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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

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Heft 8 (2. Januarheft 1916)
DOI Artikel:
Schlaikjer, Erich: Kritik eine Kunst?
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Bröcker, Paul: Kleineisenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0082

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sei. Wohl aber ist es richtig, VaH die Kritik in unsern Tagen sehr oft von
einenr künstlerisch geadelten Stimmungsbericht abgelöst wird. Nur ist es
immerhin die Frage, was man von dieser Entwicklung der Kritik zum
Bericht, der ästhetischen Erkenntnis zur asthetischen Reportage
halten will.

Um es gleich zu sagen: ich halte sie, alles in allem, Lrotzdern für
einen Fortschritt. Das wirkliche kritische Talent ist so selten, daß
wir mit ihm nur als mit einer Ausnahmeerscheinung rechnen können.
Wollten wir verlangen, daß in einer Kritik immer ästhetisch-kritische Arbeit
zu leisten wäre, so würden wir von einem tzeer von Schulmeistern heim-
gesucht werden, die ihre zusammengelesene wissenschaftliche Bildung in
der Zeitung auseinander breiteten. Was wir daran hätten, braucht gar
nicht erst gesagt zu werden. Der künstlerisch gefärbte Bericht verlangt
von seinem Verfasser unter allen Umständen ein bestimmtes künstlerisches
Talent, und dieses Talent können wir uns sehr wohl als eine Bürgschaft
für ästhetisches Feingefühl gefallen lassen. In der ganzen Iournalistik
macht sich eine Wendung zum Künstlerischen bemerkbar, und sofern sie
nicht in marklose Schönrednerei entartet, sofern der journalistische Wille
nur fest und der journalrstische Verstand nur klar bleiben, glauben wir
sie begrüßen zu dürfen. Die Zeitung kommt als ein täglicher Bote in
jedes tzaus. Bringt sie den Lesern gelegentlich auch ein feines Schmuckstück
der journalistischen Kunst, brauchen gerade wir uns darüber nicht zu
grämen. Aber Kritik ist diese journalistische Kunst nicht — darüber
wollen wir uns die Gedanken unverwirrt halten. Erich Schlaikjer

Kleineisenkunst

FLtzUpfer, Zinn, Aluminium, Antimon und alle rhre Legierungen sind
M^bekanntlich heute bei uns dem Kriegsbedarf und der Landwirtschaft
^vorbehalten. Soweit Dinge des Friedensbedarfs hergestellt werden,
geschieht es aus Ersatzstoffen, vornehmlich aus Eisen. Das ist uns unge-
wohnt. Wohl wissen wir im großen mit Eisen gut umzugehn. Unsre Eisen-
bauten sind geistvoll und groß, und wir sind das beste „Eisenvolk" der
Erde, wenn man nicht nur auf die Menge des verbrauchten Eisens sieht,
sondern auch auf den Grad der Straffheit der Stoffverwendung im Ver-
hältnis zu der erzielten Leistung. Aber in einem fehlt es uns doch an Eisen-
tüchtigkeit noch bedeutend. Wohl sind die vielen Kleinmetallgewerbe bereit
gewesen, Eisen an die Stelle von Messing und anderen Legierungen zu
setzen, und nicht nur beim tzeere sind auch die kleinsten Teile durch Eisen
ersetzt, auch in der ganzen Beschlag- und Armaturenindustrie für den
Friedensbedarf. Anser Kunstgewerbe jedoch liegt brach. Es ist gewohnt,
mit jenen Stoffen zu arbeiten, die heute dem Geschütz und dem Geschoß
und der „Gulaschkanone^ vorbehalten sind. Das Kunstgewerbe erklärt, mit
Eisen zumeist nicht arbeiten zu können. And doch sollte das geschehen
können. Es gilt dazu vor allem, den Bezirk weiter zu stecken: Gewerbekunst
statt Kunstgewerbe, statt Kunst im Gewerbe das Gewerbe als Kunst. Anser
großes Eisenschaffen hat uns den Weg gezeigt: Kunst ist beseelte, straffe
Technik. Eine Maschine, eine Brücke sind auch ohne den üblichen Kunst-
willen schön. Der Künstler soll jetzt dem Gewerbe zeigen, wie man Eisen
ausdruckswahr verwendet, indem man all die Dinge ohne Anterschied aus
Eisen schafft, die um ihres Zweckes willen nicht aus einem andern Metall
 
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