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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 5 (1. Dezemberheft 1915)
DOI Artikel:
Brandes, Friedrich: Richard Straußens "Alpensymphonie"
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Avenarius, Ferdinand: Menzel
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0232

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Aber auch Zuhörer wird es immer genug geben, die das Außer»
musikalische (das Drum und Dran) „riesig interessant" finden und im
Genießen wirklicher Musik (wie sie, höchst gelehrt und glänzend verpackt,
in dieser nur gewissermaßen neuen Tondichtung reichlich vorhanden ist)
nicht durch überflüssige Kenntnisse der sonstigen Konzertliteratur gestört
werden. Der schalkhafte Meister selbst, bekanntlich ein musicus doctissimus
et eruditissimus, ist klug genug, sich durch gedankenvorwegnehmende Kol-
legen nicht auf dem sicheren Wege zum Lrfolge beirren zu lassen. Somit
ist auch „Line Alpensymphonie" von Strauß wieder mal ein Ereignis
gewesen. FriedrichBrandes

Menzel

^r^en sie mit äußeren Lhren zur Gruft getragen, wie sie bis dahin
Dnoch niemals ein deutscher Maler erfahren hat, der stand in sei-
nen jungen Iahren als ein armer Lithographenjunge verlassen auf
den Straßen von Berlin. Sein Vater, der Mädchenschullehrer und Stein«
drucker aus Breslau, war bald nach der Äbersiedlung dorthin gestorben,
der kaum Sechzehnjährige, obendrein fast zwergenhaft klein und was man
so „häßlich" nennt, mußte sich nun allein weiterhelfen. Geschäftskarten,
Flaschenetiketten, Stubenmalerschablonen zum Broterwerb — was uns
davon erhalten ist, überrascht noch heut, denn es zeigt den, der fast noch
Knabe war, schon unter dem Grundsatz: „sich aus allem eine künstlerische
Aufgabe machen!" Er erzwingt es dann, auf die Akademie zu gehen —
aber bald läßt er das wieder: sie hilft ihm ja nichts: der sicherste deutsche
Zeichner bleibt Autodidakt. Wie's in ihm aussieht, zeigt bald sein erstes
Bilderheft „Künstlers Erdenwallen": Prügel erst vom Vater, dann von
den andern, Hunger, Fron, ein Strählchen Glück, frühzeitiger Tod, Kunst-
händlergeschäfte mit dem Äachlaß. Bald aber gräbt er sein erstes Heimat--
gewächs mit den Wurzeln aus der Vergangenheit: die „Denkwürdig-
keiten aus der brandenburgischen Geschichte", die ersten Ölbilderversuche
folgen ihnen, und dann geht es an dasjenige Werk, das des Künstlers
volkstümlichstes wird und bleiben wird: Menzel erhält für Avenarius
und Mendelssohn den Auftrag, mit H00 Zeichnungen Kuglers „Geschichte
Friedrichs des Großen" zu illustrieren. Die an Kunst und Geist wunder-
reichste Leistung der gesamten deutschen Illustration, vielleicht der ge-
samten Illustration schlechtweg, dieses Dokument auch der reifsten Men-
schenkenntnis hat ein junger Mann geschaffen, für den noch der Vormund
den Vertrag unterzeichnen mußte, da er selbst noch nicht einmal mündig
war. Lr setzte sich nun in der Friedrich-Zeit fest. Iede Naht und jeder
Gamaschenknopf an den Rniformen und an den Zivilanzügen ward studiert,
Stadt, Dorf und Landschaft, Schloß, Haus und Scheune der Zeit, Tisch
und Stuhl und Kleid, jedes Gefäß und jedes Gerät, als gält es, den
ganzen Besitzstand des Iahrhunderts mit höchster Peinlichkeit zu inven-
tarisieren. „Der große Gelehrte^ ward, von dem Böcklin sprach. Ein
alles beherrschendes zeichnerisches Können, rechter wie linker Hand, bildet
sich dabei; aber die hunderttausend Kenntnisse wachsen alle ineinander
und erzeugen neue, so daß die Körperwelt der friderizianischen Zeit dem
Maler wie auf ein einfaches Amschalten mit Licht und Luft vor die Augen
tritt. Da es ans Ausführen der Zeichnungen in tzolzschnitten geht, bildet
der junge Mann eine neue Schule um sich, die unter seinem Einfluß
 
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