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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

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Heft 7 (1. Januarheft 1916)
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Budzinski, Robert: Radierungen auf Linoleum: eine "Kriegstechnik" für Künstler
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Gonser, Immanuel: Welchen Ertrag bringt der Krieg der Bewegung gegen den Alkoholismus?
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0028

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sehr bedauern. Das ganze Verfahren ist noch entwicklungsfähig, neue Hände
u>erden auch hier neue Möglichkeiten finden.

Konitz in Westpreußen Robert Budzinski

Welchen Ertrag bringt der Krieg der Bewegung gegen

den Alkoholisums?

Beginn des Krieges schrieb mir ein hochstehender Führer draußen:
>^,/Dieser Krieg wird bei der Amwertung aller Werte auch der Alkohol«
^Ffrage zum Siege verhelsen." Dürfen auch wir das hoffen?

Wenn wir auf diese Frage hin vom derzeitigen Stande des Alkoholis«
mus bei uns Deutschen sprechen wollen, so sind die Zustände bei unseren
kampfenden Truppen nicht das Wichtigste. Dort wirken außerordentliche
Verhältnisse, welche nur in ihren Wirkungen teils günstiger, teils un-
günstiger Art für unsere jetzige Besprechung in Betracht kommen. Das
Wichtigste für unsere Antwort sind die Zustände in der tzeimat.

Wer nur die Tagespresse liest, mag zu der Meinung geneigt sein: was
den Alkoholmißbrauch betrifft, so stehL's da erfreulich. Wir lesen, daß in
England Männer und Frauen aus allen SLänden in Trinkausschreitungen
stch ergehen, daß in Frankreich entsetzliche Zustände auf diesem Gebiete
herrschen, daß in Rußland mit den verschiedensten Mitteln und auf den
verschiedensten Wegen versucht wird, das SchnapsverboL zu umgehen. Da-
gegen finden manche, besonders wenn es gilt, gegen irgendeine neue
militärische oder polizeiliche Verordnung einschränkender oder verbietender
Art SLimmung zu machen, bei uns die Zustände durchaus befriedigend.
Ls ist richtig: die Arsachen und die Wirküngen des Alkoholismus sind
bei uns eingeschränkt worden. Aber noch ist die Zahl derer reichlich groß
unter jung und alt, besonders in den Großstädten, welche die Zeichen und
Forderungen der Zeit nicht verstehen, die von den alten Gewohnheiten und
Neigungen nicht lassen können, die im Genuß, auch im mißbräuchlichen
Genuß geistiger Getränke, das Bedürfnis sich „auszuleben" befriedigen.

Davon kann jeder sich überzeugen, der offenen Auges sich in vorgerück-
ter Stunde umschaut. Wir ersehen es auch aus den Berichten der Trin-
kerfürsorgestellen. Es ist wohlbekannt den Polizeiverwaltungen. Es spricht
aus allen den Aufrufen und Verordnungen der stellvertretenden General-
kommandos. Ls wird bestätigt durch die glänzenden Geschäftsberichte
von Großbrauereien und Spiritusfabriken. Ach nein, verschwunden ist der
Moholismus auch daheim durchaus nicht.

Günstig haben gewirkt und werden weiter wirken: die ernste SLim--
mung der Gegenwart, welche der aufklärenden und vorbeugenden Arbeit
mehr Werbekräfte zuführt und bei den zu Werbenden mehr Empfänglichkeit
schafft; die Erkenntnis gerade der Botwendigkeit der Erhaltung und Meh-
rung unserer VolkskrafL, welcher auch diese Arbeit zugute kommt; der
Einblick in die Zusammenhänge zwischen Volksernährung und Alkoholismus.
Günstig werden auch wirken viele Zeugnisse der aus dem Felde Zu-
rückkehrenden, welche gerade draußen die Gefahren des Alkoholismus
erkannt haben, sei es durch BeobachLungen an sich selbst, sei es an
andern.

Von grundsätzlicher Bedeutung bleibt auch für die Zeit nach dem Kriege
die Stellungnahme der Militär- und Zivilbehörden während des Krieges.
2n Friedenszeiten wollte es wohl manchmal scheinen, als ob allzuviele
 
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