Äbel, wenn
man, unverwandt auf das gemeinsame Sonderziel gerichtet, das Trennende
übersieht, das daneben auch noch da ist, die naturgegebenen Verschieden-
heiten unterschätzt, dagegen das Verwandte und Gleichartige überschätzt.

Bei der Frauenbewegung wurde der Internationalismus erst in dem
Augenblicke zu einer Gefahr, als die Frauen begannen, das öffentliche
Leben tatsächlich mitzubestimmen, und um so mehr, je bedeutsamer ihre
 
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