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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1915)
DOI Artikel:
Tuma von Waldkampf, Marianne: "Frauenbewegung" und "nationale Frauenarbeit"
DOI Artikel:
Strnad, Oskar: Soldatengräber und Kriegsdenkmale
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0180

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ster Stunde treu zu diesem halten muß, will sie sich nicht selbst das Zeichen
der Unbrauchbarkeit aüfdrücken. Der große Lehrmeister fordert also in
einer tüchtigen auch die mit politischem Verständnis und Gewissen be-
gabte Frau. Nur ihr kann bei dem Zukunftsbau unsers Vaterlandes
eine ehrenvolle Aufgabe zufallen, nur sie, die in Not und Tod zu ihrem
Volke gestanden, kann einst als berechtigte Arbeitsgenossin aufgenommen
werden. Nicht Frauenbewegung oder nationale Frauenarbeit, sondern
Frauenbewegung und nationale Frauenarbeit! Das Beste von beiden
vereint: das muß die Aufgabe der Frau sein.

Marianne Luma von Waldkamps

Soldatengräber und Kriegsdenkmale

rabmale müssen immer unmittelbaren Zusammenhang mit der Erde
Z H^Haben, mit dem Lasten, mit dem Vergehen — Denkmale dagegen
^c^etwas Hochstrebendes, Befreiendes und in den tzimmel Ragendes.
Grabmale sollen hinunterwirken, Denkmale hinaufwirken. Grabmale sind
Erinnerungen an Menschen, Denkmale eigentlich Erinnerungen an Ideen.

Grabmale, die für Krieger errichtet werden — und nur von solchen
ist hier die Rede —, müssen sich von anderen Grabmalen unterscheiden.
Üm sie zu kennzeichnen, sind oft nur kleine Anderungen in den Maßen
oder in der Wahl des Baustoffes notwendig. So ist z. B. Granit in seiner
Wirkung dem Kriegerischen näher als Sandstein, oder Eichenholz näher
als Fichtenholz. Es soll etwas von der ernsten, schweren, opfervollen
Zusammengehörigkeit der Menschen in ihnen sein; das Persönliche hat
in den Hintergrund zu treten. Klare Formen, die auf Irdisches, Selbstver»
ständliches ruhig deuten, sind von besonderem Wert. Auch das Zusam»
menwachsen von Erde und Stein hat fest und einfach zu erfolgen. Darum
vermeide man geschichtete, gebaute Denksteine und wähle in die Erde
gerammte, mit der Erde verwachsene Blöcke, die womöglich am Grabhügel
selbst und nicht am Kopfende des Beerdigten aufgestellt sind. Denn so
wird das Grab besser bezeichnet. Zufällrges, Launenhaftes, Persönliches
stünde der Würde und der Allgemeinheit der Form entgegen.

Dort, wo Grab neben Grab sichtbar und erkennbar angeordnet werden
sollen, überall dort also, wo nicht ein Massengrab angelegt wird, sollte
Stein neben Stein in möglichst derselben Art gestellt werden, denn es ist
ein Mann ebenso würdig wie der andere. tzier gibt nicht der Stein selbst
Würde und Wesen des Grabes an, sondern die Gesamtheit, der Friedhof.
Die Einheit des Friedhofes aber kann nur dann gewahrt werden, wenn
die Steine sie nicht stören. Die in die Erde gerammten Steine sollten
unter Augenhöhe so gebaut sein, daß man alle übersieht. Wenn die
Steine nicht mit der Erde verwachsen, nicht mit ihr Eins sind, ginge der
Gedanke des Grabes verloren; es entstünden Denkmale statt einer Reihe
von Grabmalen, was der Absicht der Ruhe widerspräche, die auf einem
Friedhof so notwendig ist.* Denn in Menge aufgestellte Denkmale
streiten miteinander und sind ein Unding.

* Am schönsten wird freilich der Eindruck allgemeiner Ruhe durch Lage-
rung auch der Steine erreicht. Man denke an den herrlichsten aller deutschen
Friedhöfe, den alten Iohannisfriedhof in Rürnberg, mit seinen steinernen
Betten! K.-L^

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