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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

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Heft 8 (2. Januarheft 1916)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0099

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wurden, durch ein gemeinsames
Denkmal zu ehren. Für dessen An«
lage gab die AnberührLheiL des
Platzes freien Spielraum; und die
Gemeinde zeigte sich bereit, mit un-
sern Militärbehörden zusammenzu»
wirken. Im Laufe des Sommers
ist das Werk vollendet, im Spat»
herbst dann in Gegenwart des Kai«
sers eingeweiht worden.

Vom Tor des Friedhofes her
führt ein breiter Weg leicht bergan,
der die französischen Gräber zur Lin-
ken von den deutschen zur Rechten
scheidet. Quervor steht, an den wei-
Ler ansteigenden tzügel gelehnt, eine
Giebelwand mit zwei Flügeln; da-
vor, zu beiden Seiten des Ein-
ganges, ein jugendlicher und ein
bärtiger Krieger, beide nur leicht
gegürtet, beide mit der einen tzand
die Lanze umfassend, die, auf den
Boden gestellt, hoch emporragt. In
der andern tzand tragt der ältere
Mann, dessen Blick traurig zur
Erde gesenkt ist, den tzelm; der
jüngere hat den tzelm auf dem
tzaupt, in der tzand hält er den
Kranz, doch auch sein Gesichtsaus-
druck ist ernst. Der Sieger und der
Besiegte: leise und doch vernehmlich
angedeutet. — Man muß näher
herantreten, um die Namen lesen
zu können, die auf den Feldern des
Mauerwerkes in breiten Streifen
angeordnet sind; auch hier rechts
die Deutschen, links die Franzosen.
Oben im Giebelfeld sind die christ-
lichen Symbole angebracht:

Darunter steht in großen Buch»
staben, die beiden Namenstreifen
des mittleren Feldes als Äber-
schrift zusammenfassend:

k'on'roi »lo

Das ganze Denkmal, dessen künst-
lerische Würdigung anderen über«
lassen bleibe, ist die wohltuende
Betätigung einer Sinnesart, die in-
mitten blutigen Ringens das Aus-

gleichende des allgemeinen Men»
schenschicksals zu empfinden vermag.
And es ist zugleich eine tröstliche
Erinnerung daran, daß als Erbteil
von den Vätern her Sprache und
Kunstform uns geblieben sind, um
über alle Ierklüftung hinweg sol-
ches menschlich Gemeinsame zum
Ausdruck zu bringen. ^ P. C.

Nochmsls: dieFreideutschen
auf der Berliner Zugend-
pflegekonferenz

ertha Siemering bittet mich, die
von mir angegriffene Stelle ihres
Berichts über die freideutsche Iu-
gend nach ihrer Mederschrift wieder-
zugeben. Sie lautet danach so:

„Aus dem stetigen und geruhigen
Verlauf der Iugendpflegearbeit im
Frieden ragt ein Ereignis epoche-
machend hervor, der Tag der frei-
deutschen Iugend auf dem tzohen
Meißner: »Bewundert viel und viel
gescholten.« Bis in den Frühsommer
Zvg er seine zitternden Kreise.
In unerquicklichen Verhandlungen
stritt und quälte man sich damals
mit älteren Männern,um eine Art
Programmformulierung, die ihrem
Wesen nach eigentlich programmwid-
rig, jedenfalls höchst unjugendlich
war. Dann machte Größeres alles
Für und Wider verstummen. —
Was ist uns die freideutsche Iugend-
bewegung? Was ist der Iugend-
pflege dieses wunderliche Gemisch
von Lebensreform und Rassen«
hygiene, von starkem Willen zur
Selbsterziehung und grünster Bacca-
laureusstimmung: »Die Welt, sie
war nicht, eh ich sie erschuf«? »Ori-
ginal, fahr hin in deiner Pracht«, so
sagen wir kühl mit Bezug auf dieses
letzte Merkmal. Andres von dem
Ganzen. Gerade diesen jungen Leu-
Len, soweit sie uns glücklich wieder-
kehren, wird der Krieg ein heilsamer
Erzieher gewesen sein. Die tzaltung
der kleinen Schar ihrer Daheimge-

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