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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

DOI Heft:
Heft 7 (1. Januarheft 1916)
DOI Artikel:
Kleibömer, Georg: Deutsche Kulturpolitik im Ausland
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0016

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Deutsche Kirtturpolitik im Ausland

^^-^ollten wir Verständnis für Deutschtum erzielen, so hätten wir die
D HVoraussetzung dafür schasfen müssen: hätten die deutsche Sprache,
die Vermittlerin des Wissens von deutscher Art, mehr verbreiten
müssen. Ich glaube, dieser Krieg wird manchem die Einsicht bringen, daß
wir wohl getan hätten, die deutschen Auslandschulen mit 3 bis ^ Mil--
lionen zu unterstützen anstatt mit einer bis anderthalb. Wie haben diese
Schulen, die ihre Aufgabe längst erkannt hatten, geschrien und gefleht,
und wie hat das reiche Deutschland um jeden blauen Schein mit ihnen
gemarktet!

Wie hätte sich eine großzügigere Rnterstützung der deut-
schen Presse im Ausland bezahlt gemacht! Warum konnte nicht
jeder Ort mit einigermaßen zahlreicher deutscher Bevölkerung eine deutsche
Zeitung haben, zweisprachig am besten, wie der „Osmanische Aoyd"
hier in KonstanLinopel, der in dieser Kriegszeit wie ein Bollwerk gegen
das Lügengeschütz wirkt!

Noch größere Fehler haben wir in der Friedenszeit gemacht. Wir
haben Lüchtige Kräfte aus dem Vaterlande weggegeben, in fremde LLnder
geschickt als Reformatoren. Mit ihrem Können und ihrer Arbeitskraft
zugleich haben sie dem neuen Lande noch etwas anderes geschenkt: die
deutsche Treue. Das sagt: sie haben von dem Augenblick ihres Eintritts
in den neuen Dienst an für das andere Land gewirkt, uneigennützig für
sich selbst, uneigennützig auch für Deutschland. tzätten sie nur eins
fürs deutsche Vaterland dabei getan: hätten sie dem Volk, das sie er-
zogen, wenigstens das Gefühl der Verpflichtung, der Dankbarkeit uns
gegenüber mit anerzogen! Ich bin überzeugt: ein Land, das von Fran--
zosen kultiviert ward, wäre an Frankreich nie zum Verräter geworden, wie
Iapan an uns.

And einen noch größeren Fehler Haben wir begangen. Wir haben
uns gefreut, daß wir mit den höchstentwickelten Völkern „auf einer SLufe
standen" und in mancher tzinsicht wohl gar überhaupt „an der Spitze
der Völker marschierten". Rnd bildeten uns ein, das müsse ja jeder Mensch
in der Welt wissen, daß wir da ganz vornan gingen. Woher sollten
das die Völker der Welt denn wissen?

Abgesehen von den Wenigen, die in unserm Lande gewesen waren,
gab es zweierlei Möglichkeit, uns kennen zu lernen: die deutschen


N IanuarhefL L916 (XXIX, 7)
 
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